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Eine Diagnose, die Angst macht

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 Daniel Betticher ist Onkologe am Freiburger Spital HFR, das morgen in Freiburg einen Informationstag zum Thema Krebs veranstaltet.

 Daniel Betticher, warum braucht es diesen Tag?

Pro Tag erhalten in der Schweiz 80 bis 100 Patienten die Diagnose Krebs. Es ist eine Diagnose, die Angst macht, auch wenn sie so häufig ist. Viele denken dabei sofort an den Tod, obwohl wir etwa die Hälfte der Leute retten können. Auch haben viele Angst vor den Schmerzen und den Nebenwirkungen der Therapie. Zum einen möchten wir die Leute deshalb informieren über die Entwicklung, welche die Medizin in den letzten Jahren gemacht hat. Zum anderen werden viele Leute nach einer Krebsdiagnose stigmatisiert und können nicht mehr zurück an ihren Arbeitsplatz, obwohl sie geheilt sind. Der Informationstag soll auch helfen, sie zu destigmatisieren. Krebs darf kein Tabu mehr sein. Und schliesslich haben wir auch etwas zu feiern.

 

 Was denn?

Wir feiern zehn Jahre der Abteilung ambulante Onkologie am Freiburger Spital, zwanzig Jahre der Abteilung Radio-Onkologie und ebenfalls zwanzig Jahre seit der Anschaffung des ersten MRI-Geräts. Zudem besteht die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung seit fünfzig Jahren.

 

 Sie haben es angesprochen: In den letzten Jahren hat sich die Krebstherapie stark entwickelt. Inwiefern hat sich die Chemotherapie verbessert?

Die Medikamente, die bei einer Chemotherapie die Krebszellen abtöten sollen, sind heute weniger toxisch als noch vor einigen Jahren. Sie verursachen daher weniger Nebenwirkungen. Zudem haben wir heute effizientere unterstützende Medikamente, etwa gegen Übelkeit und Erbrechen. Nur noch rund zehn Prozent der Patienten müssen sich nach der Therapie übergeben.

Und auch den Haarverlust können wir bei zahlreichen Chemotherapien in etwa 50 Prozent der Fälle verhindern.

 

 Wie gelingt dies?

Bei bestimmten Chemotherapien kühlen wir die Kopfhaut des Patienten so stark ab, dass sich die Gefässe zum Teil schliessen. Dadurch sind die Haarwurzeln geschützt, das «Gift» der Chemotherapie kann nicht bis zu ihnen vordringen. Diese Massnahme ist aber nur bei einem Teil der Behandlungen möglich. Bei der adjuvanten Therapie, also bei einer prophylaktischen, präventiven Behandlung nach einer Entfernung des Tumors, müssen wir alle letzten Zellen, die nicht oder noch nicht sichtbar sind, erreichen und vernichten. Dann ist der Haarverlust nicht zu vermeiden.

 

 Sie werden morgen unter anderem einen Vortrag über neue Krebstherapien halten. Welche neuen Methoden gibt es?

Bisher baute die Krebstherapie auf drei Stützpfeilern auf: Chemotherapie, Bestrahlung und Chirurgie. Mittlerweile gibt es zwei neue Ansätze: Die Targeted Therapy, also eine zielgerichtete Behandlung, und die Immuntherapie.

Wie wirkt die zielgerichtete Therapie?

Diese Behandlung baut auf der Molekularbiologie der Krebszellen auf. Verstehen wir, warum es zum Krebs kommt und welcher Genschaden hauptsächlich dafür verantwortlich ist, können wir den Krebs zielgerichtet behandeln.

 

 Wie hoch ist die Erfolgsquote bei dieser Therapie?

Bei Lungenkrebs, der bereits Metastasen bildet und damit nicht heilbar ist, können wir etwa bei 15 Prozent der Patienten ein geschädigtes Gen identifizieren, das zielgerichtet angegangen werden kann. Bei diesen Patienten sprechen etwa 80 Prozent auf die Medikamente an. Das heisst, der Krebs schrumpft um mehr als die Hälfte. Für die restlichen 85 Prozent der Patienten, bei denen keine Targeted Therapy möglich ist, kommt eine Chemo- oder eine Immuntherapie zur Anwendung.

