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«Ich möchte politisch hochfahren»

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Die FN haben mit dem neuen Grossratspräsidenten Bruno Boschung (CVP, 54-jährig) über die Herausforderungen seines Amts, die Zweisprachigkeit und seine weiteren politischen Ambitionen gesprochen.

Bruno Boschung, Sie sind höchster Freiburger. Wie fühlt sich diese Macht an?

Die Frage ist, ob es tatsächlich eine Machtposition ist. Man wird zur Repräsentationsfigur, einer Art Galionsfigur des Grossen Rates. In diesem Sinne fühlt sich das sicher sehr gut an. Aber ich würde jetzt nicht sagen, dass man als Grossratspräsident in einer riesigen Machtposition ist.

Weil Sie als Präsident und bereits als Vizepräsident nicht mehr gross mitreden konnten und können in den Debatten?

Genau, das ist ein bisschen der Wermutstropfen, wenn man sich in die Präsidentenschlaufe hineinbegibt. Man muss sich bewusst sein, dass man schon in den zwei Jahren zuvor die lahme Ente ist. Das ist ein unschöner Ausdruck, aber es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich in den Debatten zurückhält und sich auf den Ratsbetrieb fokussiert.

Was kann denn ein Grossratspräsident bewirken?

Als Präsident übernimmt man Verantwortung für die gesamte Ratsführung und schaut, dass alles effizient läuft. Der andere Teil sind die Repräsentationsanlässe. Als Präsident besucht man viele Institutionen und Vereine, die grosse Arbeit für den Kanton leisten. Es freut mich sehr, dass ich diesen die Ehre erweisen und die Anerkennung des Grossen Rates weitergeben darf.

Die Repräsentationsanlässe sind zahlreich. Wie bringen Sie das mit Ihrer Arbeit unter einen Hut?

Das ist eine grosse Herausforderung, denn ich werde zwischen 150 und 200 Anlässe besuchen. Es braucht zwei Parteien, die das voll unterstützen – zum einen der Arbeitgeber, der mir die nötigen Freiräume gibt, und zum anderen die Familie, die absolut dahinter stehen muss. Ich habe das Glück, dass es bei mir bei beiden klappt.

Sie arbeiten also nicht weiter wie bisher?

Nein, das wäre für mich absolut unmöglich. Ich hatte als Generalagent der Basler Versicherungen eine Führungsposition, war verantwortlich für 60 Angestellte und habe Kunden betreut. Schon als normaler Grossrat kam ich manchmal an die Grenzen. Ich habe nun meine Führungstätigkeiten abgegeben und übernehme neue Aufgaben.

Werden Sie Generalrat bleiben in Wünnewil-Flamatt?

Ja, und dort auch weiterhin Präsident der CVP-Fraktion sein. Dieser Aufwand hält sich in Grenzen.

Ihr Präsidialjahr fällt auf ein besonderes Jahr: Zum ersten Mal ist die CVP nicht mehr stärkste Partei im Grossen Rat. Was heisst das für Sie?

Natürlich habe ich keine Freude daran, dass die CVP verloren hat. Als Präsident wird mich der Sitzverlust aber nicht beschäftigen, die Grösse der Fraktion spielt da nicht so eine Rolle. Und die CVP bleibt ja immer noch eine starke Fraktion.

Nehmen wir die Entwicklung allgemeiner: Die Mitte verliert, die Parteien links und rechts sind in den vergangenen Jahren stärker geworden. Beeinflusst die Polarisierung den Ratsbetrieb?

Es ist schwierig abzuschätzen, wie sich das entwickeln wird. Die Kräfteverhältnisse haben sich etwas verändert, aber es ist noch nicht so massiv, dass die beiden äusseren Blöcke die Mitte erdrücken. Ich sehe auch nicht, dass es von den politischen Positionen her in eine völlig andere Richtung gehen wird.

Gerade im Rückblick auf die vergangene Legislatur hat man jedoch vor allem von linker Seite gehört, dass es schwieriger wurde, Kompromisse zu finden.

Ich habe das nicht massiv gespürt, ich bin ja auch schon seit drei Legislaturen im Grossen Rat. Vielleicht dringen ideologische Positionen von links und rechts eher durch, aber ich denke nicht, dass es in Richtung Blockade gehen könnte. Die Fraktionspräsidenten sind wichtig, sie sind an den Vorgesprächen beteiligt und können auf die Fraktion einwirken – gerade wenn es darum geht, Kompromisse zu finden.

Bei den Wahlen hat nicht nur die CVP verloren, auch der Sensebezirk hat einen Sitz weniger. Und er ist nicht mehr im Staatsrat vertreten …

Entschuldigen Sie, da bin ich nicht einverstanden. Olivier Curty hat im Sensebezirk den grösseren Teil seines Lebens verbracht als im Seebezirk. Er steht für beide Bezirke. Natürlich könnte man sich fragen, ob es nicht einen zweiten deutschsprachigen Vertreter braucht.

Jean-François Steiert ist für Sie kein Deutschsprachiger?

