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“Ich bin ein echter ‘Welsch'”

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Die FN im Gespräch mit Dominique de Buman, scheidender Ammann der Stadt Freiburg

In zehn Tagen tritt Dominique de Buman aus dem Gemeinderat der Stadt Freiburg zurück, weil er sich ganz seinem Amt als Nationalrat widmen will. Er ist seit 1986 im Gemeinderat, die letzten zehn Jahre als Syndic. Das Gespräch wurde in Deutsch geführt.

Mit DOMINIQUE DE BUMAN
sprachen CHRISTIAN SCHMUTZ
und JEAN-LUC BRÜLHART

Sie haben sich immer sehr stark mit der Stadt Freiburg identifiziert. Woher kommt diese Verbindung?

Dies hat mit meinem Charakter und meiner Überzeugung zu tun. Ich bin ein bodenständiger Mensch, dem seine Wurzeln wichtig sind. Die Natur und das Kulturgut der Stadt liegen mir sehr nah. Zudem haben die Stadt-Freiburger eine angenehme Art des Zusammenlebens: Sie grüssen einander, sie sind einfach und nicht abgehoben. Es ist nicht nur städtisch – politisch also eher links -, sondern auch ländlich. Wir sind nicht Appenzell und auch nicht Genf. Es ist weder ganz das eine noch das andere, das mag ich. Die Ausgewogenheit zeigt sich auch in den Abstimmungsresultaten auf schweizerischer Ebene: Unser Kanton hat immer durchschnittliche Ergebnisse.

«Weder das eine noch das andere» trifft auch auf die Zweisprachigkeit zu.

Die Zweisprachigkeit ist ein zentrales Element der Schweiz und gleichzeitig eine Chance für uns. Mir bereitet jedoch Sorge, dass Kantone der Deutschschweiz Frühenglisch anstelle des Französisch einführen wollen. In meinen Augen ist das eine Gefahr für die Einheit der Schweiz. Man muss Kulturen fördern und Minderheiten respektieren. Die Landessprachen sind letztlich auch Kulturelemente der Schweiz.

Wie wäre es möglich, die beiden Sprachgemeinschaften einander näher zu bringen?

In meinen Augen sind die Spannungen zwischen den beiden Sprachgemeinschaften nicht von Bedeutung. Ein grosser Teil der Bevölkerung spricht beide Sprachen oder ist zumindest die andere Sprache seit langem gewöhnt. Die Zweisprachigkeit ist zwar ein Trumpf, aber das heisst nicht, dass alle Leute auch beider Sprachen mächtig sind. Zweisprachigkeit muss nicht heissen, dass man die eigene Kultur und Identität vernachlässigt. Man darf in dieser Frage nicht populistisch werden. Ich bin ein echter Welsch und überzeugt, dass die Landessprachen gefördert werden müssen. Die Schwierigkeit für uns Französischsprachige liegt im Dialekt. Wenigstens sprechen die Deutschsprachigen im Generalrat Schriftdeutsch. In Biel zum Beispiel sprechen sie Mundart.

Ihre ersten Jahre im Gemeinderat waren gekennzeichnet von einem wirtschaftlichen Hoch. War es damals einfacher, Gemeinderat zu sein?

Vor 18 Jahren war die Stimmung lockerer. Die Wirtschaft war gesund, vielleicht zu gesund. Vieles hat sich seither geändert, nicht nur die wirtschaftliche Lage, auch das soziale Umfeld, die Weltpolitik und die Kommunikationstechnologien. Heute läuft alles extrem rasch. Man fühlt sich wie in einem Wirbel und die Leute scheinen müde zu sein. Das ist fast eine philosophische Frage, aber: Weiss man heute noch, wo man Ruhe findet? Überall gibt es Manager und Ceos, aber keine Leute mehr, die Verantwortung tragen. Den grossen Bruch gab es 1991 wegen den Immobilien-Spekulationen. Einzelne bereicherten sich und die öffentlichen Körperschaften mussten den Gürtel enger schnallen und gleichzeitig ihre Aufgaben wahrnehmen. Zu dieser Zeit war die Stadt Freiburg auf sich alleine gestellt, kaum unterstützt durch den Kanton.

Sie haben damals antizyklisch gehandelt.

