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Fossilfunde in der Schweiz: Vom Berg, der mal ein Meer war

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Die Fundstelle Monte San Giorgio ist die wichtigste Fossilfundstelle der Schweiz, seit 2003 ist sie Unesco-Weltkulturerbe. Vor 240 Millionen Jahren lebte dort eine reiche Tierwelt, deren Überreste ungewöhnlich gut und reichlich erhalten geblieben sind.

Die bedeutendste Fossilienfundstätte der Schweiz ist der Monte San Giorgio, der zwischen dem Kanton Tessin, in der Nähe von Mendrisio, und Italien liegt. Er wurde 2003 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Die Stätte stammt aus der Mittleren Trias, das heisst aus der Zeit vor 247 bis 235 Millionen Jahren. Damals war der Monte San Giorgio kein Berg, sondern der Boden eines 30 bis 100 Meter tiefen epikontinentalen Meeres, das von einer Inselkette gekrönt wurde, die an die heutigen Bahamas erinnert.

Ein epikontinentales Meer ist eine Wasserfläche, die mit einem Ozean verbunden ist und eine grosse Fläche eines Kontinents bedeckt. In einem der Becken dieses Meeres wurden die fossilreichen Schichten des Monte San Giorgio abgelagert.

Reiche Tierwelt

In der Mittleren Trias waren die Kontinente ganz anders angeordnet als heute, und die Region um den Monte San Giorgio lag in einer subtropischen Zone unter dem Einfluss eines Monsunklimas. Diese Bedingungen ermöglichten die Entwicklung einer reichen Tierwelt. Viele verschiedene Gruppen waren vertreten, wie das Vorkommen zahlreicher Wirbellosen (Invertebraten) wie Weichtiere oder Krebstiere belegt. Aber auch eine sehr grosse Anzahl von Fischen, Amphibien und vor allem verschiedene Gruppen von Reptilien, die sich unabhängig voneinander an das Leben im Meer angepasst hatten.

Gut erhalten

Nach dem Tod dieser Tiere sanken ihre Kadaver auf den Grund der Becken. Der Boden dieser Becken wies einen sehr niedrigen Sauerstoffgehalt auf, was die weitgehend vollständige Erhaltung der Exemplare ermöglichte, denn in sauerstoffarmen Meeresbereichen gibt es nur sehr wenige Organismen, die die Kadaver zersetzen können. Wenn die Sedimentationsrate hoch ist, werden die Tierreste schnell verschüttet, was die Chance auf eine Erhaltung noch erhöht.

Ein Exemplar von Tanystropheus, an dem die extreme Verlängerung des Halses gut zu erkennen ist.
Paläontologisches Institut der Universität Zürich/zvg

Bauch nach oben

Speziell bei den Meeresreptilien haben Wissenschaftler ein besonderes Phänomen beobachtet. Viele Reptilienleichen wurden versteinert mit nach oben gerichtetem Bauch gefunden. Die häufigste Erklärung dafür ist, dass sich im Bauch dieser Tiere nach ihrem Tod Fäulnisgase entwickelt haben, die dazu führten, dass die Kadaver an der Wasseroberfläche schwammen. Danach platzte die Bauchdecke, und die Fäulnisgase entwichen. Die Kadaver sanken in diesem Fall wieder ab und wurden in der gleichen Position eingebettet.

Auch unter den gefundenen Reptilien ist die Vielfalt gross. Es konnten Ichthyosaurier, Sauropterygier sowie andere seltsame Arten – deren Zugehörigkeit zu dieser oder jener Gruppe manchmal noch diskutiert wird – identifiziert werden. Die Ichthyosaurier, die am Monte San Giorgio gefunden wurden, sind viel älter als der im Kanton Freiburg entdeckte Ichthyosaurier und weisen daher eine etwas andere Morphologie auf. Sie zeigen aber dieselben Hauptmerkmale: das heisst das Aussehen, das an Delfine erinnert.

Fünf und mehr Finger

Die Überreste von Mixosaurus sind am zahlreichsten vertreten. Dieser kleine, etwa 1,5 Meter lange Ichthyosaurier wurde auch an vielen anderen Orten der Welt gefunden, zum Beispiel in den USA, auf Spitsbergen oder in China. Interessant an diesem Ichthyosaurier ist auch die Tatsache, dass seine Gliedmassen fünf Finger aufweisen, obwohl das äussere Erscheinungsbild der Gliedmassen aufgrund ihrer Paddelform nicht darauf schliessen lässt.

Ein Merkmal, das bei Ichthyosauriern sehr häufig vorkommt und bei Mixosaurus nicht vorhanden ist, ist die Polydaktylie (mehr als fünf Finger). Interessant ist auch, dass bei diesem Ichthyosaurier verschiedene Wachstumsstadien gefunden werden konnten: vom gerade geborenen Jungtier bis zum ausgewachsenen Exemplar.

