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Die Armut im Kanton Freiburg wächst

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Während die Zahl der in Armut lebenden Personen wächst, hat die Armutsgefährdung abgenommen. So die Erkenntnis aus dem neusten Armutsbericht. Sie dürfte jedoch bereits überholt sein. Denn die Zahlen im Bericht decken nur die Zeit bis 2019 ab.

Zum zweiten Mal hat der Kanton Freiburg seinen Armutsbericht vorgelegt. Damit setzt er ein Postulat der ehemaligen SP-Grossrätin Andrea Burgener Woeffray und des ehemaligen CSP-Grossrats Bruno Fasel von 2010 um. Diese hatten einen solchen regelmässigen Bericht verlangt. Von der ersten Erhebung im Jahr 2011 zur aktuellen Erhebung mit Zahlen von 2019 hat die Armut in absoluten Zahlen zugenommen. Lebten 2011 noch fast 6400 Personen unter der Armutsgrenze, waren es acht Jahre später etwas mehr als 6500 Personen. Diese Zunahme zeigt sich hingegen nicht in der Armutsquote, weil die Armut in Freiburg langsamer wächst als die Bevölkerung. In relativen Zahlen ist die Armutsquote deshalb von 2,5 auf 2,2 Prozent gesunken.

Als unmittelbar armutsgefährdet stuft der Kanton rund 25’200 Personen ein. Das sind rund 300 weniger als 2011. In relativen Zahlen nahm die Armutsgefährdung ab – von ursprünglich zehn Prozent auf 8,6 Prozent. Die Freiburger Armutsrisikogrenze lag 2019 bei rund 2600 Franken pro Monat für eine alleinlebende Person. Weitere Erkenntnisse der Studie: Einelternfamilien, also Haushalte mit nur einem Elternteil und einem oder mehreren Kindern, seien am stärksten armutsgefährdet. Frauen führen 92 Prozent dieser prekären Haushalte. Auch Kinder sind betroffen: So ist jedes zehnte Kind im Kanton von Armut gefährdet. Deutlich zugenommen habe der Anteil der einkommensschwachen Haushalte mit Ausländerinnen und Ausländern. Hatten diese früher noch rund 22 Prozent ausgemacht, seien es mittlerweile 40 Prozent.

Verzicht auf Sozialleistungen

Die Sozialdirektion bewertet die Entwicklung als beunruhigend. «Unsere grösste Sorge gilt den Menschen, die versuchen, sich knapp über Wasser zu halten», sagte Jean-Claude Simonet, Vorsteher des kantonalen Sozialamts, am Freitag anlässlich der Vorstellung des Armutsberichts. Vor allem diese Personen seien von den Krisen der vergangenen Jahre sowie von der Teuerung besonders betroffen. Es falle auf, dass Personen, die Anspruch auf Sozialleistungen hätten, diese nicht beantragen. Dies hätten die Sozialarbeitenden der Anlaufstelle «Freiburg für alle» festgestellt. Für den Verzicht auf Leistungen gebe es mehrere Gründe: Die Hilfen sind nicht bekannt, zu hoher administrativer Aufwand, Sorge wegen Verlust der Aufenthaltsbewilligung oder die zu späte Rückerstattung von Sozialhilfe.

Aktuelle Zahlen sind Mangelware

Eigene, aktuelle Zahlen zur Armutsentwicklung nach der Pandemie hat der Kanton noch nicht. Die meisten verfügbaren und auswertbaren Daten sind von 2019. «Die letzten Jahre, die von der Gesundheitskrise geprägt wurden, können noch nicht aus dieser Perspektive geprüft werden», heisst es im 50-seitigen Bericht. Bisher habe der Kanton vor allem die Steuerzahlen für den Bericht über die soziale Situation und die Armut genutzt. Jene für 2022 lägen noch nicht vor, erklärte Jean-Claude Simonet.

Die Steuerzahlen sind nicht perfekt, aber es sind die besten Daten, die wir haben.

Auch mit der Arbeitslosen- und der Sozialhilfequote, bisher klassische Indikatoren für die soziale Situation, ist kein vollständiger Überblick möglich. «Sie sagen nichts aus über die soziale Situation eines Teils der Bevölkerung, der sich ausserhalb dieser Dispositive bewegt», so die Einschränkung im Bericht.

Bessere Daten erhalten

In Zukunft bessere und schnellere Daten sowie Indikatoren zur Armut zu erhalten, ist somit eine von drei Handlungsebenen im Bericht. Andere Kantone hätten Beobachtungsstellen eingeführt, die Informationen zu Familie, Prekarität, Arbeit und Wohnen in Echtzeit erfassen könnten. Eine Struktur für die Beobachtung und Dokumentation der sozialen Realitäten könnte auch in Freiburg entstehen. Eine Evaluation mit Fachpersonen des Kantons und von Hilfsorganisationen habe kürzlich begonnen und soll im nächsten Jahr abgeschlossen werden.

Eine weitere Handlungsebene sei der Zugang zu Leistungen. «Dieser könnte zweifellos verbessert werden», steht im Bericht. Ein sozialer Liaisonbereitschaftsdienst könnte Personen bei ihren Formalitäten begleiten und unterstützen. Dies hätte auch eine präventive Wirkung, zum Beispiel «indem sichergestellt wird, dass eine Person eine Verbilligung der Krankenkassenprämien erhält, bevor sie sich verschuldet». Auch die Verbindung zwischen dem Kanton und dem privaten Sektor, zum Beispiel Hilfsorganisationen, müsse weiter verstärkt und gepflegt werden.

Gesetze der Realität anpassen

Die dritte Ebene ist die Reform des Sozialhilfegesetzes, damit die Rechtsgrundlagen an die Realität angepasst werden. Bis Ende Jahr werde der Staatsrat sein Gesetzesprojekt an den Grossen Rat schicken, sagte Sozialdirektor Philippe Demierre (SVP). Ebenfalls sei eine Debatte für ein Rahmengesetz zum Sozialwesen anzustossen, ergänzte Sozialamtschef Simonet. «Dies ist die Gelegenheit, um die öffentlichen Antworten auf die sozialen Realitäten zu klären.»

Sozialhilfe

Rückerstattungspflicht lohnt sich finanziell

An der Medienkonferenz zum Armutsbericht präsentierte Jean-Claude Simonet, Vorsteher des kantonalen Sozialamts, auch die Antwort des Staatsrats auf ein Sozialhilfe-Postulat. Die Grossrätinnen Antoinette de Weck (FDP, Freiburg) und Chantal Pythoud-Gaillard (SP, Bulle) wollten wissen, wie die regionalen Sozialdienste die Rückerstattung der Sozialhilfe umsetzen. Diese Information sei wichtig, um entscheiden zu können, ob die Verpflichtung zur Rückzahlung beibehalten werden soll.

«Die Rückerstattungspraxis der regionalen Sozialdienste ist relativ homogen», sagte Simonet. Die Dienste würden die gewährten materiellen Hilfen zurückverlangen. Finanziell lohne sich das in jedem Fall: Die Summe der zurückgeforderten Sozialhilfen sei deutlich höher als der dadurch generierte Verwaltungsaufwand. 2019 hätten die regionalen Sozialdienste fast 16,3 Millionen Franken zurückbekommen. Der Verwaltungsaufwand habe sich auf 1,4 Millionen Franken belaufen. jmw

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