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«Das Leben ist ein täglicher Kampf»

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«Das Leben ist ein täglicher Kampf»

Radiomachen im afrikanischen Mali: Redaktorin Regula Saner berichtet über ihre Erfahrungen

Es gab nichts, was einem das Gefühl der Leichtigkeit des Seins vermittelte, sagt Regula Saner über ihren Aufenthalt in Bamako, der Hauptstadt von Mali. Trotzdem spricht die einstige Chefredaktorin von Radio Freiburg begeistert über ihre Arbeit beim Lokalsender Radio Kledu.

Mit REGULA SANER sprach
IRMGARD LEHMANN

Die Ankunft in Mali war für Sie ein Kulturschock – inwiefern?

Dass es möglich ist, so rudimentär Radio zu machen, war für mich unvorstellbar. Aber es ging. Die Redaktion zählte acht Mitarbeiter, die ihre Texte von Hand schrieben. Es gab weder Computer noch Telefone. Ohne Internetzugang und ohne Agenturmeldungen war die Informationsbeschaffung eine tägliche Herausforderung. Eher selten waren auch offizielle Einladungen zu Medienkonferenzen. Glücklich diejenigen also, welche ein Motorrad besassen, um möglichst schnell an Ort und Stelle zu sein.

Ich war auch überrascht vom mörderischen Strassenverkehr, vom Chaos in dieser Millionenstadt.

Und am Arbeitsplatz?

Ich musste meine Arbeitsweise total überdenken und bei Rendezvous mit Gesprächspartnern gleich drei, vier Themen im Köcher haben. Denn kurzfristig war nichts zu holen.

In erster Linie machte mir aber das heisse Klima zu schaffen. Die Temperatur lag konstant bei 35 Grad. Ich war schon frühmorgens schweissgebadet.

Und trotzdem sind Sie begeistert in die Schweiz zurückgekehrt.

Die Gastfreundschaft der Menschen hat mich tief beeindruckt. Keine Minute fühlte ich mich bedroht, auch nachts nicht – wenn ich alleine unterwegs war. Unzählige Ethnien leben in Bamako friedlich zusammen und es gibt erstaunlich wenig Kriminalität.

Wohl schreien die Kinder «Toubabou mousso flé» (Schaut eine weisse Frau kommt). In Afrika fällt ein Weissgesicht halt immer noch auf.

Allgemein sind aber die Malier äusserst tolerante Menschen. Ich war rundum akzeptiert und konnte meine Gewohnheiten ungeniert ausleben. Meine Füsse landeten auch in Mali auf dem Redaktionstisch.

Was ist den Menschen wichtig?

Das Leben in diesem Land ist ein ständiger Kampf ums Überleben. Meine Kolleginnen und Kollegen haben sich sogar die Kosten für die Benutzung der öffentlichen Busse vom Mund abgespart.

Aber trotz den wenigen Mitteln legen die Malier viel Wert auf ihre Erscheinung. Die Kleider werden auf Mass angefertigt. Überall ist aus unzähligen Schneiderstuben das Rattern der gusseisernen Pfaff-Nähmaschinen zu hören.

Mali gilt als eines der ärmsten Länder Afrikas. Spürt man dies im Alltag?

Ja. Da denke ich vorab an die Bus- und Taxifahrer. Kürzlich sind die Benzinpreise um rund 25 Prozent gestiegen – mit prekären Folgen für die Fahrer. Ein Chauffeur erzählte uns Radioleuten, dass er von seiner Arbeit kaum mehr leben könne. Er entblösste seinen Bauch und zeigte uns seine Narbe. Für die Operation habe er einen Kredit aufnehmen müssen.

In den letzten Jahren hat aber auch die Zahl der Bettelkinder drastisch zugenommen. Es sind Kinder aus zerütteten Familienverhältnissen oder Kinder, die ihr Dorf verlassen haben, weil es dort kein Auskommen mehr gibt. Darunter sind aber auch Koranschüler, die das Erbettelte ihrem Meister abliefern.

Ein anderes Erlebnis, woran Sie sich bestens erinnern?

Ja, das war am Gericht. Rund 400 Leute warteten im überfüllten Gerichtssaal auf die Urteile in einem grossen Korruptionsfall. 22 Unternehmer sassen auf der Anklagebank, weil sie die Staatskasse um 2,6 Milliarden CFA (rund vier Millionen Euro) geplündert haben.

Plötzlich fällt eine Frau in Ohnmacht. Die Hitze ist mörderisch. Ich fühlte mich vielmehr inmitten eines afrikanischen Marktes als in einem Gerichtssaal.

Ein anderes Mal nahm ich an einer Debatte teil, wo rund 200 Frauen und Männer über die Ausgaben für Hochzeiten diskutierten, die offenbar dekadente Ausmasse angenommen haben. Ausgaben, die den Bräutigam nicht selten in den Ruin treiben.

Nicht vergessen haben Sie aber auch den Tod einer Frau.

In Mali ist es leider noch so, dass Frauen bei einer Schwangerschaft immer noch ihr Leben riskieren. Der Tod einer langjährigen Mitarbeiterin von Radio Kledu hat mich noch lange beschäftigt. Die Frau war erst 35 Jahre alt.

An der Beerdigung habe auch ich teilgenommen: Da predigte ein Imam vom Leben und Tod, fuchtelte mit den Händen, ohne nur eine Minute sein Handy abzulegen. Ein Handy, das prompt läutete. Trotz den traurigen Umständen musste ich ein wenig schmunzeln.

Und die persönliche Bilanz – wie sieht die aus?

Mit den Kolleginnen und Kollegen von Radio Kledu habe ich neun spannende Wochen erlebt und unglaublich viel gelernt – in journalistischer wie auch menschlicher Hinsicht.

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