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Er will – und will doch nicht so ganz

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Die Zweisprachigkeit ist in der Stadt Freiburg ein immer wiederkehrendes Thema. Sorgte es vor dreissig, vierzig Jahren noch für böses Blut zwischen Romands und Deutschsprachigen, ist der Umgang zwischen den beiden Sprachgruppen heute merklich entspannt. Die jungen Freiburgerinnen und Freiburger wissen: Zwei- oder gar Mehrsprachigkeit ist ein Plus. Im Berufsleben und im Alltag.

 

Politikerinnen und Politiker betonen in ihren Sonntagsreden seit Jahren, die Zweisprachigkeit sei ein wichtiger Trumpf Freiburgs, auch in kultureller Hinsicht. In der Stadt Freiburg – Hauptstadt des zweisprachigen Kantons und Teil der zweisprachigen Agglomeration Freiburg – hat sich bis heute aber auf offizieller Ebene nicht viel getan, um die hehren Absichten aus den Sonntagsreden in die Tat umzusetzen. So auch jetzt: Das Stadtparlament hatte den Gemeinderat in einem Postulat aufgefordert, zu prüfen, ob Deutsch als zweite Amtssprache eingeführt werden könnte. Das Resultat: Der Gemeinderat will weiterhin auf den pragmatischen, gelebten Bilinguismus setzen und diesen mit zahlreichen Massnahmen fördern. Er will aber Deutsch nicht als Amtssprache einführen. Die Antwort auf das Postulat wird heute Abend im Generalrat diskutiert.

Der Gemeinderat argumentiert dabei auch mit der möglichen Fusion Grossfreiburgs: Neun Gemeinden diskutieren darüber, ob sie sich zusammenschliessen wollen. Er wolle die anderen Gemeinden nicht vor den Kopf stossen und vor vollendete Tatsachen stellen, findet der Freiburger Gemeinderat – auch darum werde Deutsch vorderhand nicht zur zweiten Amtssprache der Zähringerstadt. Doch wann, wenn nicht jetzt, im Fusionsprozess, soll diese wichtige Frage auf den Tisch kommen? Wann, wenn nicht jetzt, soll Freiburg darauf pochen, dass die neue, grosse Gemeinde Rücksicht auf die jahrhundertealte Minderheit nehmen und deren Sprache als Amtssprache führen soll? Anstatt sich hinter verfahrenstechnischen Fragen zu verstecken, sollte der Gemeinderat nun ein klares Zeichen setzen. Das heisst nicht, dass er auf Biegen und Brechen innert Kürze Deutsch als Amtssprache einführen muss. Aber dass er anders kommunizieren muss: Anstatt abzuwiegeln, um ja niemanden zu verärgern, sollte er laut und deutlich sagen, dass die neue Gemeinde von Anfang an zweisprachig sein soll. So wissen die anderen Gemeinden, woran sie sind – und können mit dem Freiburger Gemeinderat darüber diskutieren.

Thematisiert der Gemeinderat die Zweisprachigkeit nicht während des Fusionsprozesses, ist der Zug für lange Zeit abgefahren. Haben sich die neun Gemeinden – oder einige davon – einmal zusammengeschlossen, haben sie anderes zu tun, als gleich wieder ein neues Gesetz einzuführen und neue Strukturen wie einen Übersetzungsdienst zu schaffen. Zudem bedingt die offizielle Zweisprachigkeit auch einen Kulturwandel in der Verwaltung. Fusionieren die Gemeinden zu Grossfreiburg, fordert dies in der fusionierten Verwaltung ebenfalls einen Mentalitätswandel. Auch das spricht dafür, die Zweisprachigkeit bereits mit der Fusion einzuführen und nicht erst zwei, drei Jahre später.

Es scheint, als ob die Stadtregierung vor lauter Angst, sie könnte jemandem auf die Füsse treten und andere Gemeinderäte brüskieren, sich im Fusionsprozess mit eigenen Gestaltungsideen und -vorschlägen zurückhalten würde. Nach den missratenen ersten Fusionsversuchen, die auch an der Kommunikation des damaligen Freiburger Gemeinderats gescheitert sind, kann dies auf den ersten Blick vernünftig erscheinen. Der neue Gemeinderat darf aber nicht ausser Acht lassen, dass Freiburg die Zentrumsgemeinde ist – auch wenn alle neun am Fusionsprozess beteiligten Gemeinden gleichwertig sind. Und da darf und da muss der Freiburger Gemeinderat sich ab und zu laut und deutlich zu einzelnen Themen äussern. Gerade wenn es um Themen wie die Zweisprachigkeit geht: ein bedeutendes und symbolisch aufgeladenes Thema.

Wann, wenn nicht im Fusionsprozess, soll die Zweisprachigkeit denn auf den Tisch kommen?

 

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