Der Freiburgische Bauernverband warnt vor einer Annahme der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative: Die Tradition und die Existenz der Freiburger Bauern stünden auf dem Spiel. Die Staatsräte Didier Castella und Olivier Curty sprechen sich ebenfalls für zwei Mal Nein aus.
Die Kühe fressen genüsslich ihr Heu. Die Familie und die Angestellten des Landwirts Christian Charrière tragen traditionelle Kleidung. Kuhglocken hängen an den Balken, der Stall ist festlich geschmückt. Die Tische für die Medienkonferenz des Freiburgischen Bauernverbandes stehen bereit. Zwei Staatsräte sind dabei am Mittwochmorgen: Didier Castella und Olivier Curty. Die Tradition steht im Vordergrund des Anlasses. Zum Einstieg treiben die Bauern die Kühe auf die Weide:
Fritz Glauser, Präsident des Freiburgischen Bauernverbandes, ergreift das Wort: «Eine Annahme der beiden Initiativen ‹Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung› und ‹Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide› hätte dramatische Konsequenzen für die Landwirtschaft.» Ein Rückgang der einheimischen landwirtschaftlichen Produktion wäre laut Fritz Glauser die Folge. «Dies würde mit einer Verringerung der Verarbeitung von Lebensmitteln einhergehen», sagt der Präsident des Bauernverbandes. «Die Initiativen sind eine Bedrohung für unsere Familienbetriebe in Kanton Freiburg.» Die Behauptungen der Initianten seien völlig unverhältnismässig. Von Jahr zu Jahr gebe es bereits Verbesserungen, und der Bauernverband unterstütze den Aktionsplan Pflanzenschutzmittel des Bundes.
«Freiburg ist proaktiv»
Die Präsidentin der Freiburger Landfrauen, Murielle Chassot, stellt in ihrer Rede die Frage in den Raum, ob wir Schinken aus China wollten. «Wir lehnen energisch ab, dass Bauernfamilien als Giftmischer eingestuft werden und dass auch die Schweizer Produktion verunglimpft wird», sagt sie. «Unsere Landwirtschaft arbeitet verantwortungsbewusst im Sinne von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, um ihre Hauptaufgabe, die Ernährung der Bevölkerung, zu erfüllen.»
Weitere Landwirtinnen und Landwirte ergreifen das Wort und rufen dazu auf, zwei Mal Nein in die Urne zu legen am 13. Juni. FDP-Staatsrat Didier Castella sagt, dass die beiden Volksinitiativen bei einer Annahme kontraproduktive Auswirkungen hätten. Sie seien zu extrem. Es sei klar, dass es Veränderungen brauche, und der Kanton Freiburg spiele dabei eine Vorreiterrolle, wie sich zum Beispiel bei der Reduktion von Antibiotika-Einsätzen beim Milchvieh zeige. «Immer wenn Alternativen vorhanden sind zum Einsatz von synthetischen Pestiziden, werden sie in der Landwirtschaft eingesetzt», sagt der Direktor der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft.
CVP-Staatsrat Olivier Curty verweist auf unnötige Risiken, die mit den beiden Initiativen einhergehen würden. «Der Kanton Freiburg wäre stark betroffen», sagt der Volkswirtschaftsdirektor. Bemühungen zur Reduktion des Einsatzes von Pestiziden seien bereits im Gang. «Freiburg ist proaktiv in diese Richtung unterwegs, es braucht Lösungen.» Olivier Curty spricht innovative Projekte wie das «Smart Farming» an. Es werde bereits viel gemacht, doch es brauche Zeit. Der Kanton werde progressiv weiterfahren mit der Unterstützung von Innovationen.
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.