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Ein Einblick in die Rehabilitation von Menschen mit einer Amputationen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Spital Merlach-Murten ist im Kanton Freiburg die Anlaufstelle für Patienten mit Amputationen. Die FN haben den neuen Rehabilitationsstandort besucht und mit zwei Amputierten über ihre Erfahrungen gesprochen. 

Willy Gautschi sitzt auf einer blauen Liege im Konsultationszimmer im HFR Merlach-Murten. Seine Frau Betty sitzt neben ihm. In einem weissen Hemd, blauen Jeanshosen und schwarzen Schuhen begrüsst der Rentner seine Ärzte. 

Sie fragen ihn, wie es ihm geht, wie es zu Hause läuft, ob er Schmerzen hat, und wie ihm die Therapie gefällt. Gautschi erzählt von seinen Erfahrungen. Dann zieht er sein linkes Hosenbein bis zum Oberschenkel hoch. Seine schwarze Prothese kommt zum Vorschein. Er zieht diese vorsichtig ab, dann die weisse Socke über seinem Beinstumpf, dann folgt der Liner – ein Strumpf als Verbindung zwischen dem Stumpf und der Prothese. «Manchmal ist es ein bisschen feucht, wegen der Hitze im Sommer. Aber sonst merke ich nichts», sagt er.

Regelmässig erscheint Willy Gautschi (rechts) zu seinen Konsultationen im Spital Merlach-Murten. 
Bild Aldo Ellena

Ob er Phantomschmerzen habe, wollen die Ärzte von Willy Gautschi wissen. Dabei handelt es sich um das Empfinden von Schmerzen in einem Körperteil, das nicht mehr da ist. Gautschi hat keine solchen Schmerzen und gehört damit zu einer Minderheit. Denn für mehr als die Hälfte der Amputierten gehören Phantomschmerzen zum Alltag. «Die physische Struktur des Körpers hat sich nach einer Amputation verändert, weil er etwas verloren hat. Das Gehirn kann das jedoch nicht richtig verarbeiten und verstehen. Dadurch entsteht der Schmerz», erklärt Oberarzt Melchior Bachelard. Das betreffe sogar kleinste Amputationen wie den kleinen Finger, sagt er. Den Patienten kann mit Medikamenten oder der Spiegeltherapie geholfen werden. Bei letzterer verdeckt der Spiegel die amputierten Gliedmassen. Ziel sei es, dem Gehirn die Illusion zu vermitteln, dass das Glied noch vorhanden sei, indem durch den Spiegel ein intaktes Bild zurückgegeben werde. Die Illusion helfe dabei, das Körperbild zu korrigieren und informiere das Gehirn darüber, dass es nicht nötig sei, weiterhin Schmerzen zu erzeugen.

Gautschis Ärzte schauen den Beinstumpf genau an und vermessen ihn. Eine schöne Narbe, meinen sie. Sie bitten ihn, zu laufen und Treppen zu steigen. Gautschi zieht seine Prothese wieder an. Klick. Das Bein ist eingerastet – die Prothese befestigt. Er nimmt seine Krücke in die Hand, geht einige Schritte nach vorne und dreht sich wieder um. Seine Ärzte sind zufrieden. Dann geht es an die Treppen. Auch diese meistert Gautschi ohne Probleme.

Von Infektion zu Amputation

In einem Behandlungszimmer erzählt der 76-Jährige den FN, weshalb ihm der untere Teil seines Unterschenkels amputiert werden musste. «Es hat angefangen mit kleineren Infektionen an den Beinen. Die habe ich aber immer ignoriert und herausgezögert, zum Arzt zu gehen», sagt er. Als er sich schliesslich doch entschieden hat, zum Arzt zu gehen, erlitt er zwei Tage vor seinem Termin einen Infarkt.

Ich verbrachte viele Wochen im Spital. In dieser Zeit verschlechterte sich meine Blutzirkulation, und eines Tages sagten mir die Ärzte, dass sie mir meinen Unterschenkel amputieren müssen, oder ich werde sterben.

Für ihn sei die Entscheidung in diesem Moment ganz klar gewesen. Das Leben geht vor. «Ich konnte vor der Operation Frieden mit der Tatsache schliessen, dass sie mir meinen Unterschenkel amputieren werden», erzählt er. Auch seinen rechten Fuss mussten die Ärzte operieren. Zwei Zehen wurden amputiert und ein Teil des Fusses entfernt. «Das ist jetzt alles eine grosse Wunde, die im Verband eingewickelt ist.» Nur mit speziellen Schuhen kann Gautschi laufen. Er hofft, dass sie ihm nicht auch noch diesen Fuss amputieren müssen. «Es ist ein langer Prozess. Aber ich habe Hoffnung. Ich will mein zweites Bein nicht auch verlieren», sagt er.

