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Historischer Weiler von nationaler Bedeutung

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Historischer Weiler von nationaler Bedeutung

Zweiter Deutschfreiburger Landschaftspreis geht an den Weiler Richterwil

Der Landschaftspreis des Heimatkundevereins ist am Samstag in Richterwil an die Besitzerfamilie Theres Schnyder von Wartensee und die Pächterfamilie Karl Jungo verliehen worden. Damit wird ihr Jahrzehnte langes Engagement für den Erhalt dieses historischen Weilers von nationaler Bedeutung gewürdigt.

Von IMELDA RUFFIEUX

Wer zum Weiler Richterwil in der Gemeinde Bösingen kommt, fühlt sich ein wenig in Gotthelfs Zeiten zurückversetzt: die grossen Landwirtschaftsgebäude beidseits der Strasse, Reste der ehemaligen Mühle und Säge, das Ofenhaus und die Kapelle, das grosse Bauernhaus mit dem tiefen Dach und die beiden Scheunen, aber auch das herrschaftliche Gutsherren-Haus mit dem sehr gepflegten Park lassen einem fast erwarten, dass Ueli der Pächter um die nächste Hausecke biegt.

Doch in Richterwil ist die Zeit nicht stehen geblieben. Trotz der idyllischen Behäbigkeit, die der Weiler ausstrahlt, wird hier moderne Landwirtschaft betrieben – eine naturnahe Bewirtschaftung, die neben Qualitätsprodukten für die Saatzucht auch die Pflege von Hecken, Buntbrachen und Feldrandstreifen zulässt.

Zweiter Landschaftspreis

Es waren diese beiden Elemente – die Bemühungen um den Erhalt der historisch gewachsenen Kleinsiedlung und die in Richterwil betriebene Landwirtschaft im Respekt gegenüber der Natur -, die den Heimatkundeverein veranlasst haben, dem Weiler und seinen Bewohnern den Landschaftspreis 2006 zu verleihen. Die Auszeichnung wurde am Samstag nach 2004 zum zweiten Mal vergeben. An der Feier liessen rund 300 Gäste die Atmosphäre des Gutsweilers auf sich wirken und durften dabei auch die traditionelle Richterwiler Gastfreundschaft geniessen.

Der mit 4000 Franken dotierte Preis wurde von den beiden Co-Präsidenten des Heimatkundevereins, Charles Folly und Alain Grandjean, überreicht. Das Geld soll für die Renovation der Kapelle im Weiler verwendet werden.

Sommerresidenz
für reiche Stadtfamilien

Richterwil gelte zu Recht als Prototyp eines Gutsweilers, unterstrich Jean-Pierre Anderegg in der Laudatio. Die Kleinsiedlung, die 1342 unter dem Namen «Ruochtelwile» erstmals erwähnt wurde, erweckte das Interesse reicher Stadtfamilien, die hier einen herrschaftlichen Sommersitz errichteten. Aktenkundig sind rund 30 Besitzerwechsel, bevor der Weiler 1927 vom damaligen Direktor der Schweizerischen Nationalbank, Charles Schnyder von Wartensee, erstanden wurde. Mit Karl Jungo-Roggo aus Galmis setzte er einen Pächter auf das Gut, dessen Familie noch vier Generationen später die Arbeit mit dem gleichen Verantwortungsbewusstsein erledigt wie zu Beginn. Valerie Schnyder, Enkelin des damaligen Käufers, bestätigte an der Feier, dass ihr Grossvater sich bei seinem Entscheid tatsächlich – wie es die mündliche Überlieferung will – vom untadelig hergerichteten Miststock von Karl Jungo hatte überzeugen lassen.

Geld, Arbeit und Idealismus

Viel Arbeit wartete auf den Pächter, aber auch auf die Besitzerfamilie, die im Laufe der Zeit viel investierte, um den arg verwahrlosten Weiler wieder in Stand zu stellen. Es hat sich gelohnt: Richterwil ist heute ein historischer Weiler von nationaler Bedeutung. Auf der anderen Seite hat sich die Pächterfamilie stets mit viel Idealismus bemüht, mit dem ihr anvertrauten Land sorgsam umzugehen – dies in einer Zeit, als noch nicht von Biodiversität und Nachhaltigkeit gesprochen wurde und als diese Bemühungen noch nicht abgegolten wurden. Das hat dazu beigetragen, dass auf dem Weiler ganze 42 Vogel- und drei Eulenarten brüten und in den Hecken 40 Pflanzen- und Straucharten zu finden sind.

