Ein Leserbrief zum Artikel «Grosser Rat will keine Ausbreitung von Tempo 30 auf Kantonsstrassen», FN vom 29. November
Wider besseres Wissen hat der Grosse Rat am 27. November eine Motion angenommen, die in Zukunft eine minimale Höchstgeschwindigkeit von Tempo 50 auf Kantonalstrassen vorsieht. In der Diskussion sind viele Argumente ausführlich ausgetauscht worden. Zum Beispiel die Lärmbelästigung, die man auch mithilfe von Flüsterbelägen oder Lärmschutzwänden lösen könnte. Dass diese teuer in Anschaffung und Unterhalt sind, war bei den sonst als Finanzaposteln auftretenden Mitgliedern von Mitte, SVP und FDP plötzlich nicht mehr von Bedeutung. Das weitaus schwerwiegendere Argument der Sicherheit, welches die SP und Grünen mit Bremsweg oder Reaktionsweg untermauerten, wurde aus mir unerklärlichen Gründen schlichtweg ignoriert. Seien es beispielsweise die Hinweise auf die zu vernachlässigenden 20-Sekunden-Zeitverlust bei der Ortsdurchfahrt von Charmey oder auf Kinder und ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die die Strasse überqueren wollen. Alles verpuffte in den geschichtsträchtigen Wänden des Sitzungssaales. Dass in einigen Gemeinden eine Aufwertung der Ortsdurchfahrten durch das sogenannte Valtraloc bereits geschehen oder in Planung ist, bei der die Reduzierung auf Tempo 30 ein wesentlicher aufwertender Faktor ist, spielte auch keine Rolle. Die Meinungen waren schon gefasst. Der Staatsrat setzte mit seinem Beitrag dem Ganzen dann noch die Krone auf. Er stellte fest, dass auch in Zukunft Gemeinden Tempo 30 auf Kantonalstrassen einführen können, wenn dies durch Gutachten gesondert begründet wird. Damit wurde die ganze Diskussion über die Motion ad absurdum geführt. Und so kam es, wie es kommen musste: Die Motion wurde trotzdem angenommen. Dass es wichtiger ist, zukünftig mit dem Auto schneller durch den Ort zu kommen, als sich um die Lärmbelästigung und die Sicherheit zu kümmern, ist wohl nur mit falscher Prioritätensetzung zu erklären. Dass man damit letztendlich auch das Leben der kleinen und grossen Mitbürgerinnen und Mitbürger riskiert, nimmt man offenbar bewusst in Kauf. Aber so ist Demokratie. Wir haben es selber in der Hand.
Arno Wirtz, Düdingen
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