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Wenn das Grab nicht mehr ist

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Bei einer Grabaufhebung gedenken die Angehörigen noch einmal den schon lange Verstorbenen. Was genau passiert über und unter der Erde? 

Der Friedhof ist normalerweise ein Ort der Stille. Aber an diesem Nachmittag ist ein lautes Hämmern zu hören. Eine gelbe Mulde steht zwischen den Gräbern, darin sind zerbrochene Grabsteine sichtbar. Friedhofwart Daniel Niederberger versucht, mit einem Meissel ein Bild aus einem dieser Grabsteine zu hauen.

Das Geschehen hat einen besonderen Grund: Alle zwei Jahre werden in der Gemeinde Plaffeien die Gräber aufgehoben, die älter als 20 Jahre alt sind. «Dieses Jahr sind die Gräber der Jahre 2002 und 2003 dran», sagt Daniel Niederberger. Es sind 21 Erdbestattungsgräber und zwölf Urnengräber, die heuer aufgehoben werden.

Vom Grab zur Rasenfläche

Rund um die Mulde stehen ein paar Angehörige der verstorbenen Person und schauen dem Friedhofwart zu. Er hat es mittlerweile geschafft, das Bild ohne Beschädigung aus dem Stein zu hauen, und übergibt es jemandem aus der Familie. Etwas mehr als 20 Jahre hat das Porträt den Grabstein geziert. Nun möchten es die Angehörigen als Andenken mit nach Hause nehmen.

Daniel Niederberger schlägt ein Bild aus dem Grabstein.
Bild: Marc Reidy

Früher seien die Gräber jeweils im Herbst aufgehoben worden, sagt Daniel Niederberger. «Das war für die Hinterlassenen nicht ideal, weil sie an Allerheiligen kein Grab mehr besuchen konnten.» Dass die Gräber vor Ostern geräumt werden, habe auch einen bedeutenden Vorteil: «Im Frühling können wir auf der Fläche direkt wieder neuen Rasen ansäen.» Ausgehoben oder ausgegraben wird nämlich bei der Gräberaufhebung nichts.

Blick unter die Erde

Was danach geschieht, weiss Daniel Boschung vom Bauamt Plaffeien. Er sagt:

Mit der Fläche haben wir vorerst keine konkreten Pläne. Bis auf weiteres bleibt hier Rasen, damit halten wir den Unterhalt gering.

Daniel Boschung
Bauamt Plaffeien

Wie es nach 20 Jahren unter der Erde aussieht, sei schwierig zu sagen. Je nach Bodenbeschaffenheit schreite der Abbau der sterblichen Überreste und des Sarges schneller oder langsamer voran. «Wenn der Boden luft- und wasserdurchlässig ist, unterstützt es den Abbauprozess. Ist der Boden eher lehmig, verzögert er sich.» Je nach Standort sei die Beschaffenheit des Bodens auf dem Plaffeier Friedhof unterschiedlich.

Grabaufhebung bedeutet, dass der Grabstein und die Grabdekoration entfernt werden. Dafür muss der Friedhofwart auch mal mit härterem Geschütz auffahren.
Bild: Marc Reidy

Welche Gräber aufgehoben werden sollen, gibt die Gemeinde jeweils über ihr eigenes Informationsblatt sowie über das Amtsblatt bekannt. Die Angehörigen müssen dann die entsprechenden Gräber räumen, das heisst, den Grabstein und die Bepflanzung sowie übrige Dekorationen entfernen. Auf Wunsch erledigt dies die Gemeinde für die Angehörigen. Die Kirche hält zudem jeweils einen Gottesdienst für alle Verstorbenen, deren Gräber aufgehoben werden.

Zwei Verstorbene

Zurück auf den Friedhof Plaffeien: Der Friedhofwart ist normalerweise nicht vor Ort, wenn die Angehörigen die Gräber räumen. Doch beim Grab, an dessen Grabstein Daniel Niederberger das Bild herausgehauen hatte, geht es noch um etwas anderes. Es war nämlich zwei Verstorbenen gewidmet. Vor sieben Jahren wurde hier die Urne eines weiteren, nahen Familienmitglieds beigesetzt.

An diesem Nachmittag möchten die Angehörigen die Asche im Gemeinschaftsgrab verstreuen. Drei Generationen haben sich zu diesem speziellen Anlass versammelt. Doch zuerst gilt es, die Urne in der Erde zu finden. So tief vergraben ist sie nicht – nach einigen vorsichtigen Spatenstichen kommt sie zum Vorschein.

Mehr Urnenbestattungen

Seit 16 Jahren ist Daniel Niederberger Friedhofwart in Plaffeien. Dass eine Kombination von Erd- und Urnenbestattungsgrab aufgehoben werde, sei heutzutage häufig der Fall. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Bestattungskultur stark verändert. Daniel Niederberger weiss:

Als ich hier angefangen habe, gab es mehr Erdbestattungen, jetzt ist es umgekehrt.

