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«Die Hassrede ist dank Trump wieder auf dem Level der 1960er-Jahre»

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Harcourt Klinefelter war Pressesprecher und ein guter Freund des legendären Bürgerrechtlers Martin Luther King. Zwischen dem Rassismus in den 1960er-Jahren und der heutigen Stimmung in den USA sieht er einige Parallelen.

«Die Leute nannten sie die Berliner Mauer», erzählt Harcourt Klinefelter. Er meint die Polizeibarrikade, die die Leute im Jahr 1965 auf ihrem Weg von Selma nach Montgomery, Alabama, hätte stoppen sollen. Als damals 27-Jähriger lief er beim dritten und letzten Marsch der Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King mit.

In Montgomery angekommen, befragte er mit seinem Aufnahmegerät Leute, die mitgelaufen waren. Die Interviews schickte er an eine Radiostation, die sie landesweit ausstrahlte. Martin Luther King war begeistert, nahm Klinefelter in sein Team auf und machte ihn zum Pressesprecher – einer Rolle, die er jahrelang ausübte. «Ich glaube, ich war einfach der Einzige mit technischem Know-how», sagt Klinefelter. Er filmte viele Reden des Bürgerrechtlers und wurde über die Jahre ein enger Freund von ihm.

«Ich weiss noch, als mich Coretta anrief», erzählt Klinefelter. Die Frau von Martin Luther King habe ihn gebeten, den Kassettenspieler der Familie zu reparieren. Danach lud sie ihn zum Nachtessen mit der Familie ein. «Weil King ständig spontan Leute einlade, habe sie immer zu viel Essen, sagte sie mir.»

Fortschritt ist wie ein Pendel

Wenn Klinefelter heute auf die 1960er-Jahre zurückblickt, erkennt er deutliche Parallelen: «Die Hassrede ist dank Trump wieder auf dem Level der 1960er-Jahre.» So wie Trump etwa in seiner ersten Präsidentschaftskampagne über Mexikaner redete, habe George Wallace, der damalige Gouverneur von Alabama, vor rund sechzig Jahren über Schwarze geredet.

Zwar könne der Ku-Klux-Klan heute nicht mehr in aller Öffentlichkeit marschieren, «der Level an Rassismus, der in den USA derzeit herrscht, ist dennoch beängstigend». Neu sei, dass die Ideologien auf nationaler oder gar internationaler Ebene verbreitet würden. Früher sei dies vor allem lokal oder innerhalb eines Bundesstaats passiert.

Die Ursache für den Hass und die Diskriminierung ist seiner Meinung nach aber noch immer dieselbe: Angst. Derzeit hätten viele Leute das Gefühl, der einzige Weg, sich zu schützen, sei Gewalt. «Deshalb schiessen nach Amokläufen an US-Schulen auch jedes Mal die Waffenverkäufe in die Höhe», so der 85-Jährige. Ein weiteres Beispiel sei auch der Sturm auf das Kapitol.

«Fortschritt ist nie linear, er kommt und geht, wie ein Pendel», sagt er. Derzeit werde in den USA, vor allem in Florida, sehr viel dafür gemacht, um das Bewusstsein des systematischen Rassismus im Land zu stoppen. Das sei problematisch. Im Hinblick auf die kommenden Präsidentschaftswahlen sei deshalb wichtig, dass möglichst viele Menschen an die Urne gehen.

«Die Diktatur ist das Gegenteil von Demokratie, die grösste Gefahr für die Demokratie ist aber, wenn Leute nicht mehr an den Prozess glauben», findet Klinefelter. Das, obwohl das System nicht perfekt ist. In Bezug auf einen möglichen Sieg Trumps sagt Klinefelter: «Wir haben eine gute Sache in den USA: Niemand kann drei aufeinanderfolgende Amtszeiten als Präsident dienen.»

Auch nach Kings Tod: Seine Botschaft lebt weiter

Er selber wird die Wahl aus Holland verfolgen, wo er seit 1972 mit seiner Frau lebt. Diese hat er während seiner Arbeit für Martin Luther King kennen gelernt. Aufmerksam auf den Pastor und Bürgerrechtler wurde Klinefelder 1965 wegen eines kleinen Zeitungsberichts über einen schwarzen Mann, der von Rassisten verprügelt wurde und später seinen Verletzungen erlag. Damals studierte er in Connecticut, nahe New Yorks, und reiste knapp 1900 Kilometer nach Selma, Alabama, um der Trauerfeier beizuwohnen.

