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Die Linke will ihren verlorenen Sitz zurück

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SP, Grüne und CSP treten zu den Staatsratswahlen mit einer gemeinsamen Liste an. Das erklärte Ziel: im siebenköpfigen Gremium einen dritten Sitz gewinnen. Dieser ging 2018 bei der Ersatzwahl für Marie Garnier verloren – auch wegen eines Zwists im linken Lager.

Jean-François Steiert.
Corinne Aeberhard/a

Jean-François Steiert

Auf der Liste der Linken ist er der einzige Mann und der einzige Bisherige. 2016 wurde Jean-François Steiert in den Freiburger Staatsrat gewählt und übernahm die Bau- und Raumplanungsdirektion. Es ist eine ungeliebte Direktion: Seit 2006 geben sich die Bau- und Raumplanungsdirektoren die Klinke in die Hand, keiner will eine zweite Amtszeit dort verbringen.

«Eine Linie haben»

«Es ist eine ausgesetzte Stelle», bestätigt Steiert. Aber er sagt auch: «Sie gefällt mir.» Er befasse sich mit Raumplanung und Umweltrecht und könne sich dabei auf den Volkswillen stützen: 2013 haben die Schweizerinnen und Schweizer das revidierte Raumplanungsgesetz angenommen und sich mit einem klaren Ja dafür ausgesprochen, dass haushälterisch mit dem Boden umgegangen werden soll. «Nur hat der Einzelne Mühe zu verstehen, warum wir gerade bei ihm ein Bauvorhaben nicht umsetzen können.» Steiert sieht solche Widersprüche nicht als Problem, sondern als Herausforderung. «Ein Bau- und Raumplanungsdirektor ist ausgesetzt, weil er Leute verärgert», sagt er. «Wichtig ist es, eine Linie zu haben, damit die Leute begreifen, was man macht.»

Er habe einen grossen gestalterischen Spielraum und könne seine Werte «im Grossen und Ganzen» umsetzen, sagt Steiert. «Und manchmal gibt es Themen, die man umsetzen muss.» Wie die Umfahrungsstrasse Marly–Matran, die von Umweltschutzkreisen bekämpft wird? Er hatte sich bei der entsprechenden Abstimmung damals im Grossen Rat der Stimme enthalten. Steiert lacht und sagt: «Es ist die Summe der sieben Umfahrungsstrassen, deren Bau der Grosse Rat beschlossen hat, nicht ein konkretes Projekt, dem ich skeptisch gegenüberstehe.» Er bezweifle, dass es angebracht sei, so viele Umfahrungsstrassen zu bauen. «Darum versuchen wir nun, sie zu priorisieren.»

Für die Strasse Marly–Matran habe er einen klaren Auftrag des Grossen Rats. «Diesen setze ich so gut wie möglich um.» Es gebe auch gute Gründe, die für die Strasse sprächen, denn sie sei eine Verbindung zur Industriezone in Marly. Optimalerweise würde eine solche Industriezone an der Autobahnausfahrt gebaut. «Doch wir müssen mit dem Bestehenden arbeiten und können den Kanton nicht von null auf neu gestalten.»

Kontroverse Diskussionen

Steiert amtiert dieses Jahr als Staatsratspräsident. In der Pandemie sei dies speziell, sagt er: «Neben den ordentlichen Geschäften haben wir teilweise nochmals doppelt so viel Zeit investiert, um rasche Entscheide im Zusammenhang mit der Pandemie fällen zu können.» Die Diskussionen im Staatsrat seien sehr spannend gewesen. «Wir mussten ein Gleichgewicht finden zwischen dem Schutz der Gesundheit und dem Erhalt des sozialen Lebens.» Der Staatsrat habe kontroverse Diskussionen geführt, «und zwar unabhängig von der Parteipolitik». Das habe das Gremium zusammengeschweisst.