Die Gruppe der Sauropterygier hat ebenfalls sehr viele Fossilien geliefert. Diese Fossilien gehören zu drei grossen Gruppen innerhalb der Sauropterygier, nämlich den Nothosauriern, den Pachypleurosauriern und den Placodonten. Neusticosaurus, der häufigste Pachypleurosaurier vom Monte San Giorgio, wurde zu Hunderten gefunden.

Sogar ein Embryo

Der Neusticosaurus hatte eine für seine Gruppe typische Morphologie. Er war ein kleines, wahrscheinlich fischfressendes Tier, das etwa 30 Zentimeter gross wurde und dessen Körperform gut an das Leben im Wasser angepasst war.

Da die Fossilien so aussergewöhnlich gut erhalten sind, wurde sogar ein Neusticosaurus-Embryo entdeckt. Das Exemplar ist 50 Millimeter lang und damit eines der kleinsten fossilen Wirbeltiere, die je gefunden wurden. Die Nothosaurier sind zwar grösser – durchschnittlich etwa drei Meter – als ihre Verwandten, die Pachypleurosaurier, haben aber insgesamt einen ähnlichen Körperbau und waren zu ihrer Zeit bedeutende Raubtiere.

Rekonstruktion des Raubtiers Ticinosuchus.
Daniele Albisetti

Mit Panzer

Die Placodonten vom Monte San Giorgio werden durch zwei Gattungen repräsentiert: Cyamodus und Paraplacodus. Der Cyamodus, der etwas mehr als einen Meter lang war, hatte einen Rückenpanzer, der an den der Schildkröten erinnert, obwohl die Panzer bei diesen beiden Gruppen unabhängig voneinander entstanden sind. Der Panzer von Cyamodus besteht aus zwei Teilen: einer bedeckt den Hals bis zu den Hüften, der andere reicht von den Hüften bis zum Schwanzansatz.

Die andere Gattung der entdeckten Placondonten ist der Paraplacodus, der keinen Panzer aufweist. Diese beiden Placondonten haben jedoch eine ähnliche Ökologie. Sie lebten in der Nähe des Bodens sauerstoffreicher Gewässer (näher an der Küste) und waren durophag, was bedeutet, dass sie sich von Muscheln und anderen hartschaligen Organismen ernährten.

Exemplar eines Neusticosaurus.
Paläontologisches Institut der Universität Zürich/zvg

Ein seltsames Tier

Wie bereits erwähnt, wurden auch seltsame Reptilien entdeckt, darunter der Tanystropheus, dessen Name aus dem Griechischen stammt und «langer Wirbel» bedeutet. Dieses Meeresreptil – das bis zu fünf Meter lang wurde – hatte einen länglichen, schmalen Körper, einen im Verhältnis zum Körper sehr kleinen Kopf und einen unverhältnismässig langen, dünnen Hals.

Das Erstaunlichste an seinem Hals sind die Halswirbel. Ein einziger von ihnen kann bis zu 25 Zentimeter lang sein. Die Biologie von Tanystropheus wurde lange Zeit diskutiert, aber die neuesten Studien deuten darauf hin, dass er aufgrund seines Halses, der an Land schwer zu stützen gewesen sein muss, ein Wasserbewohner gewesen sein muss. Einige Aspekte seiner Morphologie zeigen jedoch überraschenderweise keine Anpassungen an das Leben im Wasser, wie zum Beispiel sein abgeflachter Schwanz.

Überreste von Landreptilien wurden ebenfalls am Monte San Giorgio gefunden, wie die Fossilien von Ticinosuchus zeigen, der nach dem Kanton Tessin benannt wurde. Der Ticinosuchus, dessen Grösse und Körperform an ein Krokodil erinnert, war ein wendiges und schnelles Raubtier, ohne mit den heutigen Krokodilen verwandt zu sein.

Gaël Spicher.
zvg

Zur Person

Ein Freiburger in Bonn

Gaël Spicher ist in der Stadt Freiburg aufgewachsen, wo er auch die Primar- und Sekundarschule sowie das Kollegium besucht hat. An der Universität Freiburg hat er Erdwissenschaften und Biologie studiert und mit einem Bachelor abgeschlossen. Im Herbst 2022 hat der 23-Jährige an die Universität Bonn gewechselt, wo er ein Studium der Paläontologie begonnen hat, mit dem Ziel, in zwei Jahren mit einem Master abzuschliessen. In einer fünfteiligen Serie bringt er den FN-Leserinnen und -Lesern sein Forschungsgebiet näher. Ihn interessiert aber auch, was diese über das Thema denken. Er freut sich deshalb auf eine Rückmeldung an folgende E-Mail-Adresse: s84gspic@uni-bonn.de 

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