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Der Boden – ein faszinierendes Labyrinth aus Luft und Milliarden von Teilchen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ein Blick unter den Boden eröffnet ein Tor in längst vergangene Zeiten. Gerhard Hasinger hat sich als Agronom ein Leben lang mit Bodenkunde beschäftigt und erklärt, welches Wunderwerk unter der Erde verborgen liegt, und warum die Menschen ihm Sorge tragen müssen.

Die Bergketten ragen mayestätisch über der Talebene von Greyerz auf. Nach dem Gewitter der vergangenen Nacht ist die Luft noch feucht, das Wetter wolkenverhangen und schwül. Bodenexperte Gerhard Hasinger steht neben einem Maisfeld. Der Boden unter ihm ist vollgesogen mit Wasser. Mit einem Spaten entnimmt er eine ungefähr halben Meter tiefe Bodenprobe – eine sogenannte Spatenprobe – und hebt sie auf ein Gestell.

Hier liegt er nun, der Boden. Der obere Teil ist dunkelbraun und durchwurzelt vom Mais, der auf ihm wächst. Doch tiefer unten liegt eine hellere Schicht. Was sonst noch auffällt: Das Loch, das durch den Spatenstich im Boden entstanden ist, ist gefüllt mit Wasser. Was ist hier los? 

Die Spatenprobe zeigt, was unter der Erde steckt.
Bild Charles Ellena

Als die Eiszeit zu Ende ging

Boden ist nicht gleich Boden. Je nach Standort sieht er anders aus und ist anders aufgebaut. Um zu verstehen, warum der Boden hier in Epagny auf dem Maisfeld so und nicht anders aussieht, wirft Gerhard Hasinger einen Blick zurück in die Vergangenheit – und in die umliegenden Berge:

Vor 15’000 Jahren war dieses Tal von einer 300 Meter dicken Eisschicht bedeckt.

Gerhard Hasinger
Agronom und Bodenexperte

Als die Gletscher vor 10’000 Jahren allmählich schmolzen, lagerte die Albeuve, heute nur noch ein kleiner Bergbach, bis vor 2000 Jahren Sedimente aus dem Gebirge rund um den Moléson ab. Diese erscheinen nun als helle Schicht, die das Wasser kaum durchlässt. 

Die ersten Pflanzen wuchsen wieder und allmählich überdeckte Wald das Tal. Dadurch entstand Humus: Die organische Schicht des Bodens mischte sich mit dem Untergrund. So erklärt sich die obere, dunkelbraune Schicht.

Das Maisfeld, wo Gerhard Hasinger den Boden untersucht, gehört Sébastien Grandjean. Der Landwirt baut hier auf einer Fläche von 66 Hektaren unter anderem Futter für seine Milchkühe an. Er sagt, für ihn sei es wichtig, zu wissen, wie der Boden auf seinem Land beschaffen sei. Es gehört zur Ausbildung von Landwirtinnen und Landwirten, selber eine Spatenprobe durchführen zu können. So sind sie in der Lage, die Eigenschaften des Bodens, den sie bewirtschaften, zu kennen. 

Gerhard Hasinger erklärt Landwirt Sébastien Grandjean, auf dessen Maisfeld er den Boden untersucht, was er in der Spatenprobe beobachtet.
Bild Charles Ellena

Blick in eine unsichtbare Welt

Was sich nun konkret im Boden befindet, ist schwer zu erkennen, denn viel davon, was darin passiert, spielt sich in so kleinen Massstäben ab, dass es nicht sichtbar ist. Deshalb erklärt Gerhard Hasinger stattdessen, was unseren Augen verborgen bleibt:

Der Boden ist halb leer, halb Materie, das ist ganz wichtig.

Gerhard Hasinger
Agronom und Bodenexperte

In den Leerräumen befinde sich entweder Wasser oder Luft. «Die Leere im Boden ist sehr kompliziert, ein Labyrinth ist nichts dagegen», sagt Hasinger. Es seien lauter kleine oder grosse Hohlräume in den verschiedensten Formen. Die Leerräume werden in der Fachsprache Poren genannt. Sie spielen eine grosse Rolle im Boden, denn das Zusammenspiel von Poren und festen Bestandteilen, die sogenannte Struktur, hat einen grossen Einfluss auf die Eigenschaften des Bodens. Hasinger erklärt:

Der Boden ist wie ein Schwamm, der Wasser aufnimmt und es bei Bedarf abgibt.