Nichtstun ist nicht einfach

Danach verbrachte er drei Monate im Spital Merlach-Murten. Seine Frau besuchte ihn jeden zweiten Tag. Das habe ihm gutgetan. Gautschi lobt auch seine behandelnden Ärzte und Pflegepersonen.

Ich habe ihnen alles zu verdanken.

Während dieser Zeit hat seine Frau zu Hause in Arconciel das Badezimmer umgestaltet und auch ein Geländer an der Eingangstreppe angebracht. «Sonst hätte er nicht nach Hause kommen können», sagt Betty Gautschi. Fast 40’000 Franken hätten dem Ehepaar diese Arbeiten gekostet.  

Ende Juni konnte er schliesslich das Krankenhaus verlassen. «Ich war früher sehr gerne im Garten. Ich habe auch immer viel gebastelt und am Haus gearbeitet», sagt Gautschi. Das alles könne er jetzt nicht mehr machen. «Es ist nicht so einfach, nichts zu tun.» Er muss sich an die Situation anpassen: «Das dauert eine Weile.» Was ihm ebenfalls auffalle, ist, dass er den Kontakt zu einigen seiner Freunde verliere. «Ich bin halt viel zu Hause, weil ich nicht lange mit der Prothese laufen kann. Ich merke, dass der Kontakt zu manchen Menschen weniger geworden ist deswegen», sagt er.

Amputierte kommen nach Merlach

Die Rehabilitation von Patienten mit Amputationen, die zuvor am Standort Billens stattfand, wurde im März dieses Jahres nach Merlach verlegt. Das nach einer Umstrukturierung innerhalb des HFR, die zur Zusammenlegung verschiedener Dienste führte. Im Mai 2023 wurde das Rehabilitationsprogramm für Amputierte am Standort Merlach schliesslich offiziell eingeweiht. Unter der Leitung von Oberarzt Melchior Bachelard arbeitet dort ein interdisziplinäres Team von 50 Mitarbeitenden und kümmert sich um die Behandlung dieser Menschen.

«Hierhin kommen Patienten, die grössere Amputation haben», sagt der 30-jährige Bachelard. Das sind solche, die einen Fuss, ein Bein oder einen Arm amputieren mussten und Prothesen benötigen. Für kleinere Amputationen, beispielsweise an Zehen oder Fingern, müssen die Patienten nicht nach Merlach kommen.

Melchior Bachelard ist Oberarzt im Spital Merlach-Murten. Der 30-Jährige arbeitet mit amputierten Menschen zusammen. 
Bild Aldo Ellena

In drei Phasen behandelt

«Wir unterteilen die Behandlung dieser Patienten in drei Phasen.» Die präoperative Phase – diese ist vor der eigentlichen Amputation. Die betroffenen Personen werden auf den Eingriff sowie die Aufnahme im Spital Merlach-Murten vorbereitet, und das Verfahren wird ihnen genaustens erklärt. Die postoperative Phase beginnt gleich nach der Operation. Zuerst verbringen die Patienten einige Tage im Freiburger Kantonsspital, um die Wundheilung zu fördern, Bewegungseinschränkungen zu vermeiden und Ödeme zu verringern. Nach ungefähr einer Woche werden sie ins Spital Merlach-Murten verlegt. «Hier beginnt die eigentliche Rehabilitierung», so Bachelard. Ärzte, Ergo- und Physiotherapeutinnen arbeiten mit den Pflegenden für die Behandlung der amputierten Person eng zusammen. Der Stumpf wird behandelt, um die passende Form für die Prothese zu erhalten. Die letzte Phase ist die prothetische. «Sobald der Patient genug Kraft hat und vorbereitet ist, erhält er eine Prothese», so Bachelard. Die Nutzung und der Umgang mit der Prothese werden geübt. 

Der Alltag muss neu gelernt werden. Für diese Menschen ändert sich nämlich alles.

Das Leben sei nach einer Amputation nicht vorbei, sondern anders.

Früher sah man das als Ende an. Wir wollen dieses Stigma brechen. Es ist der Anfang eines neuen Lebens.