Kurz darauf nahm er bei einem Kurs von King für friedliche Proteste teil. «Das Wichtigste ist, den Beamten in die Augen zu schauen, damit sie einen als Person und nicht als Objekt sehen», erinnert er sich. Nach dem Training schloss er sich dem Marsch an. Für Klinefelter ist die Aktion noch so präsent, als sei sie erst gestern geschen. «Die Polizisten waren mit Schlagstöcken und Maschinengewehren ausgerüstet.» Er hingegen habe lediglich sein portables Aufnahmegerät dabei gehabt.

Statt die Barrikade mit Gewalt zu durchbrechen, gingen die Menschen vor den Polizisten auf die Knie und sangen. «I love everybody, I love everybody, I love everybody in my heart» («Ich liebe alle, ich liebe alle, ich liebe alle in meinem Herzen»), singt Klinefelter vor. Ein Talent fürs Singen habe er aber nicht. «Das hatten Dr. King und ich gemeinsam», sagt er und lacht.

Dieselben Polizisten, die eine Woche zuvor noch auf die Demonstrierenden eingeschlagen hatten, gingen daraufhin aus dem Weg – einige hatten Tränen in den Augen, erzählt Klinefelter. «Da habe ich zum ersten Mal das Wunder eines friedlichen Protests gesehen.»

Noch im selben Jahr unterzeichnete Präsident Lyndon Johnson den «Voting Rights Act», der Alphabetisierungstests und andere Methoden zur Entrechtung schwarzer Wähler verbot.

1968 wurde Martin Luther King ermordet. Seine Botschaft verbreitet Harcourt Klinefelter aber weiter. So setzte er sich etwa für das Ende des Vietnam-Krieges ein. In den 1990er-Jahren unterrichtete er im Balkan dieselben Kurse für friedliche Proteste, die er in Alabama erhielt. Heute gibt er vor allem Vorlesungen, Vorträge und Interviews. Trotz vieler Rückschritte sei er aber hoffnungsvoll gestimmt: «Die meisten Wünsche aus Dr. Kings <I have a Dream>-Rede sind schon wahr geworden.»

Eigentlich heisst er gar nicht Martin. Seine Eltern tauften MLK, wie der Priester kurz genannt wird, auf den Namen Michael. Benannt nach seinem Vater, Michael King Sr. Der änderte seinen Namen nach einer Europareise zu Ehren des protestantischen Religionsführers zu Martin Luther King Sr. Sein Sohn tat es ihm gleich.

Martin Luther King Jr. wurde zu einer der prägendsten Figuren der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung (1950er- und 1960er-Jahre). Begonnen hat sein Engagement wegen einer anderen Aktivistin: Rosa Parks. Die junge Frau wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie sich weigerte, ihren Platz im Bus für einen Weissen freizumachen. Das damals geltende Rassentrennungsgesetz (Jim-Crow-Laws) verpflichtete sie eigentlich dazu. Die Aktion löste eine Solidarisierungsbewegung aus, der sich auch King anschloss.

In den folgenden Jahren erhielt MLK einen Doktortitel in Philosophie und wurde durch seine mitreissenden Reden und seine Märsche von Selma nach Montgomery und nach Washington bekannt. Am 28. August 1963, hielt MLK seine bekannte «I Have a Dream»-Rede. Rund 250’000 Personen hörten ihm damals am Lincoln Memorial zu. Der bekannte Teil, in dem er von seinem Traum erzählt, war übrigens improvisiert. Im Jahr 1964 erhielt King den Friedensnobelpreis.

Vier Jahre später wurde er erschossen. Seit 1986 feiern Amerikanerinnen und Amerikaner den Bürgerrechtler jedes Jahr am 3. Montag im Januar, am Martin Luther King Day. Vor knapp einem Monat wäre MLK 95 Jahre alt geworden.

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