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Elena Steinemann: «Jetzt brauche ich zuerst einmal Abstand»

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    Vierzehn Jahre Leistungssport haben bei Elena Steinemann Spuren hinterlassen – sowohl körperlich wie mental. Im Interview blickt die Power Cat auf ihre bewegte Karriere zurück und erzählt, warum sie nichts mehr mit Volleyball zu tun haben will.

    Elena Steinemann, vor zwei Wochen haben Sie mit Volley Düdingen den Playoff-Final gegen Neuenburg verloren. Haben Sie die Niederlage schon verarbeitet?

    Es fühlt sich noch an wie nach dem Spiel: Die Enttäuschung und der Frust sind da, gleichzeitig wirken die vielen und schönen Emotionen nach. Weil ich wusste, dass ich nach dem Final aufhöre, wollte ich nochmals alles in mich aufsaugen und geniessen. Es war ein unglaubliches Spiel, spannend und auf einem hohen Niveau. Und das vor den vielen Leuten im Publikum, die du über die ganzen Leute kennen und schätzen gelernt hast. Ich bekomme noch heute eine Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke.

    Sie haben vier Saisons für die Power Cats gespielt, drei davon als Captain. Die Umstände in Ihrer Abschiedssaison waren komplizierter als in den Jahren davor…

    Ich habe das erste Jahr neben dem Volleyball gearbeitet (als Primarlehrerin in Düdingen, Red). Ich lief zuweilen am Limit, oftmals bin ich nach dem Training noch um 22 Uhr in die Schule gegangen, um vorzubereiten. Ich hatte kaum mehr Zeit für mich oder das Team. In den vergangenen Jahren habe ich den ausländischen Spielerinnen immer Bern gezeigt, dort wo ich wohne. Auch sonst habe ich neben dem Feld viel mit ihnen unternommen. Das lag dieses Jahr nicht drin. 

    Captain Elena Steinemann sorgte bei Volley Düdingen für Emotionen.
    Archivbild Aldo Ellena

    Hat dies Ihren Entscheid zum Rücktritt beeinflusst?

    In gewisser Weise schon. Ich spüre das Verlangen, mehr Zeit für andere Sachen als Volleyball zu haben. Ski fahren, Familie besuchen, in die Ferien fahren, ein spontanes Feierabendbier mit Kollegen, an der Aare verweilen – alles Dinge, die für andere Leute normal sind und auf die ich jahrelang verzichten musste. Zudem signalisiert mir mein Körper aufzuhören.

    Wie meinen Sie das?

    Ich konnte schon länger keine Saison mehr ohne Verletzung durchspielen. Die Schulter, die ich 2017 operieren musste, hat immer wieder etwas Stress gemacht. Letztes Jahr musste ich mich nach einer Hüftoperation zurückkämpfen, ganz wie vorher wurde es nie mehr. Nun muss ich mich wegen der anderen Hüfte unters Messer legen. Die letzten Jahre haben an meiner Gesundheit gezehrt. Ständig musste ich in den Trainings und im Kraftraum einteilen, wie weit ich gehen kann. Mir wurde klar, dass ich physisch nicht da bin, wo ich als Leistungssportlerin sein müsste.

    Ist das der Preis, den man für 14 Jahre Volleyball-Leistungssport bezahlen muss?

    Schwierig zu sagen, woran es liegt. Ich war neun Jahre alt, als ich mit Volleyball angefangen habe, mit 14 spielte ich für Kanti Schaffhausen bereits in der NLA. Seither absolvierte ich ein Profipensum. Ich habe als Juniorin extrem viel gespielt, teils in drei, vier Teams gleichzeitig. Ich bin mir nicht sicher, ob man das heute auch noch so macht.

    Wurde zuletzt immer wieder durch Verletzungen gebremst, so wie hier im Februar 2020.
    Archivbild Charly Rappo

    Würden Sie es rückblickend ändern?

