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Die ersten Mieter sind in das neue Ökoquartier in Marly eingezogen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

In nur zwei Jahren wurde in Marly das erste Ökoquartier des Kantons hochgezogen. Die ersten Mieter sind eingezogen. Doch bis das Quartier wirklich lebt, dauert es noch. Die FN haben sich den Stand der Arbeiten bei einem Rundgang angeschaut.

Langfristig soll das Ökoquartier Ancienne Papeterie beim Marly Innovation Center (MIC) 2500 Einwohnerinnen und Einwohner beherbergen. Nun wurde in einer ersten Phase die Infrastruktur für 800 Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen. Nicht ohne Stolz führen der Bauherr Damien Piller von der Immobilienfirma Anura AG, die Co-Direktoren des MIC, Mathieu Piller und Jean Marc Métrailler, sowie der Quartier-Aktivator und ehemalige Gemeinderat Jean-Marc Boéchat die FN durchs Quartier.

Auf der frisch geteerten Strasse jenseits der denkmalgeschützten Industriebauten der ehemaligen Fotochemiefirma Ilford, die das Herzstück des Technologie-Campus bilden, führt der Weg zunächst zum ehemaligen Bauernhof Piz Leu. Kurz davor zeigt Damien Piller auf einen Platz: «Hier werden die E-Autos unseres Carsharing-Angebots stehen.» Ein paar Schritte weiter ist die in den Boden eingelassene Abfallsammelstelle zu sehen.

Gemeinschaftsräume

Hinter einer Absperrung erscheint der alte Bauernhof. «Den wollen wir in ein Quartierzentrum umbauen. Es wird der Arbeitsplatz von Jean-Marc Boéchat sein», erklärt Damien Piller. Als Aktivator wird Boéchat nicht nur dafür verantwortlich sein, dass die mit der fortlaufenden Zertifizierung des Ökoquartiers einhergehenden Verpflichtungen eingehalten werden, er ist auch Dreh- und Angelpunkt für ein sozial nachhaltiges Zusammenleben im Quartier (siehe Kasten).

«Dabei agiert er nicht von oben nach unten», präzisiert Mathieu Piller. «Er soll vielmehr die Ideen der Bewohnerinnen und Bewohnern aufnehmen und realisieren helfen.» Geplant sei dafür eine digitale Plattform, auf der Projekte der Kreislaufwirtschaft wie Tauschbörsen sowie Kurse und Dienstleistungen angeboten werden können.

Der ehemalige Bauernhof Piz Leu hinter der Abfallsammelstelle soll in ein Quartierzentrum umgewandelt werden.
Corinne Aeberhard

Wohnen und arbeiten an einem Ort

An einem Bagger vorbei steuern wir auf die Anlage Plugin 1 zu. Sie ist das Zentrum der Ancienne Papeterie. Im Parterre des bereits fertiggestellten, aber noch unbewohnten Gebäudekomplexes soll ein Einkaufszentrum entstehen. Die Gebäude grenzen unmittelbar an ein Laborgebäude des MIC. Will man hier wohnen? «Das ist eine Frage des Lebensstils, für den man sich entscheidet», sagt Mathieu Piller. Und Métrailler ergänzt. «Das Interesse daran, hier zu wohnen, ist bei den Leuten, die beim MIC arbeiten, gross.» Aktuell sind im MIC rund 600 Arbeitsplätze angesiedelt.

Ein Bus der Stadtlinie 8, Corminboeuf–Marly Piscine, fährt vorbei. «Ist das nicht grandios?», ruft Damien Piller. «Von 5 bis 23.30 Uhr wird das Quartier im 15-Minuten-Takt bedient. In elf Minuten gelangt man zum Bahnhof Freiburg.» Hinter einem Baugerüst wird eine Holzkonstruktion sichtbar: das künftige Schwimmbad der Gemeinde Marly. Durch die Stangen hindurch können bereits die Schwimmbecken und der Sockel des 3-Meter-Springturms erspäht werden.  

