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Joggen für ganz Hartgesottene

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es gibt Läufe, die hart sind, zum Beispiel Marathonläufe. Dann gibt es Läufe, die aussergewöhnlich hart sind, zum Beispiel die 100 Kilometer von Biel. Und dann gibt es noch Läufe, die so hart sind, dass man sich nur noch denkt: «Ist das ernst?» Diese tragen dann sinnige Namen wie «Ultra-Marathon» oder «Ultra-Trial».

Das Ultra-Running boomt schon seit einigen Jahren. Inzwischen gibt es eine Vielzahl solcher Läufe, immer wieder kommen neue, noch längere, noch brutalere und noch haarsträubendere dazu. Beim Jungle Marathon in Brasilien müssen sich die Läufer 254 Kilometer durch tiefstes Dschungelterrain kämpfen, werden von Anakondas, Kaimanen und Piranhas belauert. In Kanada gilt der Montane Yukon Arctic Ultra als Kult: Der Lauf ist stolz auf seinen Ruf als kältester Ultramarathon der Welt, bei dem die Teilnehmer bei arktischen Bedingungen und Temperaturen zwischen –12 und –25 Grad 700 Kilometer zurücklegen und dabei einen Schlitten mit Ausrüstung und Proviant hinter sich herziehen. Im indischen Himalaja sorgt der La Ultra 333 für Hochgefühle: 333 Kilometer und drei 5000 Meter hohe Pässe müssen die Läufer innerhalb von 72 Stunden bewältigen und dabei mit den Gefahren der Höhenkrankheit klarkommen, die in extremen Fällen zum Tode führen kann.

«Der Lauf für Masochisten»

Und dann gibt es noch ein Rennen, das sogar von den erfahrenen Ultra-Läufern gefürchtet wird: Der Tor des Géants. 336 Kilometer, je 24 000 Meter Anstieg und Abstieg, 48 Gebirgspässe–so lauten die Eckzahlen. Warum der Tor des Géants (TDG) im Aostatal (It) in Ultrarunnig-Kreisen den zweifelhaften Ruf als «Lauf für Masochisten» geniesst, verdeutlicht folgender Vergleich: Sein Streckenprofil entspricht der Distanz von 21-mal von der Gypsera auf den Gipfel der Kaiseregg und zurück, und anschliessend neun Runden um den Schwarzsee. 150 Stunden–sechs Tage und sechs Stunden–haben die Teilnehmer Zeit, um diese Strecke zu bewältigen.

Der Tor des Géants hat letzte Woche zum fünften Mal stattgefunden–und wie die Jahre zuvor hat von den 789 Teilnehmern erneut nur etwas mehr als die Hälfte das Ziel erreicht.

133 Stunden und 50 Minuten

Einer von ihnen war Markus Kolly. Der 43-jährigeOberschroter war am vorletzten Sonntag um 10 Uhr in Courmayeur gestartet und lief 133 Stunden und 50 Minuten später am Samstagmorgen um 1.50 Uhr in Courmayeur wieder über die Ziellinie. «Ich wollte wissen, wo meine Grenzen sind, was ich alles mit meinem Körper anstellen kann», antwortet Kolly auf die Frage nach seinen Beweggründen, am härtesten Endurance-Trail der Welt teilzunehmen. «Mit meinen 190 cm und 90 Kilogramm entspreche ich nicht dem typischen Läuferideal, dennoch habe ich das Rennen durchgestanden. Der Körper ist robuster, als viele Leute denken.»

Nur wer seinen inneren Schweinehund ständig mit einem Fusstritt über die Felswände der steilen Pässe befördern kann, erreicht beim Tor des Géants das Ziel. Nachts, alleine und in völliger Abgeschiedenheit, im schmalen Licht der Stirnlampe, rennen die Läufer über die Berge. Das Thermometer zeigt morgens kaum mehr als zwei Grad an. Die Aufstiege führen durch Geröllhalden, in denen die Athleten immer wieder auf den Steinen ausrutschen und sich das Knie aufschlagen. Mit Dutzenden von Blasen an den Füssen und dicken Schwielen an den Händen werfen viele den Bettel hin, noch bevor sie überhaupt auf dem Col du Loson den auf 3300 m höchstgelegenen Punkt der Tor erreicht haben. «Ich kam zum Glück ohne allzu grosse Probleme durch, ausser den Blasen an den Füssen», sagt Kolly. «Als ich diese an einem Sanitätsposten verarzten wollte, verwies mich der Arzt auf einen Zettel, der an der Sanitätsstation hing und auf dem stand, dass die Sanitäter nicht verpflichtet seien, sich um kleine Bagatellen wie Schürfungen und Blasen zu kümmern.»

