Kommentar
Mit Gerd Zenhäusern übernimmt ein Trainer Gottéron, der Spieler und spezielle Gegebenheiten des Klubs kennt. Präsident Charles Phillot und Generaldirektor Raphaël Berger trafen damit in Anbetracht der Lage gewiss die richtige Wahl. Noch viel mehr als an taktischen oder technischen Mängeln kranken die komplett verunsicherten Freiburger primär an der abhandengekommenen Spielfreude. Die wichtigste der vielfältigen Herausforderungen (Torhüter, Defensive, Spielsystem) für Zenhäusern wird es sein, das Team in seinen Qualitäten, die nicht über Nacht verloren gehen können, zu bestärken, seine Identität wiederzufinden und das kaum mehr vorhandene Selbstvertrauen aufzubauen. Dass Zenhäusern über die kommunikativen und psychologischen Qualitäten für diese Herkulesaufgabe verfügt, hatte der Walliser einst beim Lausanne HC bewiesen, den er als Trainerneuling in die NLA geführt hat. Die Ausgangslage war mit jener, die er in Freiburg antreffen wird, durchaus vergleichbar. Auch die Waadtländer waren unter Wert klassiert, ehe der als harter Hund geltende John van Boxmeer gehen musste und Zenhäusern es schaffte, das Potenzial, das im Team schlummerte, auszuschöpfen. Der Paradigmenwechsel vom zuweilen ebenfalls lauten Hans Kossmann zum empathischen und jovialen Zenhäusern lässt hoffen–obwohl die fehlende Erfahrung als NLA-Headcoach Risiken in sich birgt. Dies immer unter der Prämisse, dass er das Leistungsprinzip, das Kossmann in Freiburg zu weiten Teilen eingeführt hat, konsequent weiterführt. In der Verantwortung stehen deshalb ab sofort die Spieler. Mit Kossmann musste noch einmal der Trainer die Zeche für die schlechten Leistungen zahlen. Stellt sich nun aber keine signifikante Steigerung ein, sind Kaderanpassungen fällig–vor allem auf den Ausländerpositionen besteht akuter Handlungsbedarf.
Mit dem Engagement Zenhäuserns ist es indes noch nicht getan. Unabdingbar ist die Verpflichtung eines Sportchefs. Seit Roland von Mentlen (bis 2005) hatten bei Gottéron der Reihe nach Mike McParland, Serge Pelletier und zuletzt Kossmann im sporttechnischen Bereich das alleinige Sagen. Dieses Modell mag in einigen wenigen Ausnahmen (Genf, Davos) funktionieren, insgesamt ist das Doppelmandat aber überholt. Ein Trainer soll sich auf seinen Job in der Eishalle konzentrieren können. Daneben braucht er einen Diskussionspartner auf Augenhöhe, um wegweisende Entscheidungen gemeinsam fällen zu können. Diese Unterstützung hätte auch der geschasste Kossmann gut gebrauchen können–womöglich wäre dem Verein so vieles erspart geblieben.