Das Schwimmbad von Marly soll im August dieses Jahres eröffnet werden.
Corinne Aeberhard

14-stöckiges Wahrzeichen

Neben dem Schwimmbad erhebt sich mit 14 Stockwerken das höchste Gebäude des neuen Ökoquartiers, das von den Lausanner Architekturbüros Magizan und CCHE entworfen wurde. Die Fassade des Wohnturms mit dem Namen Plugin 4 besteht aus roten Ziegeln. Er ist so etwas wie das Wahrzeichen des Quartiers. Der zweistöckige Anbau versammelt um einen Innenhof mehrere Duplexwohnungen. Auf seinem Dach können die Bewohnerinnen und Bewohner in Hochbeeten ihr eigenes Gemüse anbauen. In schwindelerregender Höhe geben die Wohnungen je nach Lage den Blick auf die noch unberührten Landwirtschaftsfelder von Pré aux Moines und die schneebedeckten Freiburger Voralpen frei. Dass hier irgendwann die Umfahrungsstrasse Marly–Matran das Bild trüben könnte, stört die Gebrüder Piller nicht gross.

Sicht auf den Innenhof des Wohnblocks Plugin 4 und die Hochbeete der Dachterrasse.
Corinne Aeberhard

Nachhaltige Materialien

Die Trägerstruktur des hohen Turms besteht aus statischen Gründen aus Beton, wie Damien Piller sagt. Die verwendeten Materialien in den Wohnungen und die eingebauten Gerätschaften seien dagegen nach ökologischen Kriterien ausgewählt worden. «Die Arbeitsfläche in der Küche ist aus Granit, der aus Portugal stammt und nicht aus China. Kühlschränke und Waschmaschinen weisen den tiefstmöglichen Energieverbrauch auf.» Entgegen dem Vorschlag der Zertifizierungsverantwortlichen gibt es keinen zentralen Waschraum. «Sie meinten, dass die Waschküche ein Ort sei, der den Austausch zwischen den Bewohnern fördere», erzählt Damien Piller. «Meine Erfahrung zeigt aber, dass die Leute ihre eigene Kleiderwaschmaschine wollen.» An einem Monitor in der Wohnung können die Bewohnerinnen und Bewohner ihre elektrischen Geräte und Systeme miteinander vernetzen und zentral steuern, was zu mehr Energieeffizienz und Wohnkomfort führt. Wohnkomfort sollen auch die 2,60 statt bloss 2,40 Meter hohen Räume erzeugen. 

Eingebettet in die Natur

Plugin 4 sowie die angrenzende Anlage Les Berges 1 liegen nahe der Ärgera. Ein Grünstreifen soll dereinst eine Verbindung zwischen den stark vom Prinzip des verdichteten Bauens geprägten Gebäudekomplexen mit der umliegenden Natur schaffen.

Luftiger wirkt dagegen die niedrigere, vier- bis sechsgeschossige Gebäudegruppe, der letzten Anlage, Les Moulins. Ihre Trägerkonstruktion besteht im Unterschied zum Wohnturm zudem aus Holz, gefüllt mit Steinwolle. Hier, bei der alten Hauswirtschaftsschule unterhalb des Dorfkerns von Marly, wohnen seit Dezember die ersten Mieterinnen und Mieter des Quartiers. Zwischen den Bauten gibt es einen Spielplatz. «Und schauen Sie: Dort drüben können sich die Quartierbewohner künftig in den Gemeinschaftsgärten treffen», freut sich Damien Piller.

Plan des neuen Ökoquartiers Marly mit den vier realisierten Anlagen Plugin 1, 4, Berges 1 und Les Moulins, Die rot eingekreisten Projekte werden nächstens verwirklicht. Plugin 5 wird das Schwimmbad-Restaurant. 
zvg

Kommerzialisierung

Mieten und Wohneigentum zu Marktpreisen

Die erste Etappe des Ökoquartiers Ancienne Papeterie umfasst Investitionen in Höhe von rund 150 Millionen Franken. Es beherbergt Studios und Wohnungen mit 2,5 bis 5,5 Zimmern. Ein Teil der Wohnungen wird vermietet, ein Teil verkauft. Fünf Mietwohnungen sind bereits bewohnt. Der Verkauf und die Vermietung der Wohnungen und Geschäftsräume erfolgen laut Damien Piller, Eigentümer der Immobiliengesellschaft Anura AG, etappenweise – abhängig von der Fertigstellung der Wohnungen. Trotz der nachhaltigen Konzeption des Quartiers würden die Miet- und Kaufpreise den üblichen Marktpreisen entsprechen. «Das ist wegen der Mengenrabatte möglich, die ein so grosses Projekt generieren kann.» rsa

