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Das Parteiensystem ist eine Konstante der Freiburger Geschichte

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Das Freiburger Parteiensystem erweist sich seit Jahren als sehr stabil. Wahlen folgen auf Wahlen, doch die beiden Lager bleiben immer etwa gleich gross. Der Politologe und Historiker Claude Longchamp, gebürtiger Freiburger, weiss: Ein zentrales Element ist das Fehlen einer echten Mitte. 

Es ist frappant: Im Kanton Freiburg wird gewählt, die Parteien kämpfen um jeden Wähler und jede Wählerin und einzelne verzeichnen ab und an sogar erdrutschartige Siege oder desaströse Niederlagen. Letzten Sonntag freuten sich die Grünen und trauerte die SP. Auch innerhalb des rechten Lagers gab es kleinere Verschiebungen. Wer die Freiburger Politik beobachtet, kommt nicht umhin zu erkennen, das es jedes Mal dasselbe Muster ist: Es gibt mitunter starke Veränderungen innerhalb der Lager, jedoch Stabilität zwischen ihnen.

Das sei tatsächlich offensichtlich, sagt Claude Longchamp, Politologe und Historiker, der früher in Freiburg gewohnt hat. Und zwar zeige sich diese Beständigkeit sicher seit den 1980er-Jahren. «Seither teilten sich die Parteien der Rechten und der Linken die Sitze immer etwa im Verhältnis eins zu zwei auf.»

Ein wesentlicher Grund für diese Stabilität: Eine Mitte im engeren Sinn habe sich in dieser Zeit nicht entwickelt. Zuerst habe das daran gelegen, dass sich die beiden sonst verfeindeten Parteien CVP (früher Katholisch-Konservative, heute Die Mitte) und FDP den Politkuchen aufgeteilt haben. Damals trennte Freiburg mehr ein konfessioneller als ein politischer Graben. Die beiden Parteien hielten andere Gruppierungen mit einer hohen Wahlhürde aus dem Parlament heraus. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das heute bekannte Parteiensystem, nicht zuletzt durch die Gründung der Freiburger Sozialdemokratie, die historisch aus dem Freisinn entstand. «Was wir heute haben, ist ein pluralistisches Parteiensystem mit verschiedensten Parteien.»

Zwar sei der Links-rechts-Graben, wie er sich im Kanton verfestigt habe, auch anderswo bekannt. Dort seien aber häufig Parteien entstanden, die sich bewusst in die Mitte zwischen die Lager gedrängt hätten, früher der LdU, zuletzt die Grünliberalen. Diese seien jedoch in Freiburg schwach. Und die CSP, traditionell eine starke Kraft, habe ihre Strahlkraft verloren und sei als Juniorpartnerin der SP und dann der Grünen in die Mitte-Allianz eingebunden worden. «Somit fehlt dem Kanton im Parlament eine Mitte.»

SVP zieht den Wagen weiter nach rechts

Auf der anderen Seite wird das Erstarken der SVP deutlich. «Damals, als ich jung war, galt es für uns als unschicklich, die SVP zu wählen, sie galt ein reformierter Import aus Bern», erinnert sich Longchamp an seine Freiburger Jahre. Heute sei die SVP eine eigene, von den beiden anderen bürgerlichen Parteien ziemlich unabhängige Kraft mit einer eigenen Geschichte und Agenda. Sie mache aus einem Block von Bündnispartnern ein loses Lager, indem sie mal so, mal so agiere. Longchamp verweist darauf, dass die SVP in den letzten rund 30 Jahren ihre Sitzzahl im Parlament insgesamt nahezu verdreifacht habe – meist auf Kosten der CVP. Dies habe zu einer Stärkung der Kräfte rechts der Mitte geführt, was wiederum nicht unbedingt dazu beiträgt, die Differenzen zwischen den Lagern zu überwinden.

Der Junior wird erwachsen

Auf den Wahlsieg der Grünen angesprochen, relativiert Longchamp. Die Grünen seien in Freiburg noch nicht richtig durchgestartet. Der Kanton habe dieses Jahr nur nachvollzogen, was in anderen seit einigen Jahren läuft: Die Grünen als Generationenpartei der Jungen verdrängen die Sozialdemokratie. «Die Alten wählen die SP, die Jungen die Grünen», so Longchamp. Dabei sei zu bedenken, dass der Kanton Freiburg demografisch ein junger Kanton sei. Denn tatsächlich unterschieden sich die beiden Parteien ideologisch kaum voneinander. «Die SP hat die Grünen zum Beispiel auf Bundesebene immer nur als Juniorpartner geduldet», so Longchamp. Und, so fügt er an, es gebe sogar den leichten Effekt, dass sich die Grünen auf dem Land festsetzten. Dies geschieht nicht selten auf Kosten der SVP, denn traditionell haben die Grünen auch einen landwirtschaftlich geprägten, «öko-konservativen» Flügel. Die SP dagegen ist vor allem in den Städten stark.

Longchamp ist sicher: In Freiburg und in der restlichen Schweiz wird der Vormarsch der Grünen weitergehen – vor allem auf Kosten der SP. «Die Grünen haben noch viel Entwicklungspotenzial.» Das heisst: Die Grünen werden über kurz oder lang den Lead im linken Lager übernehmen. «In Genf ist es schon so weit, in Freiburg fehlt noch einiges. Doch in der Stadt Freiburg könnte es bald einmal so weit sein.»

Kommentar (1)

  • 09.11.2021-Irene Bernhard

    Wir haben hier wohl eine Huhn-/Ei-Frage: Die glp ist die Partei, die zwischen dem Links-Rechts-Graben politisiert und wäre somit eine echte Mitte oder eine “Mitte im engeren Sinn”, soviel stellt Claude Longchamp fest. Die glp sei im Kanton Freiburg jedoch schwach. Huhn oder Ei, was war zuerst? Ist die glp im Kanton Freiburg schwach, weil man im Kanton Freiburg einfach gerne beim Gewohnten bleibt oder bleibt man gerne beim Gewohnten, weil die glp im Kanton Freiburg noch immer nicht wirklich bekannt ist und es noch immer nicht wirklich verstanden wird, dass die glp eben genau die Partei ist, die unabhängig vom Links-Rechts-Graben Politik für kommende Generationen macht? Das wäre spannend zu eruieren für die Politikforscher!

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