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Er gab Deutschfreiburg ein Selbstbewusstsein

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Würde Peter Boschung noch leben, dann hätte er sich über die kürzlich erfolgte zweisprachige Beschriftung des Bahnhofs Freiburg gefreut–auch wenn dieser Akt nur von symbolischer Bedeutung ist. Denn der Flamatter Arzt und Historiker hat sich jahrelang dafür eingesetzt, dass die deutschsprachige Minderheit im Kanton Freiburg besser wahrgenommen und gleichberechtigt behandelt wird.

Ungerechtigkeit bekämpft

Peter Boschung praktizierte ab Mitte der 1940er-Jahre als Hausarzt in Flamatt, hat sich aber immer auch mit der Geschichte und der Kultur Deutschfreiburgs befasst. Damals war Französisch im Kanton Freiburg noch die einzige offizielle Amtssprache, es gab keine deutschsprachige Matura und auch kein deutschsprachiges Lehrerseminar. Peter Boschung empfand dies als Ungerechtigkeit. Er kämpfte nicht nur für eine bessere Stellung von Deutschfreiburg im Kanton, sondern auch für die Einheit der deutschsprachigen Bevölkerung. Sie sollte ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickeln und die damals als typisch geltenden Charakterzüge der Senslerinnen und Sensler – gegenüber Obrigkeiten unterwürfig zu sein und zu schweigen, sich anzupassen – abwerfen und sich bewusst werden: «Wir sind auch jemand.»

Einsamer Kämpfer

Peter Boschung war beim Kampf gegen diese Missstände auf sich allein gestellt. Weder Politiker noch lokale Behörden oder die Kirche sahen einen Grund, die herrschenden Zustände zu ändern – teilweise stiessen seine Ansicht sogar bei der deutschsprachigen Bevölkerung auf Unverständnis. «Er war ein einsamer Kämpfer, der Dinge wahrgenommen hat, die andere nicht sahen», beschreibt Josef Vaucher, langjähriger Präsident der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft (DFAG), seinen Vorgänger. Die DFAG hatte Peter Boschung 1959 mit Gleichgesinnten als Plattform für das sprachliche Bewusstsein und die Verteidigung der deutschsprachigen Interessen gegründet.

Peter Boschungs Weg sei nicht der eines Kämpfers in einer politischen Partei gewesen, sagt Vaucher. Er blieb unabhängig, schrieb unzählige Briefe an die Freiburger Regierung, in denen er seine Anliegen darlegte. «Er blieb sachlich, argumentierte fundiert und belegte seine Forderung mit historischen Fakten.» Er habe hartnäckig nachgebohrt und sei seinen Überzeugungen jahrelang konsequent und beharrlich gefolgt, sagt Vaucher.

Bereicherndes Miteinander

«Peter Boschung war kein Hasser der Französischsprachigen», hält Josef Vaucher fest. Es sei nicht seine Absicht gewesen, diese mit seinen Forderungen zu provozieren. Vielmehr versuchte er sie durch Gespräche zu überzeugen, dass ein selbstbewusstes Deutschfreiburg für sie keine Bedrohung darstellt, sondern nur gleiches Recht beansprucht. Mit dem französischsprachigen Historiker Gonzague de Reynold war sich Peter Boschung einig, dass es nicht um Mehr- und Minderheiten in den Sprachen ging, sondern um ein bereicherndes Miteinander. Frucht dieser Zusammenarbeit ist die 1969 veröffentlichte «Sprachencharta des Freiburger Instituts», in der allgemeine Grundsätze für ein modernes Sprachrecht festgehalten sind. «Es ist eine Art Bibel für das gemeinschaftliche Zusammenleben und die Gleichberechtigung zweier Sprachgruppen», sagt Vaucher.

In der Verfassung

Für die Vertreter der Schwesterorganisation der DFAG, der «Communauté Romande du Pays de Fribourg», stellten die Vorstellungen Boschungs eine Bedrohung dar. Sie fürchteten eine Germanisierung Freiburgs. Der Widerstand war gross und es sollten Jahre vergehen, bis Peter Boschung die Früchte seines Kampfes ernten konnte. Erst 1990 war es so weit: Die Zweisprachigkeit des Kantons Freiburg wurde offiziell in der Verfassung verankert und 2004 in der neuen Verfassung übernommen.

Quelle: Freiburger Geschichtsblätter, 1999.

Zur Person

Arzt, Historiker und Schriftsteller

Peter Boschung wurde am 29. Dezember 1912 in Schmitten geboren. Später zogen seine Eltern Emil und Klotilde Boschung nach Staffels, Wünnewil, wo er aufwuchs. Nach der Matura in Stans studierte er Medizin. 1945 liess er sich mit seiner Frau Else in Flamatt nieder, wo er eine Arztpraxis eröffnete, die er bis 1980 führte. Peter Boschung war Vater von acht Kindern. Er betätigte sich auch als Schriftsteller und verfasste Texte in Hoch- und Senslerdeutsch. So veröffentlichte er nebst zeitkritischen Aufsätzen, Kolumnen, historischen Texten und Gedichten mit «Schlossersch Ana. As Seisler Frouwelääbe» den ersten senslerdeutschen Roman. Peter Boschung starb kurz nach seinem 87. Geburtstag am 19. Januar 1999. Wenige Tage zuvor war er an der Feier zum 40-jährigen Bestehen der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft (DFAG) für sein grosses Engagement geehrt worden. Bereits zehn Jahre zuvor hatte ihm die Universität Freiburg die Ehrendoktorwürde verliehen.im

 

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