Zertifizierung

CO2-Neutralität ist das Ziel

Das Quartier Ancienne Papeterie in Marly ist eines von drei Pilotprojekten in der Westschweiz, das vom Schweizerischen Verein für nachhaltige Quartiere (Seed) zertifiziert wird. Der Verein wurde 2018 vom WWF Schweiz und dem Baudienstleistungsunternehmen Implenia Schweiz AG gegründet. Die Zertifizierung knüpft an den von One Planet Living, Bioregional und WWF International entwickelten Ansatz an. «Wir verfolgen dabei eine ganzheitliche Herangehensweise, um auf Bauprojekte Einfluss nehmen zu können», erklärt Seed-Direktorin Sarah Schalles. Dies geschehe im Massstab eines Quartiers. «Denn um nachhaltig auf das Leben der Menschen Einfluss nehmen zu können, brauchen wir eine kritische Masse.» Die Zertifizierung wird basierend auf den sechs Grundprinzipien Klimaschutz, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft, Partizipation, Lebensqualität und Kulturförderung vergeben. Die Grundsätze werden an 60 Indikatoren gemessen. Als solche gelten beispielsweise die Menge der vor Ort genutzten erneuerbaren Energie, die Höhe der Treibhausgasemissionen bei Bau und Betrieb, der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, die natürliche Verbindung zur weiteren Landschaft, die Durchlässigkeit begehbarer Flächen, die Abfallminimierung, die gemeinschaftliche Entwicklung, barrierefreie Räume und das Angebot von Schweizer Lebensmitteln. Wert legt Seed auch auf die Qualität der Indikatoren. «Beim Treibhausgasindex schauen wir darauf, dass er nicht nur den Pro-Kopf-Ausstoss umfasst, sondern auch die Fläche des Quartiers berücksichtigt.» Mit anderen Worten: Er soll auch die verbaute graue Energie beinhalten.

Das Mögliche verlangen

«Grundsätzlich geben wir erreichbare Schwellenwerte vor», sagt Schalles. «Wir wollen allerdings nicht alle eingesetzten Mittel im Einzelnen regulieren, das tötet die Innovation. Die Quartierplaner und -bewohner müssen auch selber Ideen entwickeln können.» Dabei hilft der Aktivator, der unter anderem soziokulturelle Aktionen fördert (siehe Haupttext). «Unser Label bildet gewissermassen das Mittelstück zwischen dem genossenschaftlich nachhaltigen Bauen, bei dem alle Bewohner involviert sind, und dem Standardbau, der das soziale und ökologische Engagement der Bewohner nicht fördert.» Denn im Unterschied zu Genossenschaften, in denen sich Gleichgesinnte zusammentun, leben auch in einem nachhaltig konzipierten Quartier nicht zwingend nur ökologisch denkende Menschen. «Sobald sie den Wohnungsschlüssel in der Hand haben, sind sie aber verantwortlich für die Wahrung des Zertifikats.» Das einmal erteilte Planungs- und Realisierungszertifikat kann während des Betriebs nämlich wieder entzogen werden. Dennoch könne man nicht fordern, was der Markt und besonders die Rechtslage nicht hergäben, so Schalles. «Bauprojekte, die heute als ökologisch vorbildlich gelten, sind teils nur dank Ausnahmebewilligungen möglich.»

Die Krux mit der Klimaneutralität

Das Ziel des Seed-Zertifikats bleibt dennoch ein klimaneutrales und engagiertes Quartier. «Man muss sich aber auch im Klaren sein: Treibhausgas wird immer emittiert.» Es innerhalb eines Quartiers zu kompensieren sei ein schwieriger Balanceakt. «Das Beste ist es darum, Treibhausgas zu vermeiden.» Im Quartier Ancienne Papeterie steht nun die Zertifizierung der Realisierungsphase an. Schalles findet viel Lob für die Projektverantwortlichen in Marly: «Sie sind sehr engagiert.» rsa

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