Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Für den Brief gabs ein «Kafi Schnaps»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Am 31. Juli haben Bruno Sonderegger und Werner Stucki ihre letzte Tour in Laupen gemacht. Eine Tour, die die beiden Briefträger bestens kennen: Werner Stucki ist seit 1976 Briefträger in Laupen, sein Berufskollege Bruno Sonderegger kam Mitte der Neunzigerjahre ins Dorf. Ende Juli gingen sie in Pension.

Die beiden Briefträger, die die Lehre zum «uniformiertenPostbeamten» abschlossen, haben die Veränderungen bei der Schweizerischen Post eins zu eins miterlebt. «Früher trugen wir Pösteler eine Uniform samt Krawatte», erzählt der 62-jährige Werner Stucki im Briefzustellzentrum in Bösingen. Stucki ist gerade von einer seiner letzten Touren zurückgekehrt. Er trägt zwar eine lange Hose, aber ein Kurzarmhemd ohne Krawatte. Der 65-jährige Bruno Sonderegger sitzt in einer kurzen Hose daneben am Tisch.

Verteilen ohne Postleitzahl

Stucki und Sonderegger haben schon Briefe und Pakete verteilt, als die Ortschaften noch keine Postleitzahlen hatten. Gute Geografiekenntnisse waren damals das A und O. «Wir lernten in der Ausbildung etwa, wo der Julier anfängt und wo er aufhört», erzählt Sonderegger. Diese «Pöstelergeografie» habe ihm «sehr gefallen». Mit den Postleitzahlen sei es aber wesentlich einfacher geworden, fügt Stucki an. Die beiden wissen: Die Zahl Sechs gehört zu Luzern, Drei zu Bern und Zwei zu Neuenburg.

Nicht nur mit Postleitzahlen hatten Sonderegger und Stucki viel zu tun, auch mit Geld haben sie als Briefträger oft hantiert. Die AHV könne man sich noch heute vom Briefträger auszahlen lassen, sagt Stucki. «Das machen wir etwa noch einmal pro Tour.» Früher zahlten die beiden fast allen Pensionären ihre AHV aus. «Da zählten wir das Geld in der Wohnung am Tisch ab.» Oft erhielten die beiden dazu einen Kaffee serviert, bei Bauern gabs ab und zu auch ein Gläschen Schnaps. Sonderegger und Stucki wussten viel vom Leben ihrer Kunden–umso mehr, weil sie auch Betreibungen und Bankbriefe verteilten. Ab und zu gelangte ein Brief auch an die falsche Adresse. «Das passierte nicht oft, aber wenn, dann war es meist ein besonders wichtiger Brief», sagt Stucki und lacht.

Die «Wedele» raufgebracht

Früher war es für die beiden auch selbstverständlich, dem einen oder anderen Laupener eine Gefälligkeit zu erweisen. «Älteren Frauen habe ich das Konfiglas geöffnet oder die‹Wedele›in die Wohnung getragen», erzählt Stucki. Sonderegger zitiert einen passenden Spruch: «Der Briefträger kommt in der Rangfolge direkt nach dem Doktor, sagte unser ehemaliger Postdirektor jeweils.»

Neben dankbaren Kunden erlebten die seit Anfang August pensionierten Briefträger auch undankbare. Als er neu in Laupen begonnen und einer Frau einen falschen Brief zugestellt habe, habe sie ihn angepfurrt, erzählt Stucki. «Sie fragte mich, ob ich eigentlich nicht lesen könne.» Das ist ihm geblieben: «Ich habe sie dann eine Zeit lang nicht mehr gegrüsst.»

In ihren langen Briefträgerkarrieren hatten Sonderegger und Stucki zwangsläufig auch mit Hunden zu tun. Beide schauten, dass sie nicht zu nahe an die bellenden Wächter kamen; sie legten die Briefe dann etwa aufs Gartenmäuerchen oder nahmen sie wieder mit. «Wir sind nicht verpflichtet, die Post zu liefern», sagt Sonderegger. Stucki wurde trotzdem einmal Opfer eines Hundes: «Es war erst noch ein Blindenhund, und er hat mir die Hose zerrissen», erinnert er sich.

Nicht ohne Scanner

Mit den Veränderungen bei der Post kamen auf Sonderegger und Stucki auch viele Neuerungen zu. Unabdingbar auf ihren Touren ist seit einigen Jahren der Scanner. Mit dem Gerät wird nicht nur die Zeit erfasst, sondern jedes Päckli und jeder Brief registriert. Mit dem neuen Arbeitsgerät mussten sich die beiden erst anfreunden. «Je älter man wird, desto länger braucht man, bis man ein so modernes Gerät versteht», sagt Stucki. Dass alles immer schneller gehen muss, hat auch Sonderegger belastet. Die letzten drei Jahre hat er auf 80 Prozent reduziert. «Das hat mir geholfen, nicht alles so tragisch zu nehmen.»

Seit Anfang August nun sind Bruno Sonderegger und Werner Stucki auf der anderen Seite der Briefverteilung: Als pensionierte Pösteler können sie jeden Morgen kontrollieren, ob in ihrem Briefkasten der richtige Brief liegt.

«Der Briefträger kommt nach dem Doktor, sagte unser ehemaliger Postdirektor.»

Bruno Sonderegger

«Es war erst noch ein Blindenhund, und er hat mir die Hose zerrissen.»

Werner Stucki

Meistgelesen

Mehr zum Thema