In den letzten Jahrzehnten ist in der Bau- und Raumplanungsdirektion nicht alles rund gelaufen. Jüngstes Beispiel ist die Fischzuchtanlage in Estavayer, die nie in Betrieb genommen werden konnte. «Die Probleme liegen in der Organisation und müssen grundlegend angegangen werden», sagt Steiert. «Der ständige Wechsel der Direktoren ist sicher ein Grund dafür, dass so viel nicht optimal läuft.» Er verspricht, bis Ende Jahr eine Strategie zur Verbesserung vorzulegen. Und: «Ich bin interessiert daran, in der Direktion zu bleiben, ich fühle mich pudelwohl hier.»

Zur Person

Jean-François Steiert

Der 60-jährige Jean-François Steiert ist in Düdingen aufgewachsen und lebt in der Stadt Freiburg. Er war 1991 bis 2005 Freiburger Generalrat, danach war der Sozialdemokrat fünf Jahre lang Grossrat. 2007 rutschte er in den Nationalrat nach, wo er mehrmals wiedergewählt wurde. 2016 wurde der Zweisprachige in den Freiburger Staatsrat gewählt; derzeit ist er Staatsratspräsident. njb

Sylvie Bonvin-Sansonnens

Auf der Fünferliste der Linken gehört sie klar zu den Favoritinnen: Sylvie Bonvin-Sansonnens war bereits 2018 zur Ersatzwahl ihrer Parteikollegin Marie Garnier angetreten. Damals scheiterte sie an der Konkurrenz von SP-Nationalrätin Valérie Piller Carrard: Die Linke hatte sich nicht auf eine gemeinsame Kandidatur einigen können.

Nun machen Bonvin-Sansonnens und Piller gemeinsam Wahlkampf. «Wir haben uns alle an einen Tisch gesetzt und das Vorgefallene aufgearbeitet», sagt die 49-Jährige. «Jetzt sind wir ein geeintes Team, das neue Herausforderungen angeht.»

Den Streit von 2018 führt die Grossratspräsidentin auf das Wachstum der Grünen in den letzten Jahren zurück. «Wenn eine Partei für die Partner unerwartet schnell zulegt, dann gehören solche Auseinandersetzungen dazu – und das Bündnis wächst daran.» Jetzt arbeite die Linke wieder sehr gut zusammen.

Wird Sylvie Bonvin-Sansonnens in den Staatsrat gewählt, dann wäre sie nach Marie Garnier erst die zweite Grüne in diesem Amt. «Es ist wichtig, dass die Grünen heute in der Regierung vertreten sind», sagt sie. «Es ist an der Zeit, dass die Vorschläge der Grünen in die Politik einfliessen.»

Wohlstand ohne Wachstum

Sie sieht sich als pragmatische Grüne: «Bei meiner Arbeit sehe ich den Klimawandel, und ich sehe Lösungen», sagt die Bio-Landwirtin. «Ich gehöre ins Lager der Realos, nicht der Fundis.» Sie träume von einem Staatsrat, in dem alle zusammenarbeiteten – trotz unterschiedlicher Herkunft und politischer Heimat.

Wohlstand ohne Wachstum – das schwebt Sylvie Bonvin-Sansonnens vor. «Wir müssen wertschätzen, was wir haben, ohne den Planeten zu zerstören.» Die Diskussion rund um die Energiewende sei derzeit kompliziert. «Wir müssen die Debatte beruhigen und Lösungen finden, bei welchen die Bevölkerung mitmacht.»

Zur Person

Sylvie Bonvin-Sansonnens

Sylvie Bonvin-Sansonnens rückte 2015 in den Grossen Rat nach und wurde 2017 Präsidentin der Mitte-links-grün-Fraktion. Derzeit ist sie Grossratspräsidentin – die erste Grüne in diesem Amt. Die Bio-Landwirtin führt einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Gemeinde Rueyres-les-Prés im Broyebezirk. Die 49-Jährige ist Präsidentin von Bio Freiburg und Vorstandsmitglied bei Lignum Fribourg. njb

Valérie Piller Carrard.
Corinne Aeberhard/a

Valérie Piller Carrard

«Wir haben aus den Ereignissen von 2018 gelernt»: Das sagt Nationalrätin Valérie Piller Carrard. Die Sozialdemokratin war bei der Ersatzwahl für die grüne Staatsrätin Marie Garnier angetreten – obwohl auch eine Grüne kandidierte. Die Stimmen der Linken verzettelten sich, und Didier Castella holte den Sitz für die FDP. «An den Parteispitzen sitzen nicht mehr dieselben Leute wie damals, wir haben nun eine ganz andere Dynamik», sagt Piller. «Wir arbeiten parteiübergreifend zusammen und wollen nur eines: den Sitz holen.»

