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In den Fängen der Winde

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

In den Fängen der Winde

Peter Heinzer aus Kerzers überquerte mit einem Grosssegler den Atlantik

Was für einen Bergsteiger die Bezwingung des Matterhorns, ist für einen Segler die Überquerung des Atlantiks. Peter Heinzer aus Kerzers hat als «First Mate» des Therapieschiffes Salomon die 4000 Kilometer im Januar in 14 Tagen und 8 Stunden zurückgelegt.

Von UELI GUTKNECHT

Starthafen war Mindelo auf den Kapverdischen Inseln vor Afrikas Westküste, Ziel Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe. Eigner des Grossseglers ist das Jugendheim «Sternen» in Weissenburg, Peter Heinzers Arbeitgeber. Mit an Bord: 17 «schwierige» Jugendliche und ein aus sieben Erwachsenen (Lehrer, Pädagogen, Kapitän usw.) bestehendes Betreuerteam. Peter Heinzer – mit einer gebrochenen Rippe – war für das Schiff und die nautischen Belange verantwortlich. Seine Freunde und Bekannten liess er mit Reiseberichten vom Schiff aus am Abenteuer teilhaben. Nachfolgend die spannendsten Teile daraus im «Originalton».

Der grosse Tag

Am 26. Dezember wurde das Schiff aufgeklart und für die bevorstehende Fahrt bereitgemacht. Ich ging mit den Pässen und Schiffspapieren zum Zoll und zur Emigration und klarierte das Schiff und die Besatzung für den nächsten Tag aus. Am Nachmittag folgte dann noch eine gründliche Sicherheitseinweisung über Feuer an Bord, Verlassen des Schiffes, Person über Bord etc.

Also hieven wir um 13.30 Uhr den Anker und laufen exakt um 14.00 Uhr aus der Bucht von Mindelo. Natürlich wollen wir einen gebührenden Eindruck hinterlassen. Wir setzen die drei Gaffelsegel gleichzeitig und – noch beim Abdrehen – drei Vorsegel, zudem, kaum Wind von hinten, auch noch Bram und Marssegel. Majestätisch gleitet die Salomon aus der Bucht und da und dort hört man von den vor Anker liegenden Yachten das Nebelhorn tuten. Die Sicht ist schlecht, diesig und der Wind launisch. Das Schiff kommt nicht richtig in Fahrt. Am Abend dreht der Wind sogar nach Südost, total untypisch. Halsen ist angesagt (unteres Segel mit dem Heck durch den Wind drehen).
Um 22.00 Uhr starten wir das Manöver und setzen dafür die Maststrahler ein, welche die ganze Szenerie taghell beleuchten. Das starke Licht frisst aber so viel Strom, dass dies ohne Einsatz des Generators nicht möglich ist. Mitten im Manöver ein qualmender Gestank, der Generator stockt und stirbt ab. Ich starte den zweiten Generator, klettere in den Maschinenraum und nehme die Abdeckung des heissgelaufenen Diesels ab. Die dadurch frei gewordene Wärme löst im Maschinenraum Feueralarm aus – es wird leicht hektisch, Schwimmwesten werden wie geübt sofort verteilt, und als Urs nach vorne läuft und alle beruhigt, legt sich die Spannung wieder und das Manöver des Halsens wird zu Ende gebracht.
Es war aufschlussreich zu sehen, dass alle gut und richtig reagiert hatten. Zudem war beruhigend, dass sich der Alarm auch wirklich auslöste, im Steuerhaus auf dem Display auch gleich den möglichen Brandherd mitteilte, und sich der Alarm erst nach Eingabe eines Sicherheitscodes wieder abstellen liess.

Im Griff des Passatwindes

Heute, am 29. Dezember, hat uns der Passatwind voll im Griff. Die See türmt sich da und dort zu ziemlichen Wellenbergen, die dann zum Teil über die Reeling aufs Deck gespült werden, zwischen den Speigatten, den Öffnungen in der Bordwand, wie Sturzbäche das Deck überfluten, das praktisch ständig knöcheltief unter Wasser steht, um dann wieder über die Lenzrohre abzufliessen. Das Wasser gurgelt, sprudelt und schäumt – es ist richtig schön, dem Spiel zuzusehen. Fuhren wir letzte Nacht bis zu 9,5 Knoten, hat sich der Wind am Morgen nun etwas gelegt und die Marke zeigt kaum mehr als 7,5 Knoten. Aber das Schiff läuft gut, auch wenn es ab und zu mächtig rollt, Schubladen aus der Halterung springen oder Ordner und Bücher durch die Gegend fliegen – man gewöhnt sich langsam daran. Zudem dauert das Ganze ja nur noch etwa 15 Tage. Wir haben 300 Seemeilen hinter uns, aber auch noch gut 2000 Seemeilen (gut 3600 Kilometer) vor uns. Da wird noch ein paar Mal der Wind drehen, das Wetter sich ändern, manche Welle aufs Deck schwappen. Hoffen wir, dass weiterhin alles rund läuft …

