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Ein ganz normaler Alltag – fast

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wort zum sonntag

Ein ganz normaler Alltag – fast

Autor: Renate Put

Es ist Abend. Ich sitze an meinem Schreibtisch und umkreise mein «Wort zum Sonntag». Meine Gedanken gehen zurück in den heutigen Tag.

Zum Krankenbesuch bei meiner 94-jährigen Mitschwester. Sie sagte so nebenbei, ihr Termin bei der Hörzentrale müsse abgesagt werden. Nach einer Pause kam noch: «Vielleicht brauche ich das neue Hörgerät auch gar nicht mehr …»

Eine kurze Radiosendung über die «pluralistische Religionstheologie», die sich mit der Gleichwertigkeit aller Religionen auseinandersetzt und eine christliche Positionsbestimmung für ein Verständnis von Toleranz und Wahrheit versucht. Die Sendung endete mit dem Hinweis auf die in fast allen Religionen zu findende «Goldene Regel»: «Was du willst, das dir die anderen tun, das tue auch ihnen.»

Und am Spätnachmittag hatte ich noch ein Beratungsgespräch.

Davor ging die überraschende Nachricht durchs Haus: Der Präsident der Nationalbank sei zurückgetreten.

Dazwischen oder auch drumherum weitere Begegnungen, Essen, und auch Tagesfüllsel, die aber mehr der eigenen Erholung dienen. Zwischen dem einen und dem anderen: aus dem Fenster schauen; eigenen Gedanken nachsinnen, das jeweils gerade Erlebte im Herzen bewegen…

Ein normaler Tag – ein fast normaler Tag.

Denn wenn ich in die «inneren Melodien» meiner Tagesereignisse höre, klingen existenzielle Themen unseres Menschseins und unseres Miteinanders an: Betroffenheit um Sterben und Tod; das Suchen und harte Ringen nach einem gleichwertigen Miteinander aller Religionen in einer zunehmend säkularen Welt; das ethische oder auch unethische Handeln oder auch Nicht-Handeln in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Medien …

Die Texte des 7. Sonntags im Jahreskreis sprechen von der Vergebung, die Gott uns Menschen gewährt. «ICH, ich bin es, der deine Vergehen tilgt», lässt Jesaja Gott sprechen. Es ist schwer, Vergebung durch Gott zu erfahren, wenn wir uns selbst und einander nicht vergeben und verzeihen können. Ich kenne viele Menschen, die auch Gott nicht vergeben können, den sie verantwortlich machen für tiefste Verletzungen, für bedrängende Lebensumwege oder auch Kriegsgräuel.

Noch eine innere Melodie im heutigen Tage höre ich: das drängende und notvolle Fragen und Zweifeln: Wie finden wir Versöhnung und Frieden und auch gegenseitige Akzeptanz und Anerkennung? Wie können wir Hass und Intrigen, Lieblosigkeiten und Verleumdungen, Lügen und, und, und … wie können wir diese Negativspirale durchbrechen?

Im bereits angegebenen Text heisst es ein paar Verse vorher, und wieder lässt Jesaja Gott selbst sprechen: «Seht, ich schaffe Neues; schon sprosst es, merkt ihr es nicht? Ja, ich mache einen Weg in der Steppe, Pfade in der Wüste» (Jes 43,19).

In den heutigen Ereignissen kann ich nicht überall das Neue spriessen sehen oder werden für mich Friedens- und Versöhnungswege sichtbar. Ich spüre jedoch eine Ahnung, wie das Neue sein könnte und wie nährend und erfrischend die Quellen am Friedens- und Versöhnungsweg durch die Wüsten und Steppen unseres kleinen und grossen Alltags sein könnten. Auch dafür bin ich dankbar.

Die TheologinRenate Put ist Mitglied des Katharina-Werkes und wohnt in Basel.

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