Die Karten neu gemischt

Lange hatte als ausgemacht gegolten, dass das politische Schwergewicht Christian Levrat für die Kantonsregierung kandidieren würde. Dann wurde der SP-Ständerat zum Präsidenten des Verwaltungsrats der Post ernannt. Ist Valérie Piller Carrard also nur zweite Wahl? «Überhaupt nicht», sagt sie. Levrats Kandidatur für den Staatsrat sei legitim gewesen; als er sich zurückgezogen habe, seien die Karten neu gemischt worden.

Valérie Piller erinnert sich, wie sie in der Sekundarschule im Staatskundeunterricht die Wahl von Ruth Dreyfuss am Fernsehen verfolgt hat. «Ich wollte mich immer engagieren.» Zuerst habe sie dies in Vereinen und im Dorf getan, ab 1999 auch in der Politik. Für die Sozialdemokraten anzutreten. sei für sie ganz natürlich gewesen, sagt Piller, die 2001 in den Grossen Rat gewählt wurde: «Die SP kämpft gegen Ungerechtigkeiten, da musste ich nicht lange überlegen, in welche Partei ich will.»

Die Nationalrätin möchte in die Kantonsregierung wechseln, «um wieder näher bei den Leuten zu sein und konkrete Projekte umzusetzen». Wichtig sei es nun, den Kanton aus der Wirtschaftskrise zu führen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Viel zu tun ist laut Piller Carrard auch im Freiburger Gesundheitswesen und in der Klimafrage. Und nach dem Scheitern der Fusion Grossfreiburgs stelle sich auch die Frage, wie das Kantonszentrum gestärkt werden könne.

Zur Person

Valérie Piller Carrard

Die kaufmännische Angestellte Valérie Piller Carrard wurde 2001 in den Grossen Rat gewählt. 2004 bis 2009 war sie Gemeinderätin von Gletterens und präsidierte von 2008 bis 2017 die SP des Broyebezirks. Seit 2011 sitzt sie im Nationalrat. Dort ist die 43-Jährige Co-Präsidentin der interparlamentarischen Gruppe Familienpolitik und Mitglied der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur. njb

Sophie Tritten.
Charly Rappo/a

Sophie Tritten

Wer im Mai per Videokonferenz an ihrer Nominationsversammlung dabei war, konnte den Eindruck erhalten, Sophie Tritten schicke sich ohne grosse Freude in ihr Schicksal als Staatsratskandidatin: Als Vertreterin der kleinsten der linken Parteien, der Mitte links – CSP, hat sie kaum Wahlchancen. Sie selber widerspricht diesem Eindruck: «Ich möchte wirklich Staatsrätin werden.» Sie glaube an die gemeinsame Liste. «So haben wir die Möglichkeit, Sitze für die vielfältige Linke zu holen.» Sie steige nicht als Verliererin ins Rennen, sondern werde alles tun, um gewählt zu werden.

Nach einem politischen Vorbild gefragt, nennt sie Jacinda Ardern, die 41-jährige neuseeländische Premierministerin. «Sie ist noch jung für ein solches Amt, hat aber viel Talent – sie beeindruckt mich sehr», sagt die 45-jährige Sophie Tritten.

In eine andere Richtung gehen

«Ich engagiere mich in der Politik, weil ich Mutter zweier Kinder bin und sehe, dass ihre Zukunft eher trist aussieht», sagt die Präsidentin des Generalrats von Gibloux und spielt dabei auf den Klimawandel an. «Ich kann nicht alles ändern, aber ich kann dazu beitragen, dass wir in eine andere Richtung gehen.»

