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Jean-Pierre Anderegg: Ein Leben im Dienste der Kulturlandschaft

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Jean-Pierre Anderegg ist der Experte schlechthin in Sachen Bauernhäuser und Alphütten. Am Samstag erhält er vom Verein Kultur Natur Deutschfreiburg (Kund) für sein Schaffen den Landschaftspreis.

Als junger Lehrer bekam Jean-Pierre Anderegg das Buch «Häuser und Landschaften der Schweiz» des Volkskundlers Richard Weiss von der Universität Zürich in die Hände. Die Lektüre des nüchtern und für jedermann verständlich geschriebenen Werks mit vielen Zeichnungen von verschiedenen Haustypen im alpinen Gebiet war für Anderegg ein «Aha-Erlebnis», wie er rückblickend sagt. «Seine funktional-analytische Betrachtungsweise hat mir zugesagt.» Und damit stand auch fest, dass Anderegg nach seinem Lehrerdiplom auch Volkskunde studieren wollte.

Das Interesse des Ostschweizers für Dörfer, Weiler, Häuser und Höfe, also für die gebaute Landschaft, wurde schon früh begründet. Seine Vorfahren kamen aus dem Toggenburg. Dort verbrachte er als Kind seine Sommerferien in einem Bauernhaus, das seinem Grossonkel gehört hatte. Das Ensemble bestand aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem angebauten Sticklokal, in dem bis zum Ersten Weltkrieg noch die berühmte St. Galler Stickerei betrieben wurde.

Ich kann mich an Abende auf der Ofenbank erinnern, wie wir in der getäfelten Stube an einem riesigen Holztisch gejasst haben, wie man im Bett liegend die Kühe im anliegenden Stall gehört hat und wie die Fledermäuse die Bettdecke streiften.

Die gebaute Landschaft

Durch das dichte Grün der Bäume dringen die Geräusche des Motta-Bades bis zum Balkon des Hauses auf der Oberen Matte in Freiburg, wo Anderegg seit über 40 Jahren lebt. Er verschwindet kurz ins Innere und kehrt mit seinem Buch «Freiburger Bauernhäuser, Band 1» zurück. Anderegg ist in seinem Element.

Er zeigt auf ein Foto mit einem Haus, dessen Dach schwach geneigt ist. «Die Bauweise hängt von den Baumaterialien ab, die man damals hatte», erklärt er. «Die Dächer wurden mit Brettschindeln belegt, also durfte das Dach nicht zu steil sein.» Im Winter blieb zudem der Schnee darauf liegen. «Das half, das Haus zu isolieren.» Ein anderes Bild zeigt ein Bauernhaus mit einem steilen Dach, das gefühlt bis zum Boden reicht. «Das ist ein ehemaliges Strohdach. Damit das Stroh bei Regen nicht völlig durchnässt wird und zu modern beginnt, muss das Wasser abfliessen können. Daher das steile Dach.» Und dann ist noch ein Steinhaus in den Rebbergen zu sehen. «Um möglichst wenig Kulturfläche zu verbrauchen, wurden hier die Häuser sehr eng aneinander gebaut. Ebenerdig befinden sich die Kellerräume.» 

Aber nicht nur das Baumaterial und der Verwendungszweck prägten die traditionellen Schweizer Bauernhäuser, erläutert Anderegg. Sie sollten auch ansehnlich sein. Davon zeugen Schmuckbögen unter dem Dachschild, Wellenfriese, Lauben mit Zierformen, Poya-Malereien, Wappen oder schmucke Inschriften. 

Teil der Schweizer Identität

Bauernhäuser und Alphütten als prägendes Element der Landschaft, die je nach Region spezifische Eigenheiten aufweisen, die Teil der Schweizer Geschichte und Identität sind und die es darum zu erhalten und schützen gilt, waren und sind das Anliegen Andereggs. Seine Forschung dazu ist wohl einzigartig.

Ein Bewusstsein für den historischen Wert von traditionellen Bauernhäusern und Alphütten habe es allerdings schon vorher gegeben, erklärt Anderegg. «Es begann mit dem Tourismus in den Schweizer Alpen im 19. Jahrhundert.» Die zahlungskräftigen Briten hätten sich für die «Swiss Chalets» interessiert. Und so hätten auch die Schweizer plötzlich den Wert jener Häuser erkannt, die sie vorher bezeichnenderweise Alp-«Hütten» nannten.

Das Schicksal wollte es also, dass Anderegg nahtlos nach dem Studium am 1. Januar 1972 bei der Freiburger Denkmalpflege eine Anstellung bekam. Er war für die Erstellung eines Inventars der Bauernhäuser zuständig. Möglich wurde dies, weil der Nationalfonds beschlossen hatte, die Forschung von Richard Weiss durch ein Bundesinventar zu konkretisieren. Der Fonds animierte die Kantone, auf ihrem Gebiet Bauernhausforschung zu betreiben, indem er Subventionen in Höhe von 50 Prozent versprach. 

