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«Der Respekt ist unsere Geheimwaffe»

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«Der Respekt ist unsere Geheimwaffe»

In Freiburg werden Aufsichtspersonen für Schweizer Gefängnisse ausgebildet

Die klischeehafte Vorstellung des Schlüssel schwingenden, bellenden Wärters entspricht in Schweizer Gefängnissen nicht der Realität. Die Aufsichtspersonen setzen auf Vertrauen und Respekt. Ein Augenschein im Schweizerischen Ausbildungszentrum für das Strafvollzugspersonal in Freiburg.

Von JESSICA ALLEMANN*

«Im Moment ist es sehr ruhig hier, es ist Prüfungszeit», erklärt Philippe Von Sinner, der Direktor des Schweizerischen Ausbildungszentrums für das Strafvollzugspersonal (SAZ). Die Räumlichkeiten der Schule befinden sich im vierten Stock des grossen Gebäudekomplexes des Quartierzentrums Beauregard in Freiburg. Stundenpläne hängen an den Wänden, die Türen der zahlreichen Büros und Arbeitsräume stehen offen, Radiomusik dringt aus der Cafeteria in die hellen Räume. Wer sich kreuzt, grüsst freundlich, es herrscht eine behagliche Atmosphäre.

«Wer selber einmal gestolpert ist . . .»

Viele Schülerinnen und Schüler des SAZ haben einst einen anderen Beruf gelernt, sind aber inzwischen bei einer Institution des Strafvollzugs angestellt. «Man muss eine gewisse Familien- und Lebenserfahrung mitbringen, um eine glaubwürdige Betreuungsperson zu sein», betont Von Sinner. «Nur wer schon selber einmal gestolpert ist, kann einem in einer sehr schwierigen Situation eine Stütze sein.» Die Ausbildung soll die erforderliche Professionalität vermitteln. Dazu gehöre neben Kenntnissen in Recht auch ein gewisses medizinisches Grundwissen. «Die Betreuenden sollen zudem psychologisch sensibilisiert werden und lernen, wie sie in heiklen Situationen richtig reagieren.»

Wer den Fachausweis in der Tasche hat, kehrt während mindestens drei Jahren regelmässig an das Ausbildungszentrum zurück, um an den zahlreichen Fortbildungskursen teilzunehmen. «Die Kurse richten sich nach den aktuellen Bedürfnissen der Justizvollzugsanstalten», erklärt Von Sinner. So werden derzeit etwa Kurse über den «Umgang mit interkulturellen Konfliktsituationen» abgehalten, «Stress und Burnout» wird thematisiert, und auch für den «Umgang mit Gewalt im Freiheitsentzug» sollen die Fachmänner und -frauen des Strafvollzuges gewappnet sein.
«Am Anfang war ich sehr skeptisch, ob ich vom Gelernten überhaupt jemals etwas gebrauchen kann», sagt Ben Sassi, ein junger Betreuer, und lacht. Er habe dann aber sehr vieles in den Gefängnisalltag einbringen können. Den Absolventen des SAZ reizt vor allem der Kontakt zu Menschen. «Man arbeitet sehr eng zusammen, sieht sich täglich viele Stunden lang, man isst zusammen oder geht gemeinsam spazieren. Es entstehen gute Beziehungen», erzählt er. Für die Häftlinge sei er das einzige Bindeglied zwischen der Welt draussen und der Gefängniswelt. Dort sei die Gemeinschaft von Vertrauen geprägt. «Polizisten sind zum Beispiel oft erstaunt, dass wir ohne Hilfsmittel arbeiten. Aber wir brauchen keinen Schlagstock oder Pfefferspray, der Respekt ist unsere Geheimwaffe.»

Schwierig sei es vor allem, die Sprachhürden zu überwinden und die kulturellen Codes richtig zu deuten, findet Sassi, der selbst tunesische Wurzeln hat. «Es ist sehr hilfreich, wenn man mehrere Sprachen spricht und sich mit fremden Kulturen auseinander setzen kann und will.» Für das gegenseitige Verständnis sei es überdies unerlässlich, den Menschen ins Zentrum zu rücken und sein Delikt auszuklammern. «Ich habe sehr schnell gelernt, den Menschen in seiner schwierigen Situation zu sehen und sein Delikt zu vergessen.»

* Jessica Allemann studiert in Freiburg Medien- und Kommunikationswissenschaften. Der Artikel entstand im Rahmen eines Presse-Workshops an der Universität unter der Leitung des Lehrbeauftragten Hermann Schlapp. Während einer Woche erarbeiteten die Studierenden auf Vorschlag der FN eine Reihe von Texten, die in loser Folge veröffentlicht werden.

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