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«Das Prestige der Ausländer ist gesunken»

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Autor: frank stettler

Dave Esterkamp, hätten Sie im Dezember 2004, als Sie als Ersatz-Ausländer zu Olympic stiessen, gedacht, dass Sie so lange in Freiburg bleiben würden?

Nein, so was konnte ich zu diesem Zeitpunkt nun wirklich nicht erwarten. Aber der Vorstand von Olympic machte es mir jeden Sommer verdammt schwer, nicht zurückzukehren.

Was bewog Sie letztlich, Ihre nunmehr sechste Saison für Olympic zu bestreiten?

Wenn bei mir einzig und allein der Basketball im Vordergrund stehen würde, wäre ich bestimmt nicht mehr in Freiburg. Der Lebensstandard in der Schweiz spielt eine wichtige Rolle. Seit knapp zwei Monaten bin ich Vater eines Sohnes. Mal ehrlich, gibt es einen besseren Ort als die Schweiz, um ein kleines Kind zu haben? Die ganze Versorgung, die Rahmenbedingungen, alles ist stimmig hier. Die Situation ist so, wie sie ist, perfekt für mich.

Wie wichtig ist Ihnen der finanzielle Aspekt? In anderen Ligen gibt es mehr zu verdienen als in der Schweizer Nationalliga A.

Sicher könnte ich andernorts vielleicht den einen oder anderen Dollar mehr verdienen. Aber ich spiele nicht primär des Geldes wegen. Was mich in erster Linie antreibt, ist der Erfolg. Ich will so viele Titel wie möglich gewinnen. Ich möchte meinem Sohn dereinst erzählen können, dass ich ein Champion war. Bei Olympic habe ich die Chance, Titel zu gewinnen.

Wollten Sie schon immer professioneller Basketball-Spieler werden?

Ja, seit ich mich erinnern kann, war dies mein Ziel. Ich wollte Football- oder Basketball-Profi werden. Es zeichnete sich ziemlich früh ab, dass ich es im Basketball versuchen würde. Ich habe es geliebt zu trainieren. Oft habe ich stundenlang ganz alleine für mich an meinem Spiel gearbeitet. Es war immer einfach für mich, hart zu trainieren. Ich musste mich nie dazu aufraffen. Denn ich konnte tun, was ich liebte, Basketball spielen.

Als Junior haben Sie sicher von der National Basketball League (NBA) geträumt.

Ich werde oft gefragt, wieso ich es nicht so weit geschafft habe. In den Vereinigten Staaten gibt es natürlich die Superstars wie LeBron James oder Kobe Bryant, aber dahinter gibt es unzählige Spieler, die mehr oder weniger ein ähnliches Niveau haben. Um es in die NBA zu schaffen, muss man eben auch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Ich schäme mich keineswegs, dass ich es nicht nach ganz oben gebracht habe. Ich habe Karriere in Europa gemacht, damit bin ich vollauf zufrieden.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Basketballs in der Schweiz?

Das Spielniveau ist in den vergangenen Jahren gestiegen. In dieser Saison gibt es vier bis fünf Top-Mannschaften, was die Meisterschaft spannend macht. Interessant war zu sehen, wie Nyon versucht hat, sich eine Meistermannschaft zusammenzukaufen. Aber das geht nun mal nicht. Was blieb, ist der grosse Unterschied zwischen den besten und den schlechtesten Teams der Liga.

Ist es nicht frustrierend, etwa in Lausanne teilweise vor nur rund 200 Zuschauern zu spielen?

Grundsätzlich ist es mein Job, Spiele zu gewinnen. Wie viele Leute mir dabei zusehen, ist sekundär. Aber wenn mir mein Bruder Steve, der in Deutschland Basketball spielt, erzählt, wie verrückt die Fans dort sind, werde ich schon etwas neidisch. Ich denke, dass Basketball in der Schweiz nicht gut genug verkauft wird. Ich weiss, dass Eishockey und Fussball einen höheren Stellenwert geniessen. Die Tradition dieser Sportarten ist hierzulande viel grösser. Aber hey, mit Thabo Sefolosha hat die Schweiz sogar einen NBA-Spieler. Daraus müsste man auch hier viel mehr Kapital schlagen.

