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Gegen wirtschaftlichen Monotheismus

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Befreiungstheologe Leonardo Boff am Filmfestival

Boff nahm zu verschiedenen kirchlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen Stellung. Er bedauerte, dass Papst Johannes Paul II. bei seiner am 12. März erfolgten Vergebungsbitte für Vergehen der katholischen Kirche nur die Vergangenheit einbezogen habe, aktuelle «Sünden» jedoch ausschloss. Der Brasilianer nannte in diesem Zusammenhang die Verurteilung des Schweizer Theologen Hans Küng wie auch seine eigene – wobei er anfügte, Johannes Paul II. habe ihn zwei Mal vor Angriffen des Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, geschützt. Der Vatikan habe als «Bastion des Antifeminismus» zudem einiges gegenüber den Frauen gutzumachen.

Im Vatikan sei immer noch jene Mentalität vorherrschend, die vor 400 Jahren zur Verurteilung von Galileo Galilei geführt habe und heute noch «Opfer» fordere. In diesem Zusammenhang beklagte Boff eine doppelgesichtige Ethik des Papstes. Einerseits zeige er sich offen für die Anliegen der Armen, andererseits lasse er einen vatikanischen Fundamentalismus zu.

Alternative Werte in der
Welt-Vernetzung

Die Reise von Papst Johannes Paul II. vom 20. bis 26. März ins Heilige Land bezeichnete Boff als einen Höhepunkt im Pontifikat des polnischen Papstes. Mit seinen Reisen zeige das katholische Oberhaupt, dass in der Globalisierung noch andere Werte als die wirtschaftliche Vernetzung Platz hätten, so etwa die Solidarität.

«Ich bin gegen eine Weltwirtschaft, die Kulturen zerstört», sagte Boff. Er wolle auf seinen Reisen nicht überall nur Hamburger, sondern – als Beispiel nannte er die Schweiz – auch «Rösti» essen können. Boff zeigte sich erfreut darüber, dass allerorts der Widerstand gegen den durch Europa und Nord-amerika diktierten «wirtschaftlichen Monotheismus» wachse. Die Kreise, die einem bedenkenlosen Wachstum der Weltwirtschaft kritisch gegenüber-stehen, hätten bei der Tagung der Welthandelsorganisation WTO in Seattle (USA) im vergangenen Dezember gezeigt, dass sie eine wirkliche Macht darstellen.

Charta der Erde

Boff sprach sich gegen die «Diktatur eines Einheits-Marktes» aus. Die Menschheit habe viele Gesichter, betonte der kämpferische brasilianische Theologe. Die Vielfalt der Erde müsse erhalten bleiben. «Wir sind eine grosse Familie ohne Unterschiede, die Einheit ist heute aber bedroht.» Es gelte zudem, die Natur als ebenbürtiges Glied zum Menschen zu betrachten.

Er selber habe während acht Jahren an der «Charta für die Erde» mitgearbeitet, die von Nichtregierungsorganisationen und Basisgruppen erstellt und eben in Freiburg (Schweiz) vorgestellt worden war. Diese in der Folge der Umweltkonferenz von Rio im Jahre 1992 entstandene Charta soll zur neuen Sensibilisierung des Gewissens der Menschheit für Umweltanliegen und Zusammenleben führen. Die Ausradierung der Armut müsse als grundlegender ethischer und sozialer Imperativ der Menschheit angesehen werden, heisst es unter anderem im Dokument.

Filmsprachlich ein Analphabet

Das Freiburger Filmfestival diene dazu, die «andere Art der Globalisierung» zu stärken. Boff bezeichnete sich als einen Freund des Kinos, aber als «Analphabeten», was die Filmsprache betrifft. Er verstehe seinen Einsatz in der Festival-Jury als Weiterbildung. Diese ist für ihn ein Akt der Solidarität.

Er habe festgestellt, dass die in den Filmen dargestellten menschlichen Probleme in Nord und Süd dieselben seien. Es ist eine erklärte Absicht der Festivalverantwortlichen, neben Filmfachleuten auch Branchenfremde in der Jury Einsitz nehmen zu lassen, damit diese die Filme aus «einer anderen Perspektive» betrachten.

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