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«Ich bin auch Handwerkerin»

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«Ich bin auch Handwerkerin»

Autor: Irmgard Lehmann

Der Tisch in der Cafeteria des Konservatoriums ist nicht zu übersehen. Am Boden liegen ein grosser Koffer und einige Taschen. Kerstin Kramp hat all ihre Instrumente und eine Menge Mundstücke mitgenommen, mit denen sie als Barockoboistin auf Konzertreisen geht: Die Barockoboe mit ihrem hellen, die Oboe d’Amore mit ihrem weichen und die Oboe da Caccia mit ihrem tiefen, erdigen Ton: alles nachgebaute historische Instrumente mit nur zwei Klappen.

Kerstin Kramp, wie haben Sie den Zugang zur Alten Musik gefunden?

Musik war immer präsent in meinem Leben. Die Idee, Musikerin zu werden, kam mir erst während dem Studium der Kunstgeschichte. So habe ich an der auf Alte Musik spezialisierten Schola Cantorum in Basel vorerst Blockflöte studiert. Eigentlich hatte mich aber schon als Kind der Klang der Oboe in seinen Bann geschlagen. Nur bildete ich mir aufgrund einer frühen Kindheitserfahrung – das Mundstück kitzelte mich so sehr – ein, dieses Instrument nicht spielen zu können. Ich habe dann aber hobbymässig nebst der Blockflöte angefangen, Barockoboe zu spielen. Schnell wurde daraus mehr, und ich schloss nach meinem Blockflötenlehrdiplom mein Barockoboenstudium mit einem Solistendiplom ab. Damit ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, und so fühlt es sich auch an, jedes Mal, wenn ich auf der Bühne stehe.

Alte Musik wird auf historischen Instrumenten gespielt. Welches sind ihre Merkmale?

Der Unterschied liegt in der Stimmtonhöhe. Heute liegt sie zum Beispiel für ein A irgendwo zwischen 442 bis 446 Hz. Historische Instrumente sind einiges tiefer gestimmt. Die Instrumente sind im Klang meist farben- und facettenreicher, im Grunde individueller, da man klangliche Unregelmässigkeiten nicht durch zusätzliche Klappen oder andere technische Massnahmen verändert hat. Die meisten Instrumente sind in ihrer Lautstärke auch weniger durchdringend.

Können Sie dies anhand der Streich- und Blasinstrumente erklären?

Im Barock sowie der Klassik wurde die Oboe meist mit nur zwei Klappen gebaut. In der Romantik sind es dann bereits dreizehn. Gleichzeitig veränderte man die Innenbohrung: Sie wurde enger, der Klang vermochte einen immer grösseren Orchesterapparat zu übertönen, wurde aber glatter und etwas heller. So ähnlich ergeht es der Flöte und der Klarinette. Hörner wurden im Barock und der Klassik, im Gegensatz zu heutigen Instrumenten, ganz ohne Ventile gespielt. Streichinstrumente haben Darmsaiten, die weicher und runder klingen als die Metallsaiten bei modernen Instrumenten. Auch sind historische Bögen beweglicher, was ein nuancenreicheres Spiel zulässt.

Heikel ist aber auch das Spiel auf der Barockoboe.

Das Oboenmundstück ist aus südfranzösischem Schilfrohr gebaut und reagiert stark auf Luftfeuchtigkeit oder Trockenheit. Wenn während eines Konzertes das Wetter extrem umschlägt, es beispielsweise zu regnen beginnt, kann das Mundstück plötzlich sehr viel schwerer spielbar sein. Ähnlich reagiert das Mundstück auf grosser Höhe wegen des geringeren Luftdrucks. Da ich immer auch ein kleines Werkzeugset dabei habe, passe ich das Mundstück schnell den neuen Umständen an. Im schlimmsten Fall sogar während eines Konzertes. Als Oboistin bin ich in hohem Masse auch Handwerkerin: Die Barockoboenmundstücke gibt es nicht zu kaufen. Jeder muss sie selber bauen können. Dies ist sehr anspruchsvoll, da sie massgeblich den Klang bestimmen.

Gibt es Werke, wo Sie alle drei Oboen spielen?