 

 Wie funktioniert die Immuntherapie?

Die Immuntherapie ist ein ganz anderer Ansatz. Während bei der Chemotherapie «Gift» verabreicht wird, das die Krebszellen abtöten soll, baut die Immuntherapie auf der eigenen Abwehr auf. Die weissen Blutkörperchen, also die Lymphozyten, versuchen natürlicherweise, die Krebszellen zu bekämpfen. Aber sie schaffen es nicht, weil die Krebszellen es verstanden haben, ein Signal auszusenden, das die Lymphozyten deaktiviert. Indem wir einen Antikörper verabreichen, hemmen wir dieses Signal der Krebszelle, die Lymphozyten werden wieder aktiv und können den Krebs in Schach halten. Etwa bei Lungenkrebs sprechen rund 50 Prozent der Patienten auf die Therapie an, der Tumor geht zurück oder bleibt stabil. Zudem hat die Immuntherapie kaum Nebenwirkungen. Wir hoffen, dass diese neue Therapie für mehrere Krebsarten bald auf den Schweizer Markt kommen wird.

 

 Verschwinden tut der Krebs aber nicht?

Wissen Sie, ich sehe jede Woche Patienten mit Metastasen in verschiedenen Organen, die aber keine Beschwerden haben und sich über eine gute Lebensqualität freuen. Zur Heilung kommt es aber nicht. Das Ziel der heutigen Onkologie ist es in dieser Situation nicht unbedingt, den Krebs zu vernichten, sondern vielmehr dafür zu sorgen, dass die Patienten beschwerdefrei, mit ausgezeichneter Lebensqualität leben können und der Krebs ruhig bleibt, sozusagen schläft.

 

 Denken Sie, dass die Immuntherapie und die zielgerichtete Therapie die Chemotherapie bald verdrängen werden?

Nein. Wir wissen, dass die Immuntherapie zwar bei Lungen-, Nieren, Blasen- und Hautkrebs gut funktioniert. Weniger gut sprechen die Patienten aber bei Leukämien sowie Brust- oder Dickdarmkrebs darauf an. Die eine Modalität ersetzt deshalb nicht die andere, sondern sie ergänzen sich. Und wir versuchen natürlich, immer bessere Behandlungen zu entwickeln, indem wir die verschiedenen Therapiemodalitäten kombinieren.

 

 Was bedeuten die neuen Therapien finanziell?

Eine zielgerichtete Therapie kostet im Schnitt zwischen 2000 und 5000 Franken pro Monat. Das ist billiger als eine Hospitalisierung und etwa vergleichbar mit einer neueren Chemotherapie. Diese kostet monatlich zwischen 3000 und 4000 Franken. Die Immuntherapie ist noch nicht auf dem Markt und hat deshalb noch keinen Preis. Für die zwanzig Patienten, die wir damit in Freiburg behandeln, ist sie aber gratis im Rahmen eines Programmes.

 

 Warum dies?

Wir sind in der letzten Phase vor der Zulassung auf den Markt. Da wäre es ethisch nicht vertretbar, wenn die Patienten das Medikament nicht erhalten könnten, obwohl die klinischen Studien abgeschlossen sind, das Medikament in den USA auf dem Markt ist, aber bei uns die Zulassung noch fehlt.

 

 Wie ist es dazu gekommen, dass das Freiburger Spital bei einer Immunotherapie-Studie mitmacht?

Wir haben aktiv gefragt. Neben Freiburg gibt es in der Schweiz noch zwei weitere Zentren, die bei dieser Lungenkarzinom-Studie mitmachen.

 

 Was bringt dies dem Freiburger Spital?

Eines unserer Hauptziele ist die Ausbildung. Wenn wir an vorderster Front mit der Forschung mitgehen, kommen wir dieser Aufgabe am besten nach. Zudem sind klinische Studien die beste Qualitätskontrolle. Wir müssen das Studien-Protokoll genau befolgen, werden in dieser Hinsicht auch kontrolliert.

 

 Wie stark ist das Freiburger Spital in der klinischen Forschung involviert?

