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«Ich weiss nicht, wieso ich immer vor Gericht stehe oder ins Gefängnis muss»

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Autor: Pascal Jäggi

FreiburgEiner gegen die Welt. So die Zusammenfassung des Lebens eines heute 53-jährigen Türken. Seine Kinder haben sich gegen ihn verschworen, ebenso seine Freunde und Ex-Freundinnen. Dabei habe er nie irgendetwas gemacht. «Alles, was heute gesagt wurde, sind Lügen», liess der Angeschuldigte übersetzen. In seinem Leben habe er nie irgendjemanden bedroht oder geschlagen. «Ich weiss nicht, wieso ich immer vor Gericht stehe oder ins Gefängnis muss. Man will mich fertigmachen», gab der 53-Jährige im Schlusswort zu Protokoll.

Zeugen und Kläger schildern ein anderes Bild. Die mittlerweile erwachsenen Kinder wollten ihrem Vater nicht gegenübertreten, zu gross ist die Angst der Tochter. Er habe sie mit dem Tod bedroht, sagen Sohn und Tochter aus. Die Tochter habe er immer wieder geschlagen. Seit drei Jahren leben die Kinder nicht mehr bei ihrem Vater. Die Mutter ist vor sieben Jahren verstorben.

Zum Teil kam es zu absurden Szenen. Eine Zeugin fragte, wieso dem Angeschuldigten alles übersetzt wird. «Ich kenne ihn, er versteht Französisch», meinte sie. Die Antwort von Gerichtspräsident Jean-Marc Sallin: «Das versuchen wir auch schon den ganzen Morgen herauszufinden. Der Herr mokiert sich über alle.» Immerhin lebe der Angeschuldigte schon seit 27 Jahren in der Schweiz, hielt Sallin fest.

Eifersuchtsgehabe

Ein spezielles Verhältnis hat der IV-Rentner zu Frauen, vor allem wenn sie die Beziehung beenden. Er soll mehreren nachgestellt und sie bedroht haben. Eine Nebenklägerin und ihren Sohn habe er fast umgefahren, so die Anklage.

Seinen Nachfolger, den damals neuen Freund seiner Ex-Freundin, soll der Angeschuldigte mit dem Auto bedroht haben. Bestätigt ist, dass er ihm über den Fuss gefahren ist. Das sei allerdings dessen Schuld, meinte der Angeschuldigte. Er sei im Auto gesessen und habe eine Zigarette geraucht, als das «Opfer» ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht habe. Daraufhin sei er losgefahren, wobei sich wohl der Zusammenstoss ereignet hat, erklärte der 53-Jährige. «Diese Geschichte ist die grösste Lüge, die ich je gehört habe», meinte Klägeranwalt Bruno Kaufmann dazu. Eine Zeugin habe gesehen, dass er seinen Mandanten angefahren habe. Ein Pfefferspray sei nicht im Spiel gewesen. Vielmehr sei der Angeschuldigte eifersüchtig gewesen, weil sein Mandant mit seiner Ex-Freundin zusammen war, so Kaufmann.

Der Substitut der Staatsanwaltschaft, Raphaël Bourquin, schloss sich dieser Erklärung an. Er warf dem Angeschuldigten vor, völlig unkooperativ zu sein. Statt sich selber verantwortlich zu machen, dass er vor Gericht steht, sei eine Verschwörung gegen ihn im Gange, umschrieb Bourquin die Ansicht des Türken.

Bourquin plädierte für eine unbedingte Gefängnisstrafe von zwölf Monaten, zudem weitere zwölf Monate, für vier Jahre auf Bewährung ausgesetzt. Auch eine Vorstrafe habe Gewicht. 2001 wurde der Angeschuldigte unter anderem wegen Vergewaltigung zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Verteidiger Laurent de Bourgknecht forderte eine milde Strafe. In diversen Anklagepunkten sei sein Mandant freizusprechen. Dieser treibt offenbar ziellos umher. Er spaziere, rauche und beschäftige sich mit seinem Gesundheitszustand, fasste der IV-Rentner seine momentane Situation zusammen. Das Urteil wird am Freitag gefällt.

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