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Gibt es genug Freiburger Hausärzte?

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Laut dem Branchenverband Pharma Suisse gab es 2016 in keinem anderen Kanton oder Halbkanton der Schweiz im Verhältnis zur Bevöl­ke­rung so wenig Haus­ärzte und Ärzte im ambulanten Sektor wie im Kanton Freiburg. Gemäss der jüngsten Zahlen- und Fakten-Broschüre des Verbands gibt es in Freiburg 141 von ihnen, also 4,5 pro 10 000 Einwohner.

In absoluten Zahlen liegt Freiburg auf Rang 15. Insgesamt gab es in der Schweiz 2016 laut Pharma ­Suisse rund 1800  Apotheken sowie knapp 6000  Hausärzte und Ärzte im ambulanten Sektor.

Uni: «Grosses Problem»

Und «Diese Zahlen sind für mich nicht neu und zeigen ein grosses Problem», sagt Pierre-Yves Rodondi, Leiter des Instituts für Hausarztmedizin an der