In den Auf- und Abstiegen war es Kolly fast unmöglich zu marschieren. «Schlimm war es nach einer Pause. Da dauerte es jeweils zehn Kilometer, bis ich angelaufen und die Schmerzen wieder auf einem erträglichen Mass waren.» Zwei Drittel der Strecke hatte der Sensler da bereits zurückgelegt, Aufgeben kam für ihn nie infrage. «In solchen Situationen entscheidet sich im Kopf, ob du weitermachst oder aufgibst.»

Dass Markus Kolly heute eine Infektion am Fuss und «Füsse wie ein Elefant» hat, lässt ihn kalt. Es ist ein Teil des Preises, den er zahlen musste, um sich künftig «Finisher des Tor des Géants» nennen zu dürfen. Jeder, der das Ziel innerhalb der 150 Stunden erreicht hatte, wurde am Tag nach dem Rennen im Zielraum geehrt und durfte sich–die Letztklassierten zuerst, so will es die Tradition–seine Finisherjacke abholen. «Es war ein unglaubliches Gefühl, dort zu stehen, auch wenn jeder Schritt zur Preisübergabe eine Qual war», sagt «Finisher» Kolly schmunzelnd.

Dreizehn Stunden Schlaf in sechs Tagen

Zehn Monate hat sich Markus Kolly für seine Finisherjacke vorbereitet. Dabei kam es öfter vor, dass er um 2 Uhr in der Nacht sein Haus verlassen hat und nach einem Lauf über 115 Kilometer abends um 22 Uhr zurückgekehrt ist. Auch die Teilnahme am Eiger-Ultra-Trail Mitte Juli gehörte zu seiner Vorbereitung auf das Rennen im Aostatal.

Was Kolly allerdings nicht trainieren konnte und was ihm folglich während des Rennens die meisten Probleme bereitete, war das Schlafmanagement. «Es war schwierig für mich, abzuschätzen, wann ich die Ruhepause einlegen sollte und wie lange ich jeweils schlafen sollte. Im Hinterkopf war immer der Gedanke, ja nicht zu lange auszuruhen, weil die Zeit weiterlief. Ich wollte nicht zu viel Zeit mit Schlafen vergeuden und es deswegen nicht rechtzeitig ins Ziel schaffen.» Insgesamt dreizehn Stunden Schlaf gönnte sich Kolly in den sechs Tagen in den Versorgungsstationen, die unterwegs der Strecke an einigen Orten warme Mahlzeiten, medizinische Versorgung und Dusch- und Schlafmöglichkeiten boten. Drei Stunden Schlaf am Stück auf einem Klappbett waren das Höchste der Gefühle. «Die enorme Hitze und das Schnarchen von rund 50 Teilnehmern machten einen erholsamen Schlaf allerdings beinahe unmöglich», sagt Kolly, der sich ab und an seine Kräfte mit einem Nickerchen mit dem Kopf auf der Tischplatte holte.

Der Mont-Blanc wartet

Trotz all der Strapazen–oder gerade deshalb–will Markus Kolly auch in Zukunft weitere Ultra-Trails absolvieren. «Ich werde immer wieder gefragt, warum ich nicht normale Rennen laufen kann», sagt der Oberschroter. «Nun, Ultra-Tails sind für mich normal. Ich liebe es, in den Bergen zu sein, ich renne gerne Berge hoch und runter. Ebene Strecken kann ich rennen, wenn ich alt bin», sagt der 43-Jährige lachend.

Welches sein nächster Ultra-Trail sein wird, weiss Kolly noch nicht. «Ich bin schon im Internet am Stöbern und am Schauen, was es noch alles Verrücktes zu machen gibt. Irgend etwas werde ich schon finden. Mit dem Ultra-Trail du Mont-Blanc habe ich noch eine Rechnung offen, weil ich bei meiner Teilnahme vor zehn Jahren aufgeben musste.» Mit einer Streckenlänge von 168 Kilometern, 9000 Höhenmetern und einem Zeitlimit von 46 Stunden ist das Rennen auf in der Mont-Blanc-Gruppe für einen Tor des Géants-Finisher wie Markus Kolly allerdings nur ein Klacks …

«Das Schnarchen von rund 50 Teilnehmern machte einen erholsamen Schlaf beinahe unmöglich.»

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