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Eine traditionsreiche Hassliebe

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Viele Freiburger Anhänger haben sich am Montag darüber gefreut, dass der SC Bern im entscheidenden Halbfinalspiel Zug besiegt hat. Eine Finalserie gegen den SCB ist emotional das Intensivste, was ein Gottéron-Fan erleben kann. Bern ist der Erzrivale, das Zähringer-Derby das einzig wahre für Gottéron. Zwar gibt es seit einigen Jahren jeweils das Romand-Derby gegen Servette, den Genfer Club, der beim Grossteil der Freiburger Fans deutlich unbeliebter ist als Bern, doch dem Westschweizer Derby fehlt es an Tradition. Zudem geht das, was Fans, Spieler und Clubverantwortliche füreinander empfinden, eher in Richtung Verachtung. Zwischen Bern und Freiburg hingegen herrscht eine Hassliebe.

«Hassliebe», das ist auch das Wort, das Jakob Lüdi benutzt. Der Sensler kennt den Club schon seit weit mehr als 30 Jahren, er gehörte 1980 zu den legendären Copains, die den Aufstieg in die Nationalliga A feierten. «Die Rivalität entstand in der alten Augustiner-Eisbahn in der Unterstadt», sagt Lüdi.

Ein Club als verbindendes Element

Die Eisbahn ist im Schweizer Eishockey legendär, die Nähe der heissblütigen Fans und die hitzige Atmosphäre waren bei Gegnern gefürchtet. Bevor Gottéron 1982 ins St. Leonhard umzog, gab es in der Unterstadt kurz NLA-Eishockey zu sehen. «Die Rivalität war schon damals gross, auch wenn wir uns als Spieler untereinander immer mit Respekt behandelt haben. Es ging sogar so weit, dass sich die SCB-Spieler bereits in Bern umzogen, damit sie nicht zu früh nach Freiburg kommen mussten. Vielleicht war ihnen auch einfach die Garderobe bei uns zu wenig vornehm», sagt Lüdi. «So sah man die Spieler dann ihre Schlittschuhe in der Hand halten, als sie auf der Eisbahn ankamen.»

Warum die Rivalität ausgerechnet zwischen Bern und Freiburg so gross ist, erklärt sich Lüdi unter anderem mit einem gewissen Neid. «Auf der einen Seite das kleine Freiburg, auf der anderen Seite das grosse Bern.» Es hat jedoch ganz bestimmt schlicht auch mit der geografischen Nähe zu tun. Das sieht auch Sven Leuenberger so. «Es sind zwei verschiedene Kantone. Und doch sind sich die Leute sehr nahe», sagt Leuenberger, der als Spieler in den Achtziger- und Neunzigerjahren mit Bern vier Meistertitel gewann und heute Sportchef des SCB ist. Fast jeder Fan Gottérons kennt aus seinem Bekanntenkreis mindestens einen Anhänger des SC Bern. «Die Fans beider Lager treffen sich bei der Arbeit oder sind sonst miteinander befreundet, da kommt es automatisch zu kleinen Sticheleien», sagt Leuenberger. Dies gilt erst recht für Deutschfreiburger, denen die Stadt Bern oftmals näher ist als das mehrheitlich frankofone Freiburg. Geht es jedoch um Gottéron, zählt das alles nicht. Während sich an die Spiele von Freiburg Olympic und des FC Freiburg kaum einmal ein Deutschsprachiger verirrt, ist Gottéron das grosse verbindende Element–egal, ob für Stadt und Land oder eben Deutsch oder Welsch. So sind Sticheleien zwischen befreundeten SCB- und Gottéron-Fans beispielsweise in Social Media derzeit tatsächlich an der Tagesordnung. Diese Hassliebe, mit der sich die beiden Lager begegnen, ist der Normalfall, genau wie die mit einem Augenzwinkern gegenseitigen Sticheleien zwischen dem in Bern wohnhaften Gottéron-Bösewicht Shawn Heins und seinen Nachbarn, von denen der Kanadier immer gerne erzählt. Der pure Hass, mit dem sich Chaoten ab und zu begegnen, erhält zwar oftmals viel mediale Aufmerksamkeit, ist jedoch die Ausnahme.