Er ist sprachlich vielleicht eher ein Zwitter, auch wenn er einen engen Bezug zum Sensebezirk hat. Wichtig ist, dass er den Sensebezirk kennt und wie Olivier Curty perfekt zweisprachig ist.

Wird es schwieriger, die Interessen des Sensebezirks im Grossen Rat zu vertreten?

Ich weiss nicht, ob ein Sitz weniger so viel ausmacht. Mit 15 Sitzen im Grossen Rat und eineinhalb Staatsräten sollten wir nicht unter den Karren kommen.

Wie können Sie als Sensler Grossratspräsident Einfluss nehmen?

In den Vorgesprächen mit den Fraktionspräsidenten und in meiner Fraktion kann ich immer Einfluss nehmen. Was den Ratsbetrieb anbelangt, habe ich eine Idee: Ich möchte abwechselnd eine Session rein auf Französisch und eine rein auf Deutsch leiten. Damit möchte ich der Zweisprachigkeit Nachdruck verleihen und meine welschen Kollegen dazu zwingen, dass sie ihre Kopfhörer häufiger benutzen. Wir geben viel Geld aus für die Simultanübersetzung, und es ist be­elendend zu sehen, wie wenig sie genutzt wird.

In der letzten Session haben Sie gesagt, dass Sie Benoît Rey nicht beneidet haben, als er die Debatte um das Raumplanungsgesetz leiten musste. Gibt es ein Geschäft, das nun Ihnen Bauchweh macht?

Nein. Man weiss jedoch nie im Voraus, was sich da alles zusammenbrauen kann.

Welche Geschäfte werden Ihrer Meinung nach wichtig sein im nächsten Jahr?

Das erste Jahr in der Legislatur ist meistens nicht sehr intensiv. Wir haben neue Staatsräte, die sich einarbeiten müssen. Viele der wichtigen Dossiers sind im letzten Jahr durchgenommen worden. Auch haben wir neue Grossräte, die in aller Regel im ersten Jahr nicht aktiv sind mit Vorstössen und Anfragen.

Wie bereitet sich denn ein Präsident auf die Geschäfte und die Sessionen vor?

Es ist von zentraler Bedeutung, dass der Präsident die einzelnen Geschäfte gut kennt und sich überlegt, wie die Debatte ablaufen könnte. Für die Ratsführung haben wir eine enorm gute Unterstützung vom Generalsekretariat. Ich bekomme ein detailliertes Skript, nach Wunsch auf Deutsch oder Französisch. Da steht alles drin, was die Gesetze und den Ablauf anbelangt. Was ich im Griff haben muss, ist die Organisation der Debatte mit den Wortmeldungen und den Abstimmungen.

Es ist im Rat oft unruhig. Wie werden Sie versuchen, Ordnung reinzubringen?

Ich werde den Räten von Anfang ins Gewissen reden müssen. Eine Möglichkeit ist auch, nach einer unruhigen Session mit den Fraktionspräsidenten zu sprechen, damit sie ihre Fraktion disziplinieren. Ich habe aber das Privileg des ersten Jahres einer Legislatur: Die neuen Grossräte sind in der Regel etwas braver und disziplinierter als die alten Hasen.

Sie sind als Entertainer bekannt. Können sich die Grossräte auf ein unterhaltsames Jahr freuen?

Die nötige Seriosität muss sein, die effiziente Ratsführung wird im Vordergrund stehen. Aber ich werde die Sache sicher mit Humor auflockern.

Ist das Präsidialjahr die Krönung Ihrer politischen Karriere oder eher das Sprungbrett für ein weiteres politisches Amt?

Bereits vor drei Jahren, als ich zugunsten des Mitte-links-Bündnisses darauf verzichtete, im Wahljahr Präsident zu sein, stellte man mir diese Frage. Und schon damals habe ich geantwortet, dass ich noch Ambitionen habe und einen Schritt weiter gehen möchte.

Auf nationaler Ebene?

Ja, das wäre sicher eine Überlegung wert, je nach Konstellation bei den nächsten nationalen Wahlen.

Als Nachfolger von Christine Bulliard?

Das wird man sehen, ich weiss nicht, was sie bei den nächsten Wahlen will. Es ist auch wahrscheinlich, dass der Kanton Freiburg einen achten Nationalratssitz erhält. 


Beruflich sind Sie nun ja schon eingerichtet.

Natürlich hatte ich bei der beruflichen Entwicklung nicht nur das Jahr 2017 im Sinn. Ich möchte politisch weiter hochfahren.

Möglicherweise als Staatsrat?

Das ist aus heutiger Sicht kein Thema. Wenn ich das gewollt hätte, dann wäre ich in diesem Jahr angetreten. Aber man weiss nie, was in einigen Jahren sein wird.

«Ich würde nicht sagen, dass man als Grossratspräsident in einer riesigen Machtposition ist.»

Bruno Boschung

CVP-Grossratspräsident 2017

«Ich möchte der Zweisprachigkeit Nachdruck verleihen.»

Bruno Boschung

CVP-Grossratspräsident 2017

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