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«Heute treffen Fische aufeinander, die sich natürlicherweise gar nicht begegnen würden»

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43 Arten von Fischen und Krebsen gibt es im Kanton Freiburg. Einige von ihnen waren schon immer hier heimisch, andere sind eingeführt beziehungsweise ausgesetzt worden. Bei einigen Arten geschah dies bereits vor so vielen Jahren und Jahrzehnten, dass sie heute als heimisch gelten. Dazu gehören etwa der Stichling oder der Edelkrebs. «Damals hat man sich keine Gedanken gemacht, was dies für ökologische Konsequenzen haben könnte», sagt Jean-Daniel Wicky, kantonaler Fischereiverwalter.

Bis an den Schwarzsee

Weil sich die Fische bewegen, breiten sie sich mit der Zeit auch in Gebieten aus, in denen sie einst nicht heimisch waren, wie etwa im Sensebezirk. So zum Beispiel der Zander, der in den 1950er-Jahren im Greyerzersee ausgesetzt worden ist. Er hält sich dort auch heute noch auf, ist aber auch im Schiffenensee zu finden, und man kann ihn sogar im Schwarzsee an der Angel haben. Er ist bei den Fischern beliebt, weil er gemäss Wicky «spannend zum Fangen, gut zum Essen» ist.

«Die Frage stellt sich, wie weit man solche eigentlich nicht einheimischen Arten fördern soll», sagt er im Gespräch mit den FN. Denn der Zander ist ein Raubfisch, der durch seine Anwesenheit den Druck auf andere Fische, wie etwa auf das Rotauge, die Laube oder die Rotfeder oder auf junge Forellen und Egli, erhöht. «Heute treffen Fische aufeinander, die sich natürlicherweise gar nicht begegnen würden. Da ist es schwierig abzuschätzen, ob es eine direkte Bedrohung ist oder ob sich die Tiere anpassen.» Er nennt als Beispiel den Kamberkrebs, eine amerikanische Krebsart, die vor mehr als 100 Jahren im Bieler-, Neuenburger- und Murtensee ausgesetzt wurde und nun auch im Schiffenensee zu finden ist. Der Kamberkrebs ist Träger einer Krankheit namens Krebspest. «Er selbst ist resistent dagegen, er steckt aber die einheimischen Krebsarten durch Pilzsporen über das Wasser an. Das kann ganze Populationen auslöschen», erklärt Wicky.

In höhere Lagen

Am häufigsten in den Sensler Fliessgewässern zu finden ist die Bachforelle. Sie mag kaltes und sauerstoffreiches fliessendes Wasser mit einer strukturierten Uferböschung und einem Bachbett, wo sie ihre Nahrung – vor allem Insekten, aber auch kleinere Fische – findet. Wegen der Klimaerwärmung ist sie gezwungen, in immer höhere Breitengrade auszuweichen. Die Fischregionen verschieben sich auf diese Weise, erklärt Wicky.

Auch die Barbe hat neue Gebiete erobert. Sie kam über die Aare in die Saane und weiter in die Sense. Eine kleine Sensation war es, als diese Art vor etwa vier Jahren bei der Hoflandernbrücke in der Nähe von Zollhaus nachgewiesen werden konnte. Dies galt damals als das höchste bekannte Barbenvorkommen der Schweiz.

«Unter den Fischen gibt es vom Körperbau her gute und schlechte Schwimmer und solche, die an Strömung angepasst sind oder nicht.» Seefische zum Beispiel sind nicht gebaut, um sich in strömungsreichen Fliessgewässern zu bewegen, während etwa die Forellen mit ihrem stromlinienförmigen Bau gut vorwärtskommen. «Deshalb kann nicht jeder Fisch gleich gut auf andere Gebiete ausweichen, wenn der natürliche Lebensraum nicht mehr stimmt.»

Der Nase geht es schlecht

Von den im Kanton Freiburg vorkommenden Arten haben nur 14 keinen der vier Gefährdungsstatus, die von «potenziell gefährdet» bis zu «vom Aussterben bedroht» gehen. Letzteres trifft etwa auf die Nase zu, einen Fisch, den man früher oft in der Saane und im Unterlauf der Sense fand. «Wegen der Wasserqualität und anderen Faktoren geht es dieser Art im Kanton Freiburg schlecht», sagt Jean-Daniel Wicky. Sie ist zudem bedroht, weil es immer weniger Kieselalgen gibt, die Hauptnahrung der Nasen. «Fische sind leider stumm und können nicht schreien, wenn es ihnen schlecht geht», erklärt Jean-Daniel Wicky die Problematik. Nur wenn es Fälle von Fischsterben wie kürzlich in der Saane gebe, werde die Öffentlichkeit sich plötzlich bewusst, wie viele Tiere eigentlich in unseren Gewässern leben.

Neue Erkenntnisse

Die Wasserqualität ist ein Faktor, aber auch menschliche Eingriffe an den Gewässerläufen, wie Beschattungen, Begradungen und die Zerstörung der Biodiversität, machen den Fischen zu schaffen. Oft sind es zudem technische Hindernisse, die eine Fischwanderung verhindern. Querschwellen, mit denen Bäche verbaut wurden zum Hochwasserschutz, führen dazu, dass Fische das angestammte Laichgebiet nicht oder nur mit grossem Aufwand erreichen können. Beim Bau der Querschwellen sei man sich der Problematik nicht bewusst gewesen, sagt der Fischereiverwalter. Heute mache man dies anders und schaue vermehrt auf fischgängige Lösungen, sagt Jean-Daniel Wicky. «Wenn der Lebensraum durch Hindernisse eingeschränkt ist, werden ganze Populationen eingesperrt und ein genetischer Austausch ist nur noch beschränkt möglich.» Dies schwäche die Nachkommen.

Rahmenbedingungen ändern

Er findet es deshalb auch kritisch, wenn der Mensch diese durch Menschen geschaffenen Schwierigkeiten durch Massnahmen versucht auszugleichen, die nichts mit der Ursache zu tun haben: «Fische auszusetzen ist problematisch, wenn man Lebensräume einbringt, die nicht die erforderlichen ökologischen Qualitäten ausweisen. Das bringt nichts, weil diese Tiere dann wieder im gleichen Kreislauf gefangen sind.» Zuerst müssten die Lebensbedingungen verbessert werden.

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