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Die Tafersner Dorflinde in ihren guten und in ihren schlechten Zeiten

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Die 150-jährige Linde beim Gasthof St. Martin in Tafers ist schon seit einigen Jahren krank, eine Rettung ist nicht geglückt. Am Montag wird sie gefällt. Ein Rückblick.

Von der einst mächtigen, vitalen und wüchsigen Linde beim Gasthof St. Martin im Dorfzentrum von Tafers ist nicht mehr viel übrig. Auch wer nicht viel von Bäumen versteht, sieht sofort, dass mit dem Baum etwas nicht stimmt: An ihr wachsen nur noch vereinzelte Blätter. Die kahlen Äste sehen alles andere als gesund aus.

Bei der mehr als 20 Meter hohen Linde handelt es sich um eine Sommerlinde. Ihr Alter wird gemäss einem Gutachten auf 150 Jahre geschätzt. Die Linde steht auf dem Land des Gasthofs St. Martin und ist somit im Besitz der Pfarrei Tafers. «Leider ist nirgends dokumentiert, wann sie gepflanzt wurde», sagt Hans Jungo, Präsident des Pfarreirats.

Verletzte Wurzeln

«Die Linde ist mehr oder weniger tot», sagt Baumexperte Melchior Kümin, der mit seinem Unternehmen an den Rettungsmassnahmen für die Linde beteiligt war. Eine Sommerlinde könne zwar sehr alt werden, 500 bis 800 Jahre oder sogar älter, sagt er. Die Frage sei jedoch, wo sie wachse:

Im urbanen Bereich werden Linden selten älter als 150 Jahre. Sie mögen es nicht, wenn man ihnen auf die Füsse steht

Melchior Kümin
Baumexperte

Er erklärt anhand der Linde in Tafers, was das genau heissen will: Durch die Verbreiterung der Strasse habe man den Boden verdichtet. «Das ist schlecht für die Wurzeln, sie finden weniger Wasser, Nährstoffe und Sauerstoff.»

Durch den Strassenbelag taucht mit der Zeit ein weiteres Problem auf: Unter dem Asphalt finde die Wurzel zwar ein Teil von dem, was sie suche, sagt Kümin: «Aber die Wurzeln heben den Asphalt, er muss deshalb erneuert werden, und dabei werden die Wurzeln abgeschnitten. Die Verletzungen sind dann Eintrittspforten für Pilze, die die Wurzeln und später auch den Stamm von innen faulen lassen.»

Rettung missglückt

Wann die Dorflinde in Tafers krank wurde, sei schwierig zu sagen, so Kümin: «Diese Prozesse kommen schleichend.» Nebst den Eingriffen, die die Wurzeln beschädigt und den Boden verdichtet haben, gibt es weitere Faktoren, die den Baum geschwächt haben könnten: «Seit dem Jahr 2003 hat es mehr und mehr trockene Jahre gegeben. Die Bäume erholen sich schlecht davon», sagt Kümin.

Bereits im Jahr 2014 hatte der Baum gesundheitliche Probleme. Damals hat ein Baumpflegeunternehmen bei ihm Massnahmen in Form einer Kronenpflege und eines Aufbauschnitts getätigt. Im Herbst 2021 zeigte ein Gutachten, dass schon ein Viertel der Baumkrone abgestorben war und eine Fällung in Erwägung gezogen werden müsse.

Die etwa 150-jährige Dorflinde in Tafers wird am Montag, 21. August 2023, gefällt.
Bild Marc Reidy

Mit speziellen Massnahmen probierte das Amt für Kulturgüter die Linde trotzdem noch zu retten: Das tote Holz wurde entfernt, und der Boden wurde mit Dünger behandelt. Ausserdem wurde im Winter die Baumkrone stark gekürzt. «Im Mai mussten wir feststellen, dass die Massnahmen nichts genützt hatten», sagt Hans Jungo. Im Gegenteil: Der Zustand des Baumes sei eher noch schlechter geworden. In diesem Jahr gab das Amt für Kulturgüter im Einverständnis mit dem Amt für Wald und Natur und der Gemeinde Tafers die Linde zur Fällung frei.

Erinnerungen an die Kindheit

Viele Einwohnerinnen und Einwohner haben Erinnerungen an die Linde, die das Dorfbild prägte. So auch Peter Dietrich. Er ist in den 50er-Jahren nahe der Linde aufgewachsen. Auch damals war sie Teil des Gartens der Wirtschaft mit mehreren Bäumen – unter anderem Rosskastanien und eine grosse Silberpappel.

Dieser Wirtschaftsgarten habe eine wichtige Funktion im Dorf ausgeübt: «Es war ein Ort der Begegnung.» In unmittelbarer Nähe der Linde sei ein Musikpavillon gestanden. «Am Herrgottstag war am Nachmittag immer ein grosses Fest in diesem Garten, es war bis spät am Abend eine schöne, festliche Stimmung», erinnert sich der Senior.

Anekdote

Dorfleben, wie es früher war

Folgende Geschichte hat Peter Dietrich über die Linde beim Gasthof St. Martin für die FN festgehalten:

«Es war das Jahr 1955. Der damalige und langjährige Wirt vom Gasthof St. Martin war ein passionierter Jäger. Auf den vielen Bäumen im Wirtschaftsgarten sass auch gefiedertes Volk, so zum Beispiel Krähen. Diese störten mit ihrem frühmorgendlichen Gekrächze die dörfliche Morgenruhe.

Just, als die ersten Frauen kurz vor sieben Uhr andächtig zur sonntäglichen Frühmesse schritten und auf der Linde Krähen lauthals ihre Herrschaft verkündeten, griff der jagende Wirt zu seiner Flinte und setzte mit einem gezielten Schuss zum Gaststubenfenster hinaus dem Krähengeschrei ein Ende. Dies mitten im Dorf, ausserhalb der Jagdzeit und unweit des Oberamts und des Polizeipostens. Alle haben den Knall gehört – und schliefen weiter. Dorfleben, wie es damals noch üblich war!»

Platz für eine neue Linde

Die Dorflinde in Tafers wird am Montagmorgen gefällt. Wie alt genau sie ist, könnten die Baumexperten dann anhand der Jahrringe am Stamm herausfinden – theoretisch. Melchior Kümin ist jedoch skeptisch: «Ich nehme stark an, dass sie innen hohl ist.» Ob dem so ist, wird sich zeigen. Als Ersatz für die Linde wird im Herbst oder Frühling auf der Rasenfläche neben dem Baumstrunk ein neuer Baum – ebenfalls eine Sommerlinde – gepflanzt.

Kommentar (1)

  • 18.08.2023-Leser

    Hoffen wir und man nimmt ein paar Franken mehr in die Hand und pflanzt gleich eine bereits ältere Linde, der Kaufpreis der Linde dürfte nämlich den kleinsten Teil der Kosten verursachen….

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