 Legendäre Finalserie 1992

Von einer «gesunden Rivalität» spricht auch der ehemalige Gottéron-Spieler Mario Rottaris. Der Burgdorfer, der heute in Düdingen wohnt, war entscheidend beteiligt an einer der wichtigsten Episoden der Derby-Historie–der Finalserie von 1992. Nachdem Bern in der Best-of-5-Serie Spiel zwei gleich mit 11:2 gewonnen hatte und 2:0 führte, schien die Serie gelaufen. «Doch wir waren damals Stehauf-Männchen, ein bisschen so wie Bern heute», sagt Rottaris. Freiburg glich auf 2:2 aus und verlor schliesslich das entscheidende Spiel fünf im St. Leonhard. Am Tag nach der Niederlage titelten die FN: «Als Rottaris mit Rogenmoser Samba tanzte.» Im Text selbst stand geschrieben: «Die Schiedsrichterkabine hatte sich langsam gefüllt. Nach Rauch, Bärtschi und Maurer waren Hofstetter, Rogenmoser und Rottaris da. Jeder hatte ein Bier in der Hand (…) Es lief Samba-Musik im Hintergrund, und der mit Champagnerschaum überschüttete Harry Rogenmoser tanzte gerade Arm in Arm mit Mario Rottaris.» Rogenmoser spielte für Bern, Rottaris für Freiburg.

«Potz», schiesst es aus Rottaris, auf die damaligen Geschehnisse angesprochen, heraus. «Also, dass ich mit dem Harry Samba getanzt habe, daran kann ich mich nicht erinnern.» Er könne sich aber daran erinnern, dass es einerseits eine riesige Enttäuschung gewesen sei. Gleichzeitig hätten sich die Spieler untereinander vor lauter Fans auf dem Eis jedoch fast nicht mehr gefunden. «Auch unsere Fans feierten uns.» Und dass man nach einer gewissen Zeit des Frusts und der Enttäuschung den Bernern zum Sieg gratuliert habe und mit ihnen zusammengesessen sei, sei normal. «Die Rivalität zwischen diesen Clubs ist immer da. Aber es gibt auch immer so viele Spieler, die sich kennen und schätzen.»

 Reger Spieleraustausch

 Tatsächlich führt die geografische Nähe auch dazu, dass der Austausch in Sachen Spieler gross ist. «Das war schon zu unseren Zeiten so. Wir hatten immer den einen oder anderen Berner bei uns», sagt Lüdi. Heute sieht das nicht anders aus. Mit Joel Kwiatkowski, Cédric Botter, Christian Dubé und Simon Gamache stehen vier Spieler mit SCB-Vergangenheit im Kader Freiburgs. Trainer Hans Kossmann war bis zu seinem Engagement in Freiburg Assistent bei Bern. Mit Simon Rytz und Sebastian Schilt kommen zwei weitere gebürtige Berner hinzu. Franco Collenberg, Olivier Gigon und Caryl Neuenschwander heissen die drei ehemaligen Gottéron-Spieler in Berner Reihen, Tristan Scherwey und Christoph Bertschy die zwei waschechten Freiburger des SCB. Bei Bertschy ist es gar so, dass die Tante und die Cousine des 19-Jährigen ein Saisonabonnement im St. Leonhard besitzen.

 Gute Beziehung zwischen den Geschäftsleitungen

Doch nicht nur die Spieler verstehen sich gut. Auch die Geschäftsleitungen der beiden Clubs schätzen sich. Sven Leuenberger steht wahrlich nicht im Verdacht, ein Schleimer zu sein. Erst vor zwei Wochen hatte er Genfs Trainer Chris McSorley öffentlich als «verlogenen Sauhund» betitelt und war dafür gebüsst worden. Über Freiburg hat er jedoch nur Gutes zu erzählen. Gottérons Direktor Raphaël Berger nennt er fast schon liebevoll «Raphi». «Zwischen den Geschäftsleitungen besteht ein guter Kontakt», so Leuenberger. «Wir haben beispielsweise Freiburg in dieser Saison an die European Trophy eingeladen.»

