Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Die Geister, die ich rief

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Eines vorab: Ich bin eigentlich ein ausgewachsener Sport-Banause, ein überzeugter Bewegungs-Dilettant, ein passionierter Ertüchtigungs-Abstinenzler, wie er im Buche steht. Umso gravierender schlägt zu eben jenem Buche, wozu ich geworden bin, nein, wozu ich gemacht wurde, und zwar von der Sportredaktion des vorliegenden Blattes.

 Lassen Sie mich ausholen: Von Berufs wegen muss ich mich korrigierend mit den lyrischen Ergüssen der hauseigenen Sport-Enthusiasten beschäftigen, was ich – wie ich gerne zugeben will – anfangs doch eher widerstrebend tat. Zu sehr überwog meine intrinsische Abneigung. Mit der Zeit hatte ich mich aber arrangiert, meinen Widerstand aufgegeben und die innere Emigration angetreten, und ich stellte in der Folge immer weniger peinliche Fragen bezüglich der Regeln obskurer Sportarten und schlug mich generell besser in dieser mir und meiner Wesensart fremden Welt. (Wenngleich die Einschätzungen der geschätzten Herren Sportredaktoren davon etwas abweichen mögen.)

Ich begann in jener Zeit auch, die Vorteile davon zu entdecken, informiert zu sein: Durch mein gewachsenes Sport-Vokabular konnte ich jetzt in sozialen Situationen mithalten, die vorher zum Scheitern verdammt gewesen wären. Kurz: Ich wurde zum ebenso ausgewachsenen wie ausgefuchsten Sport-Blender, der sein Gegenüber jeweils mit neuesten Insider-Informationen und erstaunlichen statistischen Korrelationen aus den druckfrischen FN zu beeindrucken vermochte. Ich habe meinen Freundeskreis mindestens verdoppelt, wurde plötzlich zu Partys eingeladen und war überall ein gern gesehener Gast.

So weit, so gut, aber in der vergangenen Woche holte mich meine sorgsam kultivierte Fassade grausam ein. Mit und bei ein paar guten Freunden – allesamt ebenfalls Sport-Asketen – war ich zur gemütlichen Grillade auf dem Balkon verabredet. Ein lauschiges Festchen war’s. Gute Gespräche, exquisites gedünstetes Gemüse und exzellentes stilles Wasser. Doch plötzlich, wie aus einer Trance erwachend, fand ich mich drinnen wieder. Der Fernseher lief. Die Fussball-WM. Unfassbar. Auf mehrmaliges Nachfragen versicherte man mir, dass ich die Glotze höchstselbst ein- und auf den Match umgeschaltet habe – es war keine wichtige oder auch nur interessante Partie notabene. Zwar habe man sich gewundert, aber mich des Weiteren gewähren lassen, annehmend, dass es sich um einen Scherz handle. Als ich aber nach einer knappen Stunde immer noch konzentriert auf die Mattscheibe starrend vorgefunden worden sei, habe man sich ehrliche Sorgen um meinen Geisteszustand gemacht und sich vorsichtshalber dazugesetzt. Da habe ich damit begonnen, meine armen, unschuldigen Freunde mit höchst versierten taktischen Einschätzungen zu malträtieren und das Spiel ebenso lautstark wie sachkundig zu kommentieren. Damit habe ich erst aufgehört, als eben jenes zu Ende gegangen sei. Ob es mir gut gehe, wurde behutsam angefügt. Ich murmelte ein paar verschämte Worte und verabschiedete mich schleunigst.

 Seither habe ich mich immer wieder in ähnlichen Situationen ertappt. Ich wage mich langsam nicht mehr aus dem Haus. Das nimmt Züge einer Manie an. Vor ein paar Tagen habe ich die Einladung zu einem Feierabendbier mit der Begründung ausgeschlagen, dass ich einen Match sehen wollte. Ein grösserer Mann als ich würde sich jetzt vielleicht geschlagen geben und seufzen «Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht mehr los», sich ein Bier öffnen und irgendein Fussballspiel schauen. Ich nicht. Ich mache die Sportredaktion für meinen Zustand und die daraus resultierende Vereinsamung verantwortlich. Ich schwelge in grausamen Rachefantasien. Harret der Dinge, die da kommen!

Meistgelesen

Mehr zum Thema