Daniel Niederberger
Friedhofwart in Plaffeien

Bei rund dreissig Todesfällen im Jahr seien im Moment noch etwa zwei oder drei Erdbestattungen dabei. Der Rest der Verstorbenen wird in einem Urnengrab oder im Gemeinschaftsgrab beigesetzt, oder die Angehörigen nehmen die Urne mit der Asche nach Hause.

Neue Begräbniskultur

Den Trend hin zu individuell gestalteten Bestattungen beobachtet auch Trauerbegleiterin Ursula Wendel. Ihre Interpretation dafür: «Ich denke, religiöse Rituale haben wahrscheinlich an Bedeutung verloren. Viele können sich nicht mehr so stark damit identifizieren, und andere, treffendere Rituale werden gesucht.»

Ihre Erfahrung zeige aber, dass dies nicht nur Vorteile hat: «Wenn man viele Möglichkeiten hat, wird es manchmal schwierig.» Bei einem glaubensbezogenen Ritual sei klar vorgegeben, wie eine Beerdigung ablaufe.

Wenn jemand eine individuelle Variante möchte, braucht es viel Organisation.

Ursula Wendel
Trauerbegleiterin

Zum Beispiel müssten sich die Angehörigen überlegen, wo und wie sie die Asche verstreuen wollen, damit der Anlass auch einen würdigen Rahmen habe.

Ursula Wendel ist Trauerbegleiterin.
Bild: zvg

Wie wichtig ein Grab für die Angehörigen ist, sei sehr individuell, sagt Ursula Wendel.

Bei manchen spielt das Grab eine ganz wichtige Rolle. Sie gehen jeden Tag auf den Friedhof. Andere fühlen sich dem oder der Verstorbenen zu Hause am nächsten.

Ursula Wendel
Trauerbegleiterin

Es gehe immer darum, eine Verbundenheit zu spüren mit dem Menschen, der nicht mehr da ist.

Hilfe in der Not

Als Trauerbegleiterin kümmert sich Ursula Wendel nicht nur um Personen, die einen geliebten Menschen durch den Tod verloren haben. Auch andere Krisensituationen wie Trennungen oder Veränderungen im Leben gehören zu den Gründen, warum jemand ihre Hilfe in Anspruch nimmt. Dass sich jemand wegen einer Grabaufhebung bei ihr gemeldet habe, sei jedoch noch nie vorgekommen: «Wenn mich jemand anruft, geht es häufig um eine akute Situation.»

Die Trauer habe verschiedene Phasen. Eine Art Ende der Trauer sei schwierig zu definieren, sagt sie, denn ein Verlust begleite einen ein Leben lang:

Wenn eine verstorbene Person für einen eine Bedeutung hatte, bleibt diese Bedeutung, bis man selber auch stirbt.

Ursula Wendel
Trauerbegleiterin

Dennoch sei die Trauer nach einer gewissen Zeitspanne verarbeitet: «Mit der Zeit spürt man den Schmerz nicht mehr in solcher Intensität.»

Die Urne befand sich sieben Jahre unter der Erde. Nun wird der Verstorbene ein zweites Mal bestattet.
Bild: Marc Reidy

Friedhof der Zukunft

Was es für die Friedhofplanung bedeutet, dass es immer mehr Urnenbestattungen gibt, weiss Daniel Boschung vom Bauamt. In den 1980er-Jahren habe es die ersten Urnengräber gegeben, sagt er. Das bedeutete, dass Plaffeien die Friedhofplanung ändern musste:

Vor 40 Jahren musste sich die Gemeinde die Frage stellen, wie der Friedhof in Zukunft gestaltet werden soll.

Daniel Boschung
Bauamt Plaffeien

So sei die jetzige Einteilung mit den Erdbestattungsgräbern im oberen Teil bei der Kirche und den Urnengräbern im unteren Teil entstanden.

Friedhofwart Daniel Niederberger reinigt die Urne, die bereits einige Jahre in der Erde verbracht hat.
Bild: Marc Reidy

Letzte Ruhe

Bei den Urnengräbern haben sich mittlerweile auch die Angehörigen beim Gemeinschaftsgrab versammelt. Es ist ein ungezwungenes Beisammensein, aber doch schwingt eine gewisse Ehrfurcht mit.

Ein paar Meter nebenan reinigt Daniel Niederberger die Holzurne unter fliessendem Wasser, was die verwitterte Oberfläche zum Vorschein bringt. Zuvor hatte er ein kleines Grab vorbereitet. Hier findet der Verstorbene nun im Beisein der Familie seine letzte Ruhe.

Im Gemeinschaftsgrab findet der Verstorbene seine letzte Ruhe.
Bild: Marc Reidy

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