Der Volkskundler Jean-Pierre Anderegg in der Freiburger Altstadt, wo er seit über 40 Jahren wohnt.
Charles Ellena

Die Rolle des Heimatkundevereins

Doch ganz zufällig war Andereggs Anstellung dann doch nicht. Denn er wusste schon vorher um die Bestrebungen des Nationalfonds und bereitete noch während seines Studiums das Terrain vor.

Ich habe mit dem damaligen Präsidenten des Deutschfreiburger Heimatkundevereins, Josef Jungo, Kontakt aufgenommen und bei ihm für das Freiburger Bauernhausinventar geworben. Er war sofort Feuer und Flamme.

Danach ging Anderegg zum ersten Denkmalpfleger des Kantons, Etienne Chatton, und versuchte, auch diesen zu überzeugen. «Er sagte zu – unter der Bedingung, dass ich meine Forschungsergebnisse dem Kanton zur Verfügung stelle.» Schliesslich habe auch der Kantonsplaner Roger Currat ohne jede bürokratische Umschweife, sprich ohne Einwilligung des Staatsrats, grünes Licht gegeben. Und so kam Anderegg zur Freiburger Denkmalpflege, in deren Dienst er 30 Jahre lang arbeiten sollte.

Antriebsfeder Leidenschaft

Die Leidenschaft ist die eigentliche Antriebsfeder für das meiste in Andereggs Leben. «Mein Beruf ist mein Hobby und mein Hobby ist mein Beruf», unterstreicht der heute 82-Jährige. Denn Leidenschaft hatte ihn einst auch ins Freiburgerland geführt. Denn seine damalige Freundin und spätere Ehefrau hatte als Lehrerin in Ferenbalm gearbeitet. «Mich hat es aber schon immer in die Westschweiz gezogen», erinnert sich Anderegg. Seine Mutter war Waadtländerin, die Verwandtschaft im Weinbau und der Viehwirtschaft tätig.

Anderegg gehen die Projekte nicht aus. Nicht nur mit Bauernhäusern und Alphütten hat er sich beschäftigt, sondern auch mit Flur- und Familiennamen sowie Grenzsteinen. Sein jüngstes Projekt gilt der Wiederherstellung der Trockensteinmauer auf der Alp Kaiseregg, die diesen Sommer eingeweiht wird. Und aktuell geht er dem unterirdischen Leben des Sandsteins in Freiburg nach. Er begibt sich mit anderen interessierten Freiwilligen auf die Spur ehemaliger Quellen, Eiskeller für Bierbrauereien und Trinkwasserzuleitungen. 

Der Kreis schliesst sich

Mit der Verleihung des Landschaftspreises durch Kultur Natur Deutschfreiburg (Kund) schliesst sich gewissermassen der Kreis mit Andereggs Anfängen in Freiburg. Denn der Verein ist aus der Fusion des Deutschfreiburger Heimatkundevereins und der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft hervorgegangen, für die er auch tätig war.

Er freue sich, den Preis entgegenzunehmen, sagt Anderegg. «Es ist eine Anerkennung meiner Arbeit.» Er hoffe, dass diese auch in Zukunft eine Fortführung erfahre. «Doch leider ist die Kultur heute ein Stiefkind.» Ohne das zeitliche und finanzielle Engagement von Freiwilligen gehe kaum etwas. Gleichzeitig zeigt sich Anderegg dankbar:

Ich hatte mit dem Kanton Freiburg Glück. Ich durfte 30 Jahre lang auf Kosten der Verwaltung Dinge publizieren in der Hoffnung, dass dies weiteren Generationen etwas bringt.

Zur Person

Der Volkskundler, Kulturgeograf und Bauhistoriker

Jean-Pierre Anderegg wurde 1941 in St. Gallen geboren und ist in Horn am Bodensee zusammen mit seinen Eltern und zwei Brüdern aufgewachsen. Nach der Matura absolvierte er die Ausbildung zum Sekundarlehrer und unterrichtete zwei Jahre lang in Frauenfeld. Danach studierte er Volkskunde an der Uni Zürich. Anderegg hat sich hauptberuflich mit der traditionellen ländlichen Architektur der Schweiz, insbesondere der Kantone Freiburg, Bern und Wallis beschäftigt. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter des Freilichtmuseums Ballenberg und der Denkmalpflegeämter der Kantone Bern und Freiburg. Als Bearbeiter des Bauernhaus- und Alphütteninventars des Kantons Freiburg verfasste er im Rahmen des Nationalfondsprojekts «Schweizer Bauernhäuser» die beiden Kantonalbände (Freiburg I, 1979 und Freiburg II, 1987) wie auch den Band über die Alphütten (Freiburg 1996), «Freiburger Kulturlandschaften» (2002) und zusammen mit Ulrich Ackermann «Freiburg, ein Kanton von oben betrachtet» (2010). rsa

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