Nach zwei bis drei Monaten ist es für die Patienten Zeit, nach Hause zu gehen. «Zu Hause müssen sie in der Regel auch einige Dinge verändern», sagt Bachelard. Nicht alle Wohnungen seien für Menschen mit einer Amputation ideal ausgestattet. Teils müssen Badezimmer oder Schwellen auf die Bedürfnisse der Amputierten angepasst werden. In seltenen Fällen müssen Patienten sogar in eine neue Wohnung ziehen. «Wir sind auch danach für unsere Patienten da», betont Bachelard. So unterstütze sein Team diese Menschen bei allen Fragen, die nach einer Amputation auf sie zukommen – sei es administrative oder auch soziale Angelegenheiten.

Wir helfen, wo wir können.

Von Schmerzen befreit

Derzeit befinden sich drei Patienten mit einer Amputation im Spital Merlach-Murten in Behandlung. Einer davon ist ein 53-jähriger Mann aus dem Kanton Freiburg. Er möchte anonym bleiben. Die FN treffen ihn in seinem Spitalzimmer, wo er seit Anfang Juni in Behandlung ist. Er musste sich das linke Bein unterhalb des Knies amputieren lassen. «Vor dreissig Jahren hatte ich einen Arbeitsunfall. Da hat man mein Bein noch knapp retten können», sagt er. Schmerzen hatte er seitdem jedoch andauernd. Richtig gesund wurde sein Bein nie. In den vergangenen Monaten hätte sich die Situation verschlimmert. Dann hiess es: Amputieren. 

Ich hatte 30 Jahre lang Schmerzen und jetzt nicht mehr. Für mich war es auf eine Art eine Erleichterung gewesen.

Er musste seinen linken Unterschenkel amputieren – für ihn eine Erlösung. 
Bild Aldo Ellena

Leben wie gewohnt

Im Spital steht für ihn jeden Tag etwas anderes auf dem Programm. Mal Physiotherapie, Fitness, Ergotherapie oder schwimmen. «Das rechte Bein kompensiert jetzt sehr viel. Das muss ich ausgleichen und stärker werden.» An den Wochenenden kann er nach Hause gehen. Weil er Automatik fährt, brauche er auch keine speziellen Anpassungen am Auto. «Das linke Bein benutze ich sowieso nicht», sagt er. Der 53-Jährige ist unabhängig unterwegs und kann gut mit seiner Prothese umgehen. «Ich hatte Glück. Meine Narbe ist sehr schnell und gut verheilt, und so konnte ich früh mit der Prothese üben.» Zwei Stunden am Tag tut er das. Das Laufen sei noch ein wenig ungewohnt. «Man hat halt kein Gefühl im Bein, das ist schon eigenartig.» Aber mit der Zeit werde es immer besser.

Vermissen tut er nicht viel. «Ich ging immer gerne an Konzerte oder ins Kino, und das kann ich jetzt immer noch machen», sagt er. Sogar einen Vorteil hätte seine Amputation: «Die Sitzplätze für Menschen mit Beeinträchtigung sind an Konzerten ziemlich gut», sagt er schmunzelnd. «Es ist wichtig, optimistisch zu bleiben», meint er. Es sei nicht das Ende der Welt. Der Weg zur Genesung habe seiner Meinung nach viel mit der Einstellung der Patienten zu tun. Er sei 53 Jahre alt, habe in seinem Leben alles gemacht, was er wollte, und er ist nun von seinen Schmerzen befreit worden. Er könne gut damit umgehen. «Jetzt mache ich die Dinge einfach anders, aber ich kann sie immer noch machen.»

Zahlen und Fakten

Der Rehabilitationsstandort für Menschen mit Amputationen in Zahlen

Der Rehabilitationsstandort HFR Merlach-Murten verfügt über eine spezialisierte Abteilung für amputierte Patientinnen und Patienten, die im Mai 2023 eingeweiht wurde. Jährlich werden dort rund 20 Menschen betreut. Ungefähr 50 Mitarbeitende kümmern sich in Merlach um die Behandlung der Menschen mit Amputationen. 

Im Jahr 2017 fanden 86 Amputationen im Kanton Freiburg statt, 2018 und 2019 waren es 88, im Jahr 2020 wurden 72 Amputationen durchgeführt und 2021 waren es 94. Zu den häufigsten Ursachen gehört die periphere arterielle Verschlusskrankheit – wenn die Durchblutung der Beine gestört ist. Danach folgen Diabetes, Unfälle (vor allem Verkehrsunfälle) und Tumore. Das Durchschnittsalter bei Amputierten betrage ungefähr 65 Jahre. Zu den häufigsten Amputationen gehöre die Amputation der grossen Zehen. Bei den grösseren Amputationen kommen vor allem Unterschenkelamputation am häufigsten vor. km

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