Als Staatsrätin würde Sophie Tritten für Solidarität mit den Schwächsten einstehen. «Das ist gerade jetzt wichtig, in der durch die Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise.» Die Armut im Kanton Freiburg sei meist nicht sichtbar, aber trotzdem sehr real. «Für die betroffenen Familien müssen wir mehr tun als heute.»

Für die Präsidentin der Freiburger CSP steht in den kommenden Jahren die Umweltfrage im Zentrum. «Dabei müssen wir schauen, wie wir die Energiewende umsetzen und die KMU mitnehmen können.» Sie möchte die Unternehmen in die Entscheidfindung integrieren, statt ihnen Entscheide aufzuerlegen. Und sie möchte dafür sorgen, dass die Freiburger Abgängerinnen und Abgänger der Hochschulen eine Stelle im Kanton finden. «Damit wir kein Schlafkanton mehr sind.»

Zur Person

Sophie Tritten

Die 45-jährige Juristin Sophie Tritten ist Generalsekretärin des Vopsi (Verband der Organisationen des Personals der Sozialen Institutionen des Kantons Freiburg) und stellvertretende Präsidentin des Fede, des Dachverbands Föderation der Staatsangestellten. Die Präsidentin der Kantonalpartei der Mitte links – CSP wohnt in Vuisternens-en-Ogoz und präsidiert derzeit den Generalrat Gibloux. njb

Alizée Rey.
Corinne Aeberhard/a

Alizée Rey

Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar 2014 war für Alizée Rey ein Schock. Sie war damals ein Semester lang in Norwegen. «Die Abstimmung zeigte mir, dass die Schweiz nicht so offen war, wie ich gedacht hatte.»

Die 34-Jährige hatte sich schon immer engagiert, beispielsweise im Studierendenrat der Universität Freiburg. «Ich fühlte mich als Studentin aber nicht legitimiert, in die Politik einzusteigen.» Das tat die Juristin erst, als sie ein Praktikum am Oberamt Saane absolvierte.

Sie ist mit vier Geschwistern aufgewachsen, eine Schwester hat eine Behinderung. «Für mich war immer klar, dass wir in der Gemeinschaft mit allen leben können und dass Diversität Chancen bietet.» Darum finde sie sich bei der SP wieder. Durch ihre Schwester habe sie sich auch früh mit den Sozialversicherungen auseinandergesetzt, das habe sie geprägt.

2015 trat Alizée Rey in die SP ein, kurz darauf kandidierte sie bei den Gemeindewahlen in Villars-sur-Glâne. Sie schaffte den Sprung ins Parlament auf Anhieb, im Oktober 2018 rutschte sie in den Gemeinderat nach.

Nun reizt sie die Aufgabe einer Staatsrätin: «Ich habe Erfahrung in einer Exekutive und gebe bei Projekten gerne die Richtung vor.» Sie schätze den Austausch mit den Beteiligten und die gemeinsame Suche nach der besten Lösung. «Eine gute Lösung ist für das Gemeinwohl wichtiger als das Parteibuch.»

Als eine Herausforderung für den Kanton nennt sie die Gesundheitspolitik. «Die Situation am Freiburger Spital ist nicht zufriedenstellend, auch von der Sprachenfrage her nicht.» Die Patienten müssten im Zentrum stehen. Aber auch der Klimawandel sei real: «Wir brauchen deutlich mehr Mittel, um dagegen anzukämpfen.» Und im Zuge der Pandemie macht sie sich Sorgen um jene, die in die Armut abgerutscht sind. «Das bedeutet auch: Wir dürfen nicht noch mehr Arbeitsplätze verlieren und müssen deshalb ein Umfeld schaffen, das für Unternehmen attraktiv ist.»

Zur Person

Alizée Rey

Die Präsidentin der Freiburger SP-Kantonalpartei ist seit 2018 Gemeinderätin in Villars-sur-Glâne. Die 34-jährige Juristin, die beim Bundesamt für Sozialversicherungen arbeitet, ist in zahlreichen Vereinen und Kommissionen engagiert. So präsidiert Alizée Rey unter anderem die Sozialkommission ihrer Gemeinde und den Lenkungsausschuss des Schulkreises Villars-Vert. njb

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