Heute, am 2. Januar, segelt das Schiff wie in den vergangenen zwei bis drei Tagen eher träge dahin; der Passat weht zwar, aber der Grosssegler braucht halt doch einen kräftigeren Wind, um so richtig in Fahrt zu kommen. Ich denke, dass der Wind, je näher wir der Karibik kommen, zunehmen wird. Wir haben heute gut 900 Seemeilen abgesegelt und noch 1428 liegen vor uns. Es können aber auch ein paar Meilen mehr werden, da wir nicht platt vor dem Wind fahren können, sondern «vor dem Wind kreuzen». Dies ergibt zwar mehr Meilen, man muss deswegen aber nicht langsamer sein, da das Schiff auf dem entsprechenden Kurs schneller läuft.

Piraten? Nein danke!

Herrliche Passatwolken, stahlblaues Meer und der Wind hat auch zugenommen – Seglerherz, was willst du mehr?

Wir wurden vom Frachter «Buffalo Soldier» an Backbord überholt. Urs, der gerade Wache hatte, rief den Frachter über Funk an und die üblichen Standardfragen – woher, wohin, warum etc. – wurden ausgetauscht. Als der Kapitän des Frachters hörte, dass wir nach Santa Margarita wollen, riet er uns dringend ab mit der Begründung, dass Piraterie und allgemeine Überfälle und Diebstähle auf Yachten und Segelschiffen in letzter Zeit massiv zugenommen hätten. «… but we are 24 people», meinte Urs, auf die Crew-Stärke angesprochen, um das Argument der Piraterie etwas abzuschwächen. Ja, meinte unser Gegenüber, sie wären auch 20 Personen an Bord und hätten beim letzten Anlaufen von Venezuela fünf bewaffnete Piraten an Bord gehabt.
Das Ganze gab uns zu denken, zumal Urs und ich von dem Gedanken, nach Venezuela zu segeln, nicht gerade begeistert waren. Der etwas knapp bemessene Zeit- und Törnplan kam dem Ganzen auch nicht gerade entgegen.

Ein neues Ziel

Nun gehts aber nach Guadeloupe, und zu meiner Freude nimmt auch der Wind merklich zu. Meine Wache beginnt um 02.00 Uhr und endet um 05.00 Uhr. Ich hoffe auf eine ruhigere Nacht, denn gestern wurde in einer Gewitterfront der Wind so stark, dass auf meiner Wache das Schiff aus dem Ruder lief und nur mit Motorenunterstützung wieder auf Kurs gebracht werden konnte. Ja, ich weiss, ihr lieben Segler, man sollte vorher reffen. Aber wenn man seit Tagen dahindümpelt und endlich mal Wind bekommt, dann will man ihn auch ausnutzen. Zudem dauerte das Ganze nur etwa 20 Minuten, dann war der Spuk wieder vorbei. Der Wind kam von rund 35 Knoten wieder auf gute 20 bis 25 Knoten herunter und das Schiff galoppierte nicht mehr mit 10,5 Knoten über die Wellen, sondern rauschte mit feinen 8 bis 9 Knoten unserem Ziel entgegen.

Ich prüfe jeden Mittag unser Etmal, das heisst, die zurückgelegte Distanz von Mittag zu Mittag. Das heutige Etmal beträgt 177 Meilen, das ist ein Durchschnitt von 7,3 Meilen. Besonders in der Nacht lief die Salomon fast dauernd über 8 Knoten, das war schon toll. Wenn wir so weiterfahren, können wir mit der Ankunft in Guadeloupe am Samstag, dem 10. Januar, rechnen.

Land in Sicht

Jemand schreit unaufhörlich über das Deck hinweg: Baskhim hat Land entdeckt. La Desirade, eine Guadeloupe vorgelagerte Insel, ist durch den Dunst zwar undeutlich, aber doch zu erkennen. Die Distanz beträgt noch etwa 25 Meilen, nach Point-à-Pitre ca. 55 Meilen. Heute Morgen fuhren wir nach dem Frühstück eine Halse, und

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