    Ich war extrem motiviert und wollte so viel wie möglich spielen. Wenn dich das Nationalteam oder das Ausland ruft, dann sagst du nicht Nein. Aber rückblickend würde ich wohl anders priorisieren und meinem Körper mehr Zeit geben. Mit 14 ist man körperlich noch nicht so ausgebildet, und meine Hüftstellung ist, wie sie ist. Das viele Hochspringen und Landen und das ständige Tiefsein und Abstossen waren sicherlich nicht förderlich. Meinem jüngeren Ich würde ich heute ans Herz legen, mehr Geduld zu haben, da noch viele Spiele kommen werden.

    Als 15-Jähriges sind Sie von zu Hause ausgezogen, um die Volleyballwelt zu erobern…

    Anfangs wohnte ich in Schaffhausen bei einer Gastfamilie, dann in einer WG. So wurde ich früh sehr selbstständig, und es fiel mir als 19-Jährige leicht, in die Bundesliga zu wechseln. Die zwei Jahre in Wiesbaden waren sehr lehrreich, weil du im Ausland keinen Sonderstatus geniesst wie in der Schweiz. Bei uns müssen dank des Gentlemen’s Agreement immer zwei Schweizerinnen auf dem Platz stehen. Bei der Teamzusammenstellung wird zuerst geschaut, wen man als leistungstragende Schweizerin hat, dann baut man den Rest des Teams darum herum. In Deutschland gab es keine Privilegien für mich. Wenn es mir nicht lief, machte ich mir sehr viel Druck. Als Vollprofi ist Volleyball dein Lebensinhalt, du hast viel mehr Zeit für Dinge wie Regeneration und Trainingsvorbereitung. Du hast aber auch viel mehr Zeit zum Nachdenken und dich Hinterfragen.

    Was war Ihre prägendste Erfahrung in ihrer langen Karriere?

    Meine drei Jahre als Beachprofi. Als Neulinge ohne Rankingpunkte mussten wir auf der World Tour bei jedem Turnier durch die Qualifikation. Da fliegst du nach China und weisst, wenn du verlierst, musst du wieder heim. Da habe ich richtig Druck gespürt und gelernt, damit umgehen. Zudem bist du als Beachprofi dein eigener Manager. Du musst Sponsoren suchen, die Turnierplanung machen, Reisen planen, Hotels buchen – das war ein 150-Prozent-Job.

    Elena Steinemann lief schon als 14-Jährige für Kanti Schaffhausen in der NLA auf. Im Jahr 2013 spielte sie gegen Düdingens Katie Fuller und Andrea Lakovic.
    Archivbild Corinne Aeberhard

    Wie können Sie heute von den damals gemachten Erfahrungen profitieren?

    Ich habe gelernt, mich selbst zu vermarkten; hinzustehen und zu sagen, die und die Leistung von mir ist so und so viel wert. Das fiel mir sehr schwer, auch heute noch. Und wenn man das ganze Jahr in einem kleinen Team zusammenarbeitet, lernt man, sich mit sich selbst auseinandersetzen. Du bist ständig mit deiner Partnerin zusammen, du trainierst gemeinsam, gehst zusammen auf Reisen, isst immer am selben Tisch und schläfst im gleichen Zimmer. In den Trainingslagern auf Teneriffa teilten wir uns zu viert eine Einzimmerwohnung, weil das Geld nicht zu mehr reichte. Wir wechselten jeweils ab, wer im Bett und wer auf dem Sofa schlafen musste. Wenn man durchgehend so nahe aufeinander ist, lernt man, sich zurückzunehmen. Man lernt, Gespräche zu führen, denen man normalerweise aus dem Weg gehen würde. Ohne konstruktiven Austausch kann man keinen Erfolg haben. So wie im Berufsleben.

    Warum kehrten Sie nach drei Jahren im Sand zurück in die Halle?

    Zu jener Zeit kam mein Halbbruder auf der anderen Seite des Globus auf die Welt. Ich realisierte, dass ich ihn und meine Familie nicht einfach so besuchen kann. Das belastete mich. Ich wollte nicht mehr alles fürs Beachvolleyball opfern, und da kam das Angebot von Düdingen im idealen Moment.