Heute wird der Betrieb von Damian und Rita Jungo-Piller geleitet. Zum Mischbetrieb mit Viehwirtschaft (18 Kühe und 20 Jungtiere, dazu Schweine und Hühner) und Ackerbau (24 Hektaren) gehören auch ein grosser Gemüse- und ein Hochstamm-Baumgarten sowie acht Hektaren Wald.

Valerie Schnyder dankte im Namen ihrer Familie für den Preis, der ihre Familie sehr berührt und gefreut habe. Damit sei die Messlatte für die zukünftige Entwicklung des Weilers hoch angesetzt. Es sei eine Herausforderung, zwischen einem Ballenberg und der Agrarpolitik 2011 einen Weg zu suchen, betonte sie.

Schicksalsgemeinschaft

Karl Jungo dankte der Familie Schnyder für die seit 75 Jahren bestehende Schicksalsgemeinschaft und das
Vertrauen. Sein Dank galt auch seiner Familie und besonders seiner Gattin Martha. Sie kümmere sich um Haus und Kapelle. «Der grosse Garten und der grosse Küchentisch sind ihr Markenzeichen, einer oder zwei mehr am Tisch spielt für sie keine Rolle.»

Er habe Vertrauen in die junge Generation, dass sie die Sorge zur Umwelt und Artenvielfalt weitertrage, erklärte Karl Jungo. Er rief aber auch dazu auf, sie angesichts der Gefahren durch globalisierte Märkte nicht allein zu lassen.

Schätze erhalten

In seiner Grussbotschaft unterstrich Louis Casali, Ammann von Bösingen, den Elan und die Eigeninitiative, die in Richterwil für den Schutz von Kulturgütern und Landschaft zum Tragen kommen. Durch die Ortsplanung könne die Gemeinde Sorge tragen, dass der Weiler auch weiterhin intakt bleibe und gepflegt werden könne, damit auch die nächste Generation diese Schätze geniessen könne.

Landschaft sei mehr als eine schöne Postkarte, es sei Kulturgut, habe z. B. für den Tourismus auch einen wirtschaftlichen Wert, sei für Gesundheit und Wohlbefinden wichtig, genauso wie als Faktor für mehr Lebensqualität, erklärte Nicolas Petitat namens der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz.
Aufruf zu
mehr Respekt

«Wir sind nur Passanten auf dieser Erde und müssen sie unbeschadet unseren Nachkommen überlassen», betonte Staatsrat Pascal Corminboeuf in seiner Grussbotschaft. Er wies darauf hin, wie gross die Verantwortung der Landwirte in Bezug auf den Schutz von Landschaft, Wasser und Boden ist. Dabei dürfe auch die rationelle Bewirtschaftung nicht aus den Augen verloren werden. «Die Landwirtschaft erfüllt mit der Landschaftspflege und der nachhaltigen Bewirtschaftung den Verfassungsauftrag. Dafür hat sie Anrecht auf Entgelt für die erbrachten Leistungen – Direktzahlungen genannt – ohne dafür als Bittsteller auftreten zu müssen», hielt er fest. Er sah im übermässigen Abbau des Grenzschutzes eine Gefahr für den Landschaftsschutz und das bäuerliche Kulturgut. «Diese Güter dürfen nicht auf dem Altar eines falsch verstandenen Liberalismus geopfert werden.»

Zum Schluss rief der Staatsrat zu mehr Respekt auf, in Politik, Wirtschaft, Sport und Religion. Der Geist von Richterwil sei Vorbild für die Gesellschaft, da er vom Respekt geprägt war: zwischen Eigentümer und Pächter, gegenüber dem Ortsbild, der Natur und Landschaft und schliesslich vor der Schöpfung. im

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