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Gute Mächte

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Aus der Gefängniszelle in Berlin schreibt der Pfarrer und Theologe Dietrich Bonhoeffer seiner Verlobten Maria von Wedemeyer: «Hier noch ein paar Verse, die mir in den letzten Abenden einfielen. Sie sind der Weihnachtsgruss für Dich und die Eltern und Geschwister.»

Diese «paar Verse», im Dezember 1944 in einem Kellergefängnis zu Papier gebracht, sollten das wohl bekannteste Gedicht Bonhoeffers werden: «Von guten Mächten». Von Wärme und Helligkeit, von Trost und Geborgenheit ist darin zu lesen. Grösser könnte der Kontrast zur Wirklichkeit des Nazi-Kerkers kaum sein.

Das gescheiterte Attentat am 20. Juli 1944 lag nun schon Monate zurück. Tage, Wochen, Monate waren vergangen, in denen die Hoffnung auf Entlassung aus der Haft, die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit der Verlobten, der Erwartung des Todesurteils gewichen war. Doch diese Tage und Monate waren noch durch etwas anderes getragen, etwas, das die herrschenden Mächte und Gewalten nicht zu bezwingen vermochten.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Wie weit seine Zeilen reichen würden, konnte auch Bonhoeffer selbst nicht ahnen. Er selbst wurde kurz vor Kriegsende in einem SS-Standgerichtsverfahren zum Tode durch den Strang verurteilt und am 9. April 1945 ermordet. Der Richter, der ihn verurteilte, geriet nach dem Krieg in Kriegsgefangenschaft, wurde aber bald entlassen und konnte im Deutschland der Nachkriegszeit unbehelligt seiner Arbeit als Anwalt nachgehen. 1976 starb er dann im Kreis seiner Familie, ohne sich je von seiner Nazi-Vergangenheit distanziert zu haben.

Anders als der Richter selbst setzten sich dessen Kinder und Schwiegerkinder kritisch mit dessen Nazi-Erbe auseinander. In einem viel beachteten Nachruf wählten sie genau jene Zeilen aus, die Bonhoeffer in jenen Winterabenden im Gefängnis niederschrieb. Die Macht der Nacht muss den guten Mächten weichen. Es ist die Gewissheit der Gottesnähe und «der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet», die Wärme und Helligkeit, Trost und Geborgenheit zu spenden vermag. «Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.»

Christine Schliesser
zvg

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