Wir haben beschlossen, unsere Verwaltungs-Strukturen zu überprüfen und zu reorganisieren – immer unter Einbezug der Mitarbeiter. Deshalb hatten wir in diesen schwierigen Zeiten keine sozialen Konflikte. So konnten wir eine Steuererhöhung vermeiden und die Dienstleistungen, wie zum Beispiel Kindertagesstätten, verbessern. Der soziale Friede konnte gewahrt werden. Das macht mich stolz. Wir mussten uns den heutigen Anforderungen anpassen. Die Tendenz ist da, dass wir finanziell gesund werden. Vor fünf Jahren hätte das niemand gedacht. Ich bin auch froh, dass der Generalrat die Dringlichkeit des Sparens verstanden hat.

Die Ankündigung der Cardinal-Schliessung 1996: Ein Sinnbild für die schlechte Konjunktur. Wie empfinden Sie heute die starke Solidarität der Bevölkerung mit der Brauerei?

Dass es soweit gekommen ist, hing mit verschiedenen Faktoren zusammen. Es herrschte eine schlechte Wirtschaftslage und das Unternehmen war bereits restrukturiert. Zudem liegt die Brauerei in der Stadt, nicht abseits in einem Industriegebiet und die Angestellten sind ein Spiegel der Freiburger Bevölkerung. Bier ist ein tägliches Konsumprodukt und somit war es einfacher, die Bevölkerung zu mobilisieren. Für die Politiker war es gleichzeitig eine einmalige Chance, die Wirtschaftsabläufe besser zu verstehen. Man sprach damals vom «Freiburger Geist». Dieser hatte zur Folge, dass Politiker und Vertreter der Wirtschaft den Kontakt immer aufrechterhalten haben – bis heute. Das Beispiel der neuen Organisation der Poststellen in der Stadt Freiburg ist ein gutes Beispiel dafür.

Ein weiteres Thema, das die Stadt in Zukunft beschäftigen wird, sind die Infrastrukturen für die Kultur.

Eigentlich wollte ich die Botschaft für die kulturellen Anlagen noch während meiner Amtszeit dem Generalrat unterbreiten. Aber die Botschaft muss perfekt sein, damit sie angenommen wird. Unsere finanzielle Lage ist nun ein Plus und dies war unser politischer Wille. Immer haben wir klar gesagt, dass die Kultur unsere Priorität ist: lieber etwas Verspätung, dafür eine einwandfreie Botschaft präsentieren können. Ich stehe total hinter dieser Vorlage. Es herrscht ein Infrastruktur-Mangel in der Stadt. Wir wollen dieses Spielhaus, diesen Traum, wir wollen aber auch das Programm gewährleisten und nicht eine Politik der leeren Mauern betreiben.

Im Generalrat wurde die Kritik laut, dass die Stadt im Verkehrsverbund Cutaf untervertreten ist.

Das ist ein altes Problem, aber nicht von grosser Bedeutung. Die Stadt hat nur 37,5 Prozent der Stimmen, aber über 50 Prozent der gesamten Bevölkerung. Wir bezahlen noch zu viel. Wir sind Kantonshauptort, haben alle Dienstleistungs-Angebote und tragen die Kernstadtlasten, obwohl der Staatsrat das noch nicht verstanden hat. Aber es braucht Zeit, deshalb muss man ein Kämpfer bleiben. Man muss für das kämpfen, woran man glaubt. Wir wollen keine Privilegien. Im öffentlichen Leben nimmt man kein Privileg an.

Die Finanzkommission ist nicht überzeugt von der Studie zu den Zentrumslasten. Wenn man sich schon innerhalb der Stadt nicht einig wird . . .

Es ist merkwürdig, wie die Finanzkommission zusammengesetzt ist. Einige Vertreter sind aktuelle oder ehemalige Staatsangestellte und zum Teil in Positionen, die von Subventionen des Kantons abhängig sind, ich denke da zum Beispiel an die Altersheime. Es ist furchtbar zu sehen, wie viele Generalräte zuerst an den Staat denken und nicht an die Stadt. Die Finanzkommission trug keine Lösung bei, sie hat nur kritisiert. In meiner Abschiedsrede habe ich betont, dass sich alle Kräfte einigen müssen, zum Gemeinwohl der Stadt. Es gibt viele Experten und Methoden, aber eins ist sicher: Die Kernstädte bezahlen zu viel. Und no

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