Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Ich sagte mir jeden Tag, morgen gehe ich heim»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Ich sagte mir jeden Tag, morgen gehe ich heim»

Philipp Rappo aus Tentlingen war sechs Monate in einem Sozialeinsatz in der Dominikanischen Republik

Kakerlaken im Bett, schwierige Arbeit mit Strassenkindern, viel Kriminalität – eigentlich hätte Philipp Rappos Bilanz über seinen Sozialeinsatz auch sehr negativ ausfallen können. Der 21-jährige Tentlinger hat in der Dominikanischen Republik aber auch echte Herzlichkeit, grosse Lebensfreude und Freundschaft kennen gelernt.

Von IMELDA RUFFIEUX

«Die Angst ist schlimm. Manchmal wünsche ich mir, die sechs Monate wären schon vorüber, und ich hätte all diese Dinge, die ich erleben werde, schon erlebt.» – Diese Zeilen hat Philipp Rappo auf seinem Flug zwischen Paris und Santo Domingo geschrieben, als er ganz am Anfang seines Aufenthaltes in einem fremden Land stand, ausser dem Wort für Bier keine Sprachkenntnisse hatte und auch absolut keine Ahnung, was die nächsten Monate bringen würden.

Der Reiz des Gegensätzlichen

Der 21-Jährige wollte nach seiner kaufmännischen Lehre auf der Gemeindeverwaltung von Tentlingen seine Idee, einmal eine Zeitlang im Ausland zu leben, umsetzen. Mit Hilfe der Austauschorganisation AFS wurde er in die Dominikanische Republik vermittelt, wo er auf seinen Wunsch hin mit Strassenkindern arbeiten konnte. «Mich reizte es, den krassen Gegensatz kennen zu lernen, von der Ferienkatalog-Idylle, der Palmendestination mit Luxushotels zum Drittweltland, zu Armut und sozialem Elend», erklärt er die Wahl des Landes.

Stromausfall und Kakerlaken

Obwohl er sich vor der Reise über das Land informierte, erlebt er bei seiner Ankunft einen Kultur- und Klimaschock. «Das Haus meiner Gastfamilie war klein, ziemlich klein. Meine Familie ist nicht reich, für europäische Verhältnisse würden wir sagen: Das Haus ist klein, aber sauber und die Küche ist in einem Schuppen hinter dem Haus», beschreibt er seine ersten Eindrücke.

In den ersten zwei Wochen wurden denn auch seine schlimmsten Erwartungen erfüllt. «Ich sagte mir jeden Tag, morgen gehe ich heim», erinnert sich Philipp Rappo. Alles war neu, im Bett gab es Kakerlaken, während zehn Stunden pro Tag fiel die Elektrizität aus, so dass das Leben bei 35 Grad und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit fast unerträglich wurde.

Mit der Zeit ging es besser. Er habe seine eigene Angst überwunden, sich langsam eingelebt und festgestellt: «Man gewöhnt sich an alles.» Trotzdem gab es immer wieder Rückschläge, etwa dass er wegen seiner fehlenden Sprachkenntnisse übers Ohr gehauen wurde und sich anfangs kaum mit seiner Gastmutter unterhalten konnte. Doch lernte er sehr schnell die ersten Brocken Spanisch. «Die Sprache gab mir Sicherheit», erklärt er.

Harte Kinderschicksale

So konnte er schon bald seine Arbeit in einer Institution beginnen, die Strassenkinder aufnimmt, um ihnen eine Grundausbildung zu bieten. «Die Kinder leben von Autoscheibenputzen und Blumenverkaufen, kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen, oft ist Alkohol und Missbrauch im Spiel», berichtet er. Viele der Buben hätten längere Zeit auf sich gestellt auf der Strasse gelebt.

In diesem Zentrum erhalten sie Unterricht, etwa in Geografie und Englisch, aber auch in Religion und im Umgang mit dem Computer. «Manchmal fehlte morgens ein Kind und man wusste nicht, ob es nur abgehauen war, verschleppt worden oder zur Prostitution gezwungen worden war.»

Er berichtet auch, wie schwierig es war, an die Kinder heranzukommen. Sie hatten in ihrem kurzen Leben schon so viel gesehen, dass sie wie eine Mauer um sich errichtet hatten und sich stark gaben. Erst im persönlichen Gespräch kamen ihre Naivität, aber auch ihre Wünsche nach einer Familie zum Vorschein.