Gerhard Hasinger
Agronom und Bodenexperte

Ein guter Boden habe einen guten Luft-Wasser-Haushalt. «Wasser und Luft sind beides ganz wichtige Stoffe für die Pflanzen: Die Wurzel braucht ständig Wasser und Sauerstoff», erklärt Hasinger. Rund 40 Prozent einer Pflanze seien Wurzeln. Besonders in der heutigen Zeit, wo der Klimawandel aktuell sei, gäbe es Situationen, wo es plötzlich stark regnet und dann wieder lange Zeit nicht. «Ein guter Boden kann den Regen aufnehmen, lagern und überflüssigen Regen abführen in den Unterboden – so kann die Luft rein», so Hasinger.

Würmchen verraten den Tongehalt

Soviel zu den Leerräumen, die sich im Volumen des Bodens befinden. Die andere Hälfte, die Materie, besteht aus etwa 96 Prozent mineralischen Teilchen. Je nach Grösse haben sie einen anderen Namen. Steine und Sand sind die grössten. Noch kleiner ist Schluff und die kleinsten Teilchen werden als Ton bezeichnet.

Zu einer Spatenprobe gehört es, den Tonanteil in den verschiedenen Schichten von Hand ungefähr bestimmen zu können. Dafür nimmt Gerhard Hasinger zunächst ein kleines Stück Erde der unteren, hellen Schicht in die Hände und verreibt es. Daraus lassen sich kleine Würmchen formen, was bedeutet, dass ein hoher Anteil, also mehr als 30 Prozent der Materie, Ton ist. Dieser Boden wird als schwerer Boden bezeichnet.

Gerhard Hasinger lässt das geformte Würmchen fallen, reibt die Hände aneinander und klatscht ein paar Mal. Eine Staubwolke entweicht in die Luft. «Das ist Schluff», erklärt Hasinger. Auch der Saharastaub, der manchmal bis in die Schweiz getragen wird, bestehe aus Schluff, erklärt er.

Einzigartiger Nutzen für Mensch und Tier

Gerhard Hasinger ist 79 Jahre alt und beschäftigte sich sein ganzes Leben lang mit dem Boden. Seine Faszination dafür ist ihm geblieben. Aus dem deutschen Bayern ist er in den Kanton Freiburg ausgewandert, hat in der Schweiz Agronomie studiert und unter anderem beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau sowie bei der landwirtschaftlichen Beratungszentrale Agridea gearbeitet, wo er die Spatenprobe weiterentwickelt hat. Er sagt:

Am Boden fasziniert mich seine Bedeutung: Er ist ganz wichtig für die Ernährung der Menschheit.

Gerhard Hasinger
Agronom und Bodenexperte

Nur eine hauchdünne Schicht Boden überziehe unseren Planeten. «Darauf wachsen die Pflanzen. Sie produzieren Sauerstoff und stellen unsere Ernährung sicher. Nur sie können mit Luft, Wasser und Sonnenenergie Zucker herstellen. Das können wir Menschen und Tiere nicht. Das ist so ein tolles System, es ist so wichtig, dass es gepflegt wird», sagt Hasinger.

Gerhard Hasinger hat als Bodenwissenschaftler zahlreiche Böden untersucht. Seine Faszination dafür hat er nicht verloren.
Bild Charles Ellena

Klein, aber enorm wichtig

Nebst den Leerräumen und den mineralischen Bestandteilen findet sich auch organisches Material im Boden. Es macht zwar mit nur ungefähr vier Prozent des Bodenmaterials einen eher kleinen Teil aus, ist aber unabdingbar. Humus, Mikroorganismen und Regenwürmer seien für den Boden enorm wichtig, sagt Gerhard Hasinger. Mikroorganismen beispielsweise hätten eine entscheidende Funktion für die Nahrungsaufnahme der Pflanzen. Die sogenannte Rhizosphäre, der Bereich rund um die Wurzeln, sei besonders stark besiedelt:

Rund um die Wurzeln tummeln sich zahlreiche Bakterien und Pilze.

Gerhard Hasinger
Agronom und Bodenexperte

Die Pflanzen seien auf diese Mikroorganismen angewiesen, denn diese produzieren sogenannte Chelate, die Mikronährstoffe, also zum Beispiel Eisen oder Bor, für die Pflanzen verfügbar machen würden. Die Regenwürmer hingegen seien sehr wichtig für die Struktur des Bodens: «Es ist ein einfaches Tier, hat aber eine grosse Bedeutung für den Boden.» So bearbeite es diesen auf natürliche Weise und sorge für Struktur. So gibt es wiederum Leerräume, die mit Wasser, Luft, Wurzeln und Bodenlebewesen gefüllt werden können.

Sommerserie

«Da unten»

Die FN schauen in einer Sommerserie nach unten: Was finden wir im Boden, unter Wasser oder unter der Altstadt? In der Tiefe lässt sich so Einiges entdecken.

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