Die schwarze Kunst lockt immer wieder
Die Künstlerin Claire Zahnd führte 1994 erstmals einen Atelierkurs im Pilon à Os durch
Seit 10 Jahren bietet die Künstlerin Claire Zahnd im Sommer während einer Woche die Möglichkeit, in die Welt der Druckgrafik einzutauchen. Die FN besuchten die Künstlerin und ihre diesjährigen Sommergäste im Galterental.
Von RUTH SCHMIDHOFER HAGEN (Text) und CHARLY RAPPO (Bilder)
Im Atelier Pilon à Os im Galterental – nur einen kleinen Spaziergang vom hektischen Stadtzentrum von Freiburg entfernt – gelten besondere Gesetze, scheint die Zeit still zu stehen. Im Atelier herrscht kreatives Chaos – Druckerpresse, Setzkasten, Stichel, Farben, halbfertige Drucke, Papier, lösungsmitteldurchtränkte Lappen – es erinnert alles an Albrecht Dürer, Edvard Munch und viele anonyme Meister der schwarzen Kunst.
Eine Hand voll Hobby- und Teilzeitkünstler sitzt hochkonzentriert über Kupferplatten und Skizzen. Einzelne haben sich hinaus ans Flussufer gesetzt, geniessen neben der kreativen Arbeit die andächtige Stille oder haben sich im helleren oberen Raum des Hauses ihr Plätzchen eingerichtet. Sie alle haben sich bei der Künstlerin Claire Zahnd für den Sommerkurs (vgl. Kasten) angemeldet, haben sich für eine Woche von der Erwerbsarbeit befreit, um in die Welt der Druckgrafik einzutauchen.
Vor 10 Jahren klein angefangen
Sie hatte sich vor gut 10 Jahren einfach mal überlegt, dass es schön sein könnte, mit einigen Interessierten eine Woche lang intensiv im Atelier zu arbeiten. Die Künstlerin Claire Zahnd erklärt im Gespräch mit den FN, dass sie zunächst bloss Bekannte gefragt hatte, ob sie für eine Woche bei und mit ihr im Atelier Pilon à Os arbeiten wollten. «1994 habe ich mit 6 Personen den ersten Sommerkurs durchgeführt.» In den ersten fünf Jahren seien die Anmeldungen eher schleppend hereingekommen, doch sei in jedem Sommer eine Gruppe von etwa 6 Personen zusammengekommen. «Es hat einige Leute, die seit 10 Jahren immer wieder zu mir kommen», führt die Künstlerin weiter aus. Auf die Frage, weshalb die Sommerkurse so gut laufen, erklärt sie: «Es macht einfach Spass – der Ort, die freundschaftliche Atmosphäre und die Intensität. Wenn jemand zum ersten Mal kommt, ist alles geheimnisvoll, und dann lernen sie Schritt für Schritt alles kennen. Ich liebe es, den Menschen die Freude an der Druckgrafik zu vermitteln. Und es ist sehr schön zu sehen, dass alle fähig sind, ihre Kunstwerke zu realisieren.»
Nach den eher zaghaften Anfängen hat Claire Zahnd heute kaum mehr Probleme, die Sommerkurse voll zu bekommen. Dieses Jahr hatten 15 Personen die Gelegenheit genutzt, um sich in die Kunst der Druckgrafik einführen zu lassen. «Viele, die hierher kommen, wurden von jemandem aufmerksam gemacht, der schon mal hier war. Ich profitiere sehr von dieser Mund-zu-Mund-Propaganda.»
Die Teilnehmer kommen mittlerweile auch aus der weiteren Umgebung – beispielsweise Biel oder Neuenburg – und sie haben keineswegs alle einen künstlerisch-kreativen Hintergrund. «Es sind hier Teilnehmer aus klassischen Büroberufen, aber auch Kunsthistoriker und Zeichenlehrer vertreten.»
Ein Profi in Sachen «Unterricht»
Claire Zahnd ist in erster Linie Künstlerin, die auch eigene Projekte realisiert. Doch hat sie immer wieder Möglichkeiten gefunden, ihre Freude an der Druckgrafik einem breiteren Publikum weiterzugeben. Sie gibt Kurse im Rahmen der Mini- und Maxi-Beaux-Arts (ausserschulisches Angebot in der Stadt Freiburg), führt spezielle Kurse für Lehrpersonen durch und ab Herbst wird sie für die Pro Senectute einen Kurs anbieten. An der Volkshochschule Freiburg gibt Claire Zahnd einen Kurs, der mit den Sommerateliers vergleichbar ist: «Im Volkshochschulkurs treffen wir uns wöchentlich für jeweils zwei Stunden. Da hat man weniger Zeit, etwas zu entwickeln. Im Sommer ist die Arbeitsweise viel intensiver. Aber da müssen die Teilnehmer eine Woche Ferien nehmen.»
Künstlerin und Lehrerin
Claire Zahnd – 1951 in Paris geboren – besuchte zwischen 1967 und 1971 eine Grafikerschule. 1972 kam sie nach Freiburg und besuchte verschiedene Kurse an der Schule für Gestaltung Bern, um sich in den druckgrafischen Techniken und der Kunst der Lithografie zu perfektionieren.
Die Künstlerin ist seit 1986 treibende Kraft bei den Ateliers für Druckgrafik und Serigrafie der Mini- und Maxi-Beaux-Arts in Freiburg. Damals richtete sie auch ihr Atelier im Erdgeschoss des Pilon à Os im Galterental ein. Weitere Kurse und Stages gibt sie im Museum für Kunst und Geschichte von Neuenburg und an der Volkshochschule Freiburg. Im Laufe der Zeit sind Kurse für bestimmte Personen- und Berufsgruppen hinzugekommen: thematische Workshops für Jugendliche und Erwachsene sowie für Lehrer an der pädagogischen Hochschule.
1997 verbrachte die Künstlerin dank eines Stipendiums sechs Monate in Kairo. Aus diesem Aufenthalt entstand ein interkulturelles Projekt mit ägyptischen und Schweizer Kindern. Die Kontakte mit ägyptischen Künstlern haben Claire Zahnd auch noch weiter geprägt. Ihr aktuelles Projekt – ein handgemachtes Buch mit 10 Grafikblättern zu 10 Gedichten – wurde schon in Alexandria (Ägypten) ausgestellt. Am 28. August folgt die Präsentation in der Galerie du Tilleul in Chamtoroz (VD).
Nach ihren nächsten grösseren Projekten gefragt, erklärt Claire Zahnd: «Weiter hinaus habe ich keine konkreten Pläne, aber erfahrungsgemäss kommt immer wieder etwas Neues.»
Individueller
Kursaufbau
Claire Zahnd öffnet seit zehn Jahren im Sommer ihr Atelier Pilon à Os jeweils für eine Woche dem aktiv interessierten Publikum.
Im Einführungskurs werden von Montag bis Freitag die verschiedenen Techniken der Druckgrafik erprobt: Linolschnitt, Holzschnitt, Kupferstich, Kaltnadel, Aquatinta … Selbstverständlich werden von allen Platten auch Drucke ausgeführt.
Teilnehmer, die bereits so einen Einführungskurs bei Claire Zahnd gemacht haben, können sich in derselben Woche für einen oder mehrere Tage im Atelier anmelden, um besondere Projekte zu realisieren. sr
Weiter Informationen: Claire Zahnd, Telefon 026 322 89 91.
