Item: Der Kluge reist im Direktzuge

Ein spezieller Reisebericht mit Erlebnissen rund um die Deutsche Bahn.

Die Deutsche Bahn ist ja bekanntlich notorisch verspätet, sodass ich für meine Zugreise von Basel nach Hamburg einen Direktzug ohne Umsteigen gebucht hatte. So war ich sicher, dass ich ankomme. Nicht wann, aber dass. Aber, oh Wunder, bis nach Kassel war der Zug pünktlich. Auf die Minute! Und wir hatten schon mehr als die Hälfte der Reise hinter uns. Eine leise Hoffnung keimte in mir auf, dass ich rechtzeitig in Hamburg ankommen könnte. Diese verflüchtigte sich so schnell, wie sie gekommen war, als sich die Zugbegleiterin per Lautsprecher meldete: «Unsere Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit wegen eines Polizeieinsatzes auf den Geleisen. Ich informiere Sie, wenn ich weitere Informationen erhalte.» Eine halbe Stunde konnte ich so den Ausblick im Bahnhof Kassel/Wilhelmshöhe geniessen, bis es weiterging.

Wenn man auf zugfinder.net nachschaut, welche Gründe für die Verspätungen angegeben werden, sieht man die grosse Kreativität der Deutschen Bahn. Man kann einen x-beliebigen Zug auswählen und sieht dann, wie gross die Verspätung am Zielort war, wie gross sie maximal war und warum. Nebst dem Polizeieinsatz gibts die Klassiker wie «Defektes Stellwerk» oder «Bauarbeiten». Man sieht aber auch «Verspätung eines vorausfahrenden Zuges», was irgendwie logisch ist, da es ja kaum Züge ohne Verspätung gibt. Das ist wohl die voreingestellte Standardeingabe für jeden Zug, die man dann nach Belieben anpassen kann. Spannend finde ich ja auch «Beeinträchtigung durch Vandalismus». Sind das frustrierte Bahnfahrer, die Geleise verbiegen, damit alle zu spät kommen und nicht nur sie? Weniger lustig ist der «Notarzteinsatz auf der Strecke».

Item: Wir haben Hamburg mit 20 Minuten Verspätung erreicht, das Dass hat sich also bewahrheitet. Wenn ich mir die Daten des Rückfahrzugs auf dem beigestellten Bild aber so ansehe, beginne ich auch am Dass zu zweifeln. Es besteht immerhin eine Chance von einem Drittel, dass nicht mal das Dass funktioniert.

In der Rubrik «item» halten Redaktorinnen und Redaktoren Beobachtungen aus ihrem beruflichen und privaten Alltag fest.