    Düdingen nimmt im Herbst einen neuen Anlauf, um den ersten bedeutenden Titel zu gewinnen. Wie sehen Sie die Zukunft des Vereins?

    Es kommt zu einem grossen Umbruch, insbesondere bei den Schweizer Spielerinnen gibt es einige Änderungen. Die wirken sich primär auf der Aussenposition aus. Da gibt es momentan neben Sarina Wieland aber nur wenige verfügbare Schweizerinnen, die Leistungsträgerinnen sein können. Da wird Düdingen wohl nicht darum herumkommen, eine Ausländerin aufzustellen.

    Dann muss man sich also daran gewöhnen, dass die Power Cats künftig mit fünf Ausländerinnen spielen?

    Der Verein muss entscheiden, wohin er will. Will er weiter um den Titel spielen, dann muss er kurzzeitig mit fünf Ausländerinnen antreten und dann versuchen, die Anzahl nach und nach zu reduzieren. Düdingen tut gut daran, erneut jungen Spielerinnen die Chance zu geben, sich in eine verantwortungsvolle Rolle hineinzuarbeiten, so wie bei Sarina Wieland. Man darf aber eines nicht vergessen: Düdingen war in den letzten Jahren eine Ausnahme. Ich habe in meinen 14 Jahren kein anderes Team gesehen, das mit so viel Stammschweizerinnen gespielt hat und so erfolgreich war.

    Elena Steinemann im Achtelfinal des Schweizer Cup 2021 gegen Aesch-Pfeffingen –mit einbandagierter Hand.
    Archivbild Alain Wicht

    Was sind die schönsten Erinnerungen, die Sie von Ihren vier Jahren bei Volley Düdingen mitnehmen?

    Die ganzen Emotionen, die entstanden sind dank all der Menschen, die sich für den Verein investieren. Es fällt mir schwer, einzelne Momente herauszupicken, da ich so viel Schönes erlebt habe. Aber der Sieg im letztjährigen Cuphalbfinal gegen Neuenburg war sicherlich ein magischer Moment.

    Und was war die schwärzeste Stunde Ihrer Volleyballkarriere?

    Die Verletzungen und der verlorene Cupfinal 2022 gegen Volero Zürich. Da kamen wir nach einem 0:2-Satzrückstand zurück und verloren im Tiebreak mit 18:20. Das wurmt mich heute noch.

    Auf was freuen Sie sich in Ihrem neuen Leben am meisten?

    Lesen, Kochen, es gibt so vieles. So wie ich ticke, wird meine neugewonnene Freizeit bald wieder gefüllt sein (lacht).

    Bleiben Sie dem Volleyball in der einen oder anderen Weise erhalten?

    Zuerst brauche ich jetzt eine Weile Abstand, wo ich nichts mit Volleyball zu tun haben möchte. Als Zuschauerin ja, als Spielerin, Trainerin oder Kommentatorin aber nicht. Es ist nicht so, dass ich nichts mehr mit Volleyball zu tun haben will, zuerst möchte ich aber andere Sachen entdecken. Der Bewegungsdrang ist schon da, aber mein Körper schreit nach sanfteren Sachen, die Reha nach der OP, Schwimmen, dann schauen wir weiter.

    Sie wohnen in Bern, unterrichten in Düdingen, Sie haben den Schweizer Pass, den neuseeländischen und den italienischen. Wo wird der künftige Lebensmittelpunkt der Ex-Volleyballerin Elena Steinmann sein?

    You never know. Ich bin nicht so verwurzelt, da ich in Neuseeland aufgewachsen bin und wegen des Volleyballs viel unterwegs war. Ich bin einerseits sehr freiheitsliebend und abenteuerlich, anderseits habe ich auch den Wunsch nach Verwurzelung. Inzwischen habe ich mir in Bern ein Umfeld aufgebaut, das mir sehr wichtig ist. In meinem ersten Interview in den «Freiburger Nachrichten» vor vier Jahren lautete der Titel «Endlich angekommen». Das traf es damals sehr gut und ist auch heute noch so. Ich fühle mich wohl, so wie es gerade ist.

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