Ja, in Bachs Matthäuspassion oder Weihnachtsoratorium. Bach spielt meisterlich mit den unterschiedlichen Klangfarben. Im Weihnachtsoratorium etwa setzt er die Oboe da Caccia mit ihrem tiefen, erdigen, zarten Ton zusammen mit der weich klingenden Oboe d’Amore ein. Am häufigsten wird jedoch die Barockoboe eingesetzt. Sie klingt heller und ist höher gestimmt. Mit ihr lässt sich alles darstellen: höchste Verzweiflung, hüpfendes Glück, zarter Gesang und lautes Fest.

Lassen sich moderne und historische Instrumente kombinieren?

Ist mein Instrument einen halben Ton tiefer, wird es schwierig. Der Streichersatz wird in der Regel homogen besetzt, da es klangtechnisch wenig Sinn macht, darmbesaitete und metallbesaitete Streicher zu kombinieren.

Die historische Aufführungspraxis ist en vogue. Was ist das Besondere daran?

Statt jedes Stück in eine neblige, klangschöne Vibratowolke zu hüllen, möchte ich das Publikum berühren mit raffinierter Interpretation, unberechenbaren Farben, furiosen Tempi, mit wilden Verzierungen oder einer überraschenden Stille. Der Schlüssel dazu steckt in den vielen spannenden Quellen zur Musikpraxis älterer Zeit. Dieses Wissen verschafft der historischen Aufführungspraxis sehr viel kreativen Spielraum. Wer will da noch sparsam bei der perfekt glatten Wolke bleiben?

Festival Geistlicher Musik in Freiburg vom 7. bis zum 15. Juli. www.fims-fribourg.ch.

Mit der Barockoboe lässt sich alles darstellen: höchste Verzweiflung, hüpfendes Glück, zarter Gesang und lautes Fest.

Autor: Kerstin Kramp

Autor: Barockoboistin

Kerstin Kramp hat sich mit dem Solistendiplom als Barockoboistin einen Kindheitstraum erfüllt.

Historische Instrumente klingen individueller als moderne.Bilder Charles Ellena

J.-S.-Bach-Stiftung: Jeden Monat wird eine Kantate aufgeführt

Johann Sebastian Bach hat 250 Kantaten geschrieben. Diese will die Bach-Stiftung in der Barockkirche im appenzellischen Trogen alle aufführen: Jeden Monat ein Konzert. 2006 wurde das erste Konzert präsentiert und seither sind 50 Kantaten gespielt. Noch weitere 20 Jahre folgen.

Hinter dem Projekt steht die Bach-Stiftung, deren Präsident der St. Galler Privatbankier Konrad Hummler ist. Gemäss «Handelszeitung» will er über 30 Millionen in das aufsehenerregende Projekt investieren. Das Engagement des Bachverehrers soll auch nach dem Verkauf grosser Teile seiner Wegelin-Bank weitergehen. Leiter der Bachkonzerte ist der 61-jährige St. Galler Organist Rudi Lutz. An der Schola Cantorum in Basel lehrt er «Improvisation für Tasteninstrumente». Ins Bachensemble geholt hat er auch die Freiburger Musikerin Kerstin Kramp.

Die Konzerte in Trogen sind ein besonderes Erlebnis: Die Kantate wird am gleichen Abend zwei Mal aufgeführt. Dazwischen trifft man sich in der «Krone» zum Cüpli, um dann den kurzen Reflexionen einer Persönlichkeit zu folgen. Auch können die Gäste vor der Aufführung (17.30 Uhr) an einer Werkeinführung teilnehmen. il

Nächstes Konzert am Fr., 17. August, 19.00 Uhr. Übernachtungsmöglichkeiten in Trogen, Speicher oder St. Gallen. Informationen: www.bachstiftung.ch.

Zur Person

Oboistin in vielen Barockorchestern

Die 45-jährige Kerstin Kramp ist in Freiburg aufgewachsen und studierte an der Schola Cantorum Basiliensis Blockflöte und Oboe. Heute ist sie eine gefragte Oboistin. Mit dem Bläseroktett Amphion gewinnt sie den ersten Preis des Van-Wassenaer-Wettbewerbes. 2003 gründet sie das Kammermusikensemble Granville. Im Barockorchester La Cetra, wo auch die Freiburger Christoph Rudolf und Christoph Riedo mitspielen, ist sie Oboistin. Kramp arbeitet regelmässig mit bekannten Barockorchestern zusammen. Am Konservatorium Freiburg unterrichtet sie Blockflöte. Die Musikerin wohnt in Basel. il

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