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Kampfansage an den Kreml: Julia Nawalnaja tritt in die Fussstapfen ihres toten Mannes

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Die Witwe des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny will dessen Arbeit weiterführen. Angst vor dem russischen Staatsapparat hat sie keine. Wer ist die Frau?

Es ist eine Kampfansage von knapp neunminütiger Länge: In einem am Montag veröffentlichten Video kündigt Julia Nawalnaja an, dass sie das Erbe ihres kurz zuvor in einem sibirischen Straflager verstorbenen Mannes Alexej weiterführen werde. «Ich werde die Sache von Alexej Nawalny fortsetzen und um unser Land kämpfen. Ich rufe euch auf, an meiner Seite zu stehen», appellierte die Witwe des russischen Oppositionsführers an dessen Anhänger.

Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin warf sie vor, ihren Mann gezielt ermordet zu haben: «Meinen Ehemann konnte man nicht brechen und das ist genau der Grund, weshalb ihn Putin getötet hat – wie ein Feigling, ohne ihm in die Augen zu schauen oder überhaupt seinen Namen zu nennen», sagte Nawalnaja in dem emotionalen, mit vielen privaten Bildern unterlegten Clip.

Ankündigung: Werde «Namen und Gesichter» der Mörder veröffentlichen

Sie kündigte an, «die Namen und Gesichter» jener zu veröffentlichen, die für den Tod des 47-Jährigen verantwortlich sind und rief die Unterstützer Nawalnys auf, nicht nur ihren Schmerz, sondern auch ihre Wut öffentlich zu teilen. Den russischen Behörden warf sie vor, die Herausgabe von Nawalnys Leiche zu verzögern, um «ihre Spuren zu verwischen».

Tatsächlich wird der Mutter Nawalnys und seinen Anwälten auch drei Tage nach dem offiziell verkündeten Tod der Zugang zu den sterblichen Überresten, die in einer nordsibirischen Klinik vermutet werden, ohne weitere Begründung verweigert.

Auf Einladung des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell nahm Julia Nawalnaja, gekleidet in schwarzer Trauerkleidung, am Montag in Brüssel an einem Treffen der EU-Aussenminister teil. Diese sprachen ihr Beileid aus und versicherten ihre Unterstützung. Putin und sein Regime würden für den Tod Nawalnys zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Borrell nach dem Treffen.

Dem Vernehmen nach soll Nawalnaja die EU-Minister nach mehr und strengeren Sanktionen gegen die Vertreter von Putins Machtapparat gefordert haben. Im Moment bereitet die EU gerade das 13. Sanktionspaket gegen Moskau vor.

Wird Nawalnaja zur «russischen Tichanowskaja»?

Viele Beobachter vergleichen die studierte Wirtschaftswissenschafterin bereits mit der weissrussischen Oppositionsführerin Svetlana Tichanowskaja. Diese war nach der Inhaftierung ihres Mannes, dem weissrussischen Oppositionellen Sergej Tichanowski, an seine Stelle getreten und kandidierte 2020 gegen den weissrussischen Diktator Aleksander Lukaschenko bei der Präsidentenwahl, deren Fälschung durch die Behörden Massenproteste im ganzen Land auslösten.

Fest steht: Julia Nawalnaja hat die Rolle auf der Bühne der Weltöffentlichkeit nicht gesucht. Geboren in Moskau als Tochter einer sowjetischen Beamtin und eines Wissenschaftlers blieb die 47-Jährige lange Zeit im Schatten ihres prominenten Ehemanns und kümmerte sich um die beiden Kinder Daria (23) und Sachar (15). Sie unterstützte Alexej zwar, wo sie konnte, öffentlich hielt sie sich aus seinem politischen Kampf aber weitgehend raus.

Erst im Sommer 2020 änderte sich das. Es war, nachdem ihr Mann Opfer eines Giftanschlags mit dem Nervengift Nowitschok wurde, der mutmasslich von Geheimagenten des Kremls durchgeführt wurde.

Während ihr Mann im Spital der nordrussischen Stadt Omsk um sein Leben kämpfte, richtete Nawalnaja dringliche Appelle and die Öffentlichkeit und Präsident Putin direkt. Sie setzte alle Hebel in Bewegung, damit Nawalny schliesslich in ein Berliner Krankenhaus verlegt und von deutschen Ärzten behandelt werden konnte. Das Foto von Nawalny, seiner Frau und den Kindern am Krankenbett ging um die Welt. Später dankte er seiner Julia, die er Ende der 1990er-Jahre auf einem Türkei-Urlaub kennengelernt hatte, in einer öffentlichen Liebeserklärung mit den Worten: «Du hast mein Leben gerettet.».

Als Nawalny Anfang 2021 nach seiner Genesung beschloss, nach Russland zurückzukehren und damit viele Kommentatoren vor den Kopf stiess, sass Julia an seiner Seite im Flugzeug. Zurück in Moskau wurde das Paar aber noch bei der Passkontrolle getrennt und Nawalny umgehend verhaftet. Es sollte das letzte Mal sein, dass sich die beiden in Freiheit sahen.

Als Nawalny wenige Tage später von einem Moskauer Gericht zur ersten seiner mehreren Freiheitsstrafen mit total 19 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde, schickte er ein mit den Fingern geformtes kleines Herz aus dem Glaskasten an seine Frau. Auch dieses Foto sollte um die Welt gehen.

In den vergangenen zwei Jahren gab Nawalnaja trotz aller Widrigkeiten die Hoffnung nicht auf, ihren Mann irgendwann nochmals in Freiheit wiedersehen zu dürfen. «Nichts ist schwierig, wenn man liebt», sagte sie letztes Jahr in einem Interview im «Spiegel».

Die letzte öffentliche Botschaft erhielt sie von Alexej dann am vergangenen Valentinstag, wenige Tage vor seinem Tod: Auch wenn Tausende Kilometer sie trennen würde, fühle er, «dass du mir in jeder Sekunde nahe bist», so Putins wichtigster politischer Gefangener.

Nawalnaja wird politische Figur – und damit zum Ziel von Putin?

Nun also tritt die Frau mit den blonden, meist zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren an die Stelle ihres Mannes. Nicht weil sie es gesucht hat, sondern weil sie muss.

Mit dem Tod ihres berühmten Ehemannes kämen den Worten Nawalnajas nun automatisch besondere Bedeutung und Gewicht innerhalb der oppositionellen Bewegung in Russland zu, urteilt die Russland-Expertin Tatjana Stanowaja auf dem Nachrichtendienst «Telegram». Stanowaja: «Julia Nawalnaja wird eine politische Figur werden, ob sie das will oder nicht.»

Dass sie damit auch selbst zum Ziel von Putins Schergen werden könnte, ist offensichtlich: Im Kampf gegen interne Kritiker geht Putin rücksichtslos vor. Ob Mann oder Frau, niemand ist vor seinen tödlichen Attacken sicher. Das zeigt nicht zuletzt der Fall Anna Politkowskaja: Die Journalistin deckte russische Menschenrechtsverbrechen in Tschetschenien auf und wurde am 7. Oktober 2006 vor ihrer Wohnung erschossen. Es war der Tag von Putins 54. Geburtstag.

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