Die Nationalliga A wird von den ausländischen Spielern dominiert. Sieben Verstärkungen sind pro Team erlaubt. Was halten Sie von dieser Regelung?

Ehrlich gesagt: nichts. Als ich in die Schweiz kam, waren es noch zwei Ausländer pro Team. Damals war das Prestige grösser, eine Ausländerposition zu besetzen. Es fühlte sich definitiv besser an als heute. Heute habe ich manchmal das Gefühl, dass ich gegen eine College-Mannschaft aus den USA spiele. Ich denke, mit drei Ausländern pro Team würde das Niveau nicht sinken. Die Qualität der Verstärkungen wäre dementsprechend besser. Und es gibt genügend Talente in der Schweiz. Es geht einzig darum, den Ball ins Rollen zu bringen. Mit der Akademie ist Oympic auf dem richtigen Weg.

Für viele Ausländer steht nicht das Team, sondern die persönliche Statistik im Vordergrund.

Das ist tatsächlich ein Problem, hat aber seinen Grund. Die Spieler wollen auch in der nächsten Saison einen Job, und das beste Argument dafür sind gute persönliche Statistiken. Früher habe ich es nicht anders gehandhabt. Heute bin ich ein etablierter Spieler. Mich interessiert nicht mehr, ob ich zwei oder zwanzig Punkte erziele. Was zählt, ist der Sieg. Um einen Vertrag zu bekommen, muss ich nicht mehr zeigen, was ich auf dem Kasten habe. Die Clubs wissen schon lange, was ich kann und was nicht.

Vergangene Saison konnten Sie überhaupt nichts zeigen. Sie fehlten ein ganzes Jahr lang aufgrund einer Beinverletzung. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Es war schon hart. Zunächst durfte ich einen Monat nur auf dem Sofa sitzen, dann folgten Wochen an den Krücken. Und immer wieder Physio. Ich hatte Angst, dass ich nicht mehr mein altes Level erreichen würde. Heute bin ich glücklich, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat. Ich bin zwar etwas langsamer geworden, dafür habe ich ein besseres Gespür für das Spiel.

Sie wurden kürzlich 32 Jahre alt. Wie sehen Sie Ihre Zukunft? Weiter bei Olympic?

Ich denke, dass ich, wenn ich gesund bleibe, noch zwei bis drei Jahre auf diesem Niveau spielen kann. Ich habe bereits Gespräche mit dem Vorstand geführt. Ich will einfach das Beste für meine Familie. Auch wenn das Geld nicht im Zentrum steht, so will doch jeder seinen Leistungen entsprechend entlöhnt werden. Ich würde gerne hier bleiben. Ich spüre den Respekt und die Anerkennung der Zuschauer.

Und nach der Karriere als Profi-Basketballer, was folgt dann?

Konkrete Gedanken habe ich mir darüber noch keine gemacht. Auch nicht, als ich vergangene Saison verletzt war. Meine Frau und mein Bruder haben mir damals empfohlen, mich nach anderen Optionen umzusehen. Hätte ich dies getan, wäre ich heute nicht wieder zurück. Davon bin ich überzeugt. Ich wollte unbedingt wieder Basketball spielen, dafür habe ich mir Tag für Tag den Hintern aufgerissen. Wenn ich aufhöre, werde ich sicherlich etwas Distanz zum Basketball nehmen. Seit ich sechs Jahre alt bin, dreht sich bei mir alles um den Sport. Ich habe ein abgeschlossenes Kommunikationsstudium in der Hinterhand. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Ich setze mich nicht unter Druck.

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