Nach den ausgezeichneten Leistungen der beiden Mannschaften in der vergangenen Woche, mit Siegen sowohl im Freiburger Cup als auch in der Meisterschaft, waren die idealen Voraussetzungen zu einem spannenden und hochstehenden Spiel gegeben. Dass die Spannung zumindest während der ersten Halbzeit bestehen blieb, dafür waren die Oberländer mit ihrem zweikampfstarken und phasenweise ausgezeichneten Kombinationsspiel besorgt.

Das war es dann aber für die Einheimischen. In der zweiten Halbzeit waren dann nur noch die Gäste für das Spektakel im Sellen zuständig. Plaffeien wurde von den entfesselt aufspielenden Seeländern nach Strich und Faden zerzaust und mussten gar froh sein, nicht mit einem Stängeli das Feld verlassen zu müssen. Für den FC Kerzers war der 7:1-Auswärtserfolg nunmehr bereits der vierte Sieg in Folge, und es scheint, dass sich bei den Seeländern inzwischen eine gewisse Stabilität eingestellt hat. Der FC Plaffeien seinerseits wird gut beraten sein, dieses Spiel schnell abzuhaken und sich höchstens noch an die gute erste Halbzeit zu erinnern.

Führungstor nach 35 Sekunden

Einige Zuschauer standen noch am Kassahäuschen, da ging Plaffeien bereits in Führung: Anspiel, ein weiter Ball nach vorne, Maximilian Schulz rutscht aus, Pascal Moser steht goldrichtig und schlenzt den Ball am weiteren Pfosten ins Tor. In der 14. Minute offerierte Kerzers seinem Gegner durch einen katastrophalen Fehlpass ein weiteres Geschenk, diesmal nahm es Fabrice Mast aber nicht an.

Nach einer Viertelstunde wurde Plaffeiens Torhüter Michael Huber, der den verletzten Christian Herren ersetzte, von Marc Rotzetter mit einem guten Schuss ein erstes Mal ernsthaft geprüft. Der frühe Gegentreffer hatte aber bei den Gästen offensichtlich Spuren hinterlassen. Ihre Angriffe wurden meist nur schleppend und ohne grosse Präzision ausgelöst, so dass die Plaffeier Verteidiger jeweils im Vorteil waren. So gesehen war es nicht verwunderlich, dass der Ausgleich erst nach einem stehenden Ball zustande kam. Nach einem Eckball von rechts übernahm der völlig frei stehende Kushtrim Azizi und schob seelenruhig ein (30.). Drei Minuten später gingen die Gäste gar in Führung. Der schnelle Yves Schlapbach lief über die linke Seite allen davon, flankte zur Mitte, und Ajdaroski Marem verwertete. Im Gegenzug vergab Fabrice Mast eine kapitale Chance zum Ausgleich.

Hattrick von Marc Rotzetter

Vermochte Plaffeien in der ersten Halbzeit das Geschehen ausgeglichen zu gestalten, so waren die zweiten 45 Minuten ein einziges Schaulaufen des ganzen FC Kerzers. Vier Minuten nach Wiederbeginn schlug Marc Rotzetter, nach Zuspiel von Fabian Stulz, zum ersten Mal zu. Acht Minuten später folgte Rotzetters zweiter Streich, und zehn Minuten vor Schluss schaffte er mit einer feinen Einzelleistung seinen lupenreinen Hattrick.

Kerzers-Trainer Bruno Stulz konnte es sich in der Folge gar leisten, den wirbligen Yves Schlapbach vorzeitig aus dem Spiel zu nehmen. Der eingewechselte Vasco Gonçalves bedankte sich kurz vor Schluss mit dem sechsten Tor für seinen Einsatz. In der Nachspielzeit stellte Fabian Stulz mittels Penalty (nach einem Foul an Rotzetter) den Endstand her – sehr zur Freude seines Trainers: «Nach dem frühen Rückstand haben wir zu lange gebraucht, um zurückzukommen», bilanzierte Stulz nach dem Spiel. «Nach dem Ausgleich haben wir Plaffeien doch einige Chancen zur erneuten Führung zugestanden. Hinten sind wir noch zu wenig konstant, dafür lief es uns heute vorne sehr gut.»

Plaffeiens Trainer Norbert Aerschmann hatte weniger Grund zur Freude. «Kerzers ist eine Stimmungsmannschaft, wenn es ihnen läuft, sind sie kaum zu halten. Sie haben uns heute eine Stunde lang eine Fussballlektion erteilt, uns blieb lediglich die Schadenbegrenzung.»