Wir arbeiten mit der Universität Freiburg sowie national und international zusammen. Die Forschung ist aber nicht lukrativ. Natürlich würde ich mir wünschen, wir könnten im Bereich der klinischen Forschung mehr machen. Aber wir versuchen, die Ressourcen, die wir haben, möglichst effizient einzusetzen.

 

 Wirkt sich der Spardruck negativ auf den Bereich der Krebstherapie aus?

Nein. Da wir Mitglied bei der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung sind, können wir auf nationale und internationale Studienprotokolle zugreifen, die zentral in Bern aktiviert sind. So erhält ein Freiburger genau die gleiche Studien-Therapie wie in den anderen Schweizer-Spitälern. Es kann jedoch sein, dass ein Patient, der an einem ganz seltenen Tumor leidet, eine bestimmte, zielgerichtete Behandlung braucht, deren Studien-Protokoll nur in einem Schweizer-Zentrum, zum Beispiel Luzern, aktiviert ist. Der Patient muss dann einmal pro Monat nach Luzern reisen. Dank dieser Zusammenarbeit bekommt bei uns jeder Patient die bestmögliche Behandlung, die er braucht, und die er etwa auch in einem Universitätsspital erhalten würde. Ich kann ehrlich sagen: Bezüglich Krebstherapie sind wir an der Front.

 

 Wo sehen Sie in Zukunft das grösste Potenzial?

Bei der Früherfassung wird sich in der nächsten Zeit noch viel bewegen. So gibt es erste Forschungsresultate, die im Blut Hinweise für Krebs im Frühstadium charakterisieren. Dies erlaubt dann eine Frühdiagnose mit grösserem Heilungspotenzial.

Programm

Im Labor Krebszellen selbst erkennen

Krebs ist das Thema des Tags der offenen Tür, den das Freiburger Spital HFR morgen von 10 bis 16 Uhr am Standort Freiburg veranstaltet. Dabei gibt es viel zu entdecken: Die Krebsliga Schweiz lädt zu einem Interaktiven Rundgang im Bus, bei dem die Prävention und Früherfassung thematisiert werden. Der Frage, wie ein Krebspatient und dessen Angehörige am besten unterstützt werden, widmet sich die Krebsliga Freiburg. Weiter gibt es die Diagnostik mittels Spitzentechnologie, die interventionelle Radiologie und die Radio-Onkolologie zu entdecken. Im Labor können die Besucherinnen und Besucher selbst Krebszellen erkennen. Auch stellen sich Ärzte den Fragen rund um die Chemotherapie. Und schliesslich gibt es einen Einblick in die neuen, noch ungebrauchten Isolierzimmer für Leukämiepatienten. In diesen herrscht Überdruck, zwölf Mal pro Stunde wird die Luft im Zimmer ausgewechselt, damit keine Bakterien und Pilze wegen des geschwächten Immunsystems den Patienten angreifen können. Von 11 bis 16 Uhr sind zudem deutsch- und französischsprachige Vorträge vorgesehen: 11 Uhr: Le dépistage du cancer du sein. 12 Uhr: Le cancer du poumon. 12.30 Uhr: Der Lungenkrebs. 13 Uhr: Le cancer du côlon. 14 Uhr: Le cancer de la prostate. 14.30 Uhr: Der Prostatakrebs. 15 Uhr: Les nouvelles thérapies. 15.30 Uhr: Neue Krebstherapien. 16 Uhr: Offre de soutien pour les malades et leurs proches. Auch für Verpflegung ist gesorgt.rb

Zahlen und Fakten

Über ein Viertel Krebspatienten

Das Freiburger Spital HFR behandelt an allen seinen Standorten Krebspatienten, also in Freiburg, Tafers, Riaz, am Interkantonalen Spital Broye in Payerne und künftig auch im Spital von Meyriez-Murten. «Oft sind es ältere Leute, die Krebs haben. Deshalb möchten wir sie möglichst nahe an ihrem Wohnort behandeln können», sagt Onkologe Daniel Betticher. In Freiburg werden 60 bis 80 Krebspatienten pro Tag ambulant behandelt, mit den anderen Standorten sind es über 100. Hinzu kommen rund 30 Patienten, die hospitalisiert sind. «Dies macht einen Anteil von 25 bis 30 Prozent unserer medizinischen Abteilung aus.»rb

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