Für die beiden Rivalen sei es wichtig, dass es dem anderen gut gehe, sagt Mario Rottaris. «Beide sind froh, dass es den anderen gibt. Und beide sind froh, wenn es dem anderen gut geht. Eine Rivalität steigert das Zuschauerinteresse. Zudem sind die beiden Städte trotz allem weit genug voneinander entfernt, dass sie sich in Sachen Geldgeber und Sponsoren nicht in die Quere kommen.»

Der Traum vom Pokal in Bern

 In den letzten Jahren haben sich die Spiele gegen Freiburg auch für den SCB wieder zu dem Derby schlechthin entwickelt, obwohl mit Biel und Langnau zwei weitere Teams aus dem Kanton Bern in der NLA spielen. «Die Rivalität hat sich in den letzten Jahren zugespitzt, weil Freiburg immer besser geworden ist», sagt Leuenberger. «Heute ist Freiburg mit uns auf allen Ebenen auf Augenhöhe, sei es in Sachen Spieler, Finanzen oder Stadionauslastung.»

Ein wichtiger Schritt zu Freiburgs neuer Stärke machte der Club 2008, als er im Viertelfinal sensationell Qualifikationssieger Bern aus dem Rennen warf. «Es war eine Serie mit vielen Verletzten und Gesperrten», sagt Gottéron-Stürmer Benjamin Plüss. «Die Situation ist nicht mehr vergleichbar mit heute.» Tatsächlich spielten beim entscheidenden Sieg Freiburgs heutige 1.-Liga-Spieler wie Sandro Abplanalp und Joël Sassi.

Der damalige Erfolg war ein Schritt in eine neue Ära. Ab morgen können die jetzigen Gottéron-Spieler ebenfalls Geschichte schreiben. Sie können den ersten Meistertitel der Clubgeschichte holen. «Ich kann mich noch gut erinnern, wie Martin Rauch 1992 im St. Leonhard den Pokal in die Luft gestreckt hat», sagt Jakob Lüdi. Er war zwar damals nur Zuschauer, dennoch erzählt er dies, als spreche er über ein Trauma. «Es wäre doch toll, wenn Freiburg diesmal den Titel in Bern feiern könnte.»

Mario Rottaris hofft derweil, dass sich die Freiburger Spieler gar nicht mit der Vergangenheit befassen. «Bis heute kann keiner genau sagen, warum wir zwischen 1992 und 1994 dreimal in Serie einen Final verloren haben. Die Spieler sollten nicht darüber nachdenken, warum wir es damals verbockt haben. Jede Serie schreibt wieder eine andere Geschichte.» Das erste Kapitel wird morgen im St. Leonhard geschrieben.

 

Jakob Lüdi. Bild Aldo Ellena/aMario Rottaris. Bild Aldo Ellena/a

«Die Rivalität hat sich in den letzten Jahren zugespitzt, weil Freiburg immer besser geworden ist.»

 Sven Leuenberger

Sportchef SC Bern

Prognose: Trümpfe in beiden Teams

Die beiden ehemaligen Gottéron-Spieler Jakob Lüdi und Mario Rottaris verfolgen das Geschehen auf Schweizer Eisimmer noch genau. Rottaris wird in der Finalserie als Experte bei SRF tätig sein, Lüdi bei RadioFr.

Eine Prognose über den Ausgang der Finalserie wagt Rottaris nicht zu stellen. «Wenn ich einen Fünfliber setzen müsste, ich wüsste nicht, auf wen.» Gottérons offensives Potenzial sei wohl auf mehr Köpfe verteilt als in Bern. «Das spricht sicherlich für Freiburg. Der Drang, die spielerischen und technischen Fähigkeiten sind bei Gottéron sehr ausgeprägt. Und dennoch spielen die Freiburger auch taktisch gut.» Für den SCB spreche jedoch, dass er 17 000 Zuschauer im Rücken habe. «Das darf man nicht unterschätzen. Ausserdem machen die Berner, wenn sie konzentriert spielen, in der eigenen Zone null Fehler.»

Lüdi sieht Bern als leichten Favoriten. «Der SCB hat so viele Spieler, die schon Titel geholt haben und mit der Situation, im Final zu stehen, bestens umgehen können. Das ist sicher ein Vorteil. Doch Gottéron hat ein hungriges Team. Ich bin deshalb überzeugt, dass Freiburg ebenfalls die Chance hat, die Serie zu gewinnen.» fm

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