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Jeder Mensch hat über Gott etwas zu sagen

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Jede gute Theologie steht im Dienste der Evangelisierung. Dazu ist heute nicht die Betonung eines exklusiven Anspruchs (etwa nach Markus 16,16: «Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden») gefragt, sondern die Rückbesinnung auf die Universalität des göttlichen Wirkens (etwa nach Weisheit 8,1: Die göttliche Weisheit «entfaltet ihre Kraft von einem Ende zum andern und durchwaltet voll Güte das All») und die Hervorhebung der besonderen Einladung Jesu: «Kommt alle zu mir … Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht» (Matthäus 11,28–30).

Im letzten Buch der Bibel heisst es: «Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich unentgeltlich aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt» (Offenbarung 21,6). Der Mystiker Johannes vom Kreuz war sich sicher, dass diese Quelle, die göttliche Gnade, nicht aufhört zu entspringen und fortzufliessen, «auch wenn es Nacht ist»; dass ihre Fluten «gewaltig strömen» und «Hölle, Himmel, Völker» bewässern, «auch wenn es Nacht ist»; dass alle Kreaturen aus ihr trinken, «auch im Dunkeln»; dass Gott schliesslich «wie die Quelle» ist, «aus der sich ein jeder so viel schöpft, wie sein Gefäss fasst».

Wenn dies so ist, dann hat jeder Mensch über Gott etwas zu sagen. Daher wäre die erste Aufgabe der Seelsorge die Erfahrungsanamnese, um demütig die Gotteserfahrung auszugraben, die in die Biografie eines jeden Menschen, in seine Hoffnungs- und Leidensgeschichte tief eingegraben ist. Dazu ist eine kluge Dialogkultur nötig, wie sie etwa der spanische Dichter und Agnostiker Antonio Machado auf den Punkt gebracht hat: «Um einen Dialog zu führen, fragt zuerst: Und dann … hört auch gut zu». Die «lehrende» Kirche von Klerus und Theologen muss zu einer Kirche werden, die auf die Weisheit des Volkes «hört».
Darin liegt die Revolution, die Papst Franziskus mit dem synodalen Prozess anzustossen versucht. Nach Jahrzehnten eines «doktrinären» Papsttums, das den Geist des Konzils ängstlich bremste, hat er nicht vergessen, was Johannes XXIII., Paul VI. und das Konzil betonten: dass die Kirche heute in Bezug auf den Menschen nicht den Weg der dogmatischen Lehren und Verurteilungen gewählt hat, sondern den des «Dialogs mit ihm», um dabei «alle zu hören und zu verstehen» sowie mit dem Zweck, «dem Menschen zu dienen». Denn die Kirche hat sich mit dem Konzil als «die Dienerin der Menschheit» definiert.


Kommentare (2)

  • 18.09.2023-Samuel Stress

    Wunderbar, Mariano! Du bist ein Moses, der uns durch die klerikale dogmatische Wüste führt.
    Respekt anderen Meinungen und Glaubens-Sichten gegenüber ist die Chance, die Oase des Friedens und der christlichen Nächstenliebe zu finden.
    Damit geben wir der gebeutelten Welt einen Hoffnungsschimmer.
    Dank! Ulreia… Leumas.

  • 10.07.2023-Hans Augustin

    Der Beitrag von Prof. Delgado ist eine wohltuende Ergänzung zu dem – leider viel zu wenig rezipierten Buch: “Lewitscharoff / Hartmann: Warten auf Gericht und Erlösung; ein poetischer Streit im Jeneists” (Herder 2020) – bzgl. der Interpretationshoheit der Theologie. Wenngleich eingangs etwas gewöhnungsbedürftig (das muß man einer Autorin zubilligen), werden von beiden nach und nach Fragen und Positionen aufgeblättert, die andere Sichtweisen tradierter Glaubensbilder ermöglichen.

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