Ähnliche Schicksale lernte er bei seinem zweiten Einsatz kennen, in einem öffentlichen Kinderspital. Dort war es seine Aufgabe, mit den kleinen Patienten, die keine Angehörigen haben, zu reden und sie zu trösten. Er berichtet von erschütternden Schicksalen, von Kindern, die einfach abgegeben wurden, von fehlender Medizin und einer Betreuung, die in der Schweiz unvorstellbar wäre. «Ich habe ihnen «Le petit Prince» auf Spanisch vorgelesen», erzählt Philipp Rappo. Auch wenn er viel Leid gesehen habe, habe er doch das Gefühl gehabt, nützlich gewesen zu sein.

Menschen sind offener

«In der Schweiz schaut man sehr viel darauf, was morgen kommt, was sein könnte. Man plant langfristig voraus. In der Dominikanischen Republik handeln die Menschen viel mehr aus dem Moment heraus. Sie denken nicht an das Morgen», beschreibt Philipp Rappo die unterschiedliche Mentalität. Die Menschen dort seien viel offener und herzlicher. Durch seine Arbeit und neue Freunde bekam er einen guten Einblick in das Alltagsleben des Mittelstandes in Santo Domingo. Er sah, dass die tiefe Bildung einer der Hauptgründe für die Armut war.

Er lernte durch seine neuen Kollegen aber auch reichere Leute kennen. «Es gibt dort im Prinzip nur zwei Schichten: die Superreichen und die Armen. Die Reichen leben in ihrer eigenen Welt, kaufen in Einkaufszentren mit Markenläden ein und fahren in langen Limousinen durch die Strassen. Sie weichen der Armut aus», hält Philipp Rappo fest. Er habe festgestellt, dass es schwierig sei, die beiden Gruppen miteinander in Kontakt zu bringen. «Sie sind zu verschieden.»

Pistole am Kopf

Immer wieder erfuhr der junge Mann, dass in diesem Land andere Gesetzmässigkeiten gelten als in der Schweiz. Die Kriminalität ist sehr hoch: Taschendiebe werden ohne viel Federlesens Opfer von Selbstjustiz, tote Bettler an Strassenecken gehören zum Alltag und Waffen sind omnipräsent.

Einmal wurde ihm nachts eine Pistole an den Kopf gehalten und er musste Handy, Geld und Kette abgeben. Und bei einem Ausflug mit der Austausch-Organisation geriet die Gruppe in eine Schiesserei. «Es gibt bestimmte Regeln, die man beachten muss, um heil durchzukommen», weiss Philipp Rappo. Man müsse sich anpassen und nicht versuchen, etwas daran zu ändern.

Das «wahre» Santo Domingo

Trotz dieser unschönen Erlebnisse und der grossen Gegensätze bricht der junge Mann immer noch eine Lanze für Land und Leute. Es war ihm deshalb auch ein Anliegen, dass seine Eltern das «wahre» Santo Domingo ausserhalb der geschützten Hotelmauern kennen lernen, als sie ihn besuchten. «Das Land hat so viel zu bieten», erzählt er begeistert.

Am Schluss dieser sechs Monate sprach er so gut Spanisch, dass ihn auch die Einheimischen für einen Einheimischen hielten. Und zu seiner Gastmutter hatte er ein sehr inniges Verhältnis, so dass der Abschied für beide schwer war. «Ich hätte anfangs nie gedacht, dass ich mich so gut integrieren kann.»

Religiosität, Aids und grosse Hitze

Er hat sich daran gewöhnt, praktisch keine Privatsphäre zu haben, konnte als ehemaliger TV-Süchtiger sechs Monate ohne Fernsehen auskommen und wusste mit der Zeit auch mit den Tücken des öffentlichen Verkehrs umzugehen. Er lernte die fanatische Religiosität der Menschen kennen und den verantwortungslosen Umgang mit Aids und Verhütung. Er konnte sich an die grosse Hitze und den karibischen Regen gewöhnen.

Auf die Frage, was er denn im Vergleich zu seinem Leben in der Schweiz am meisten vermisst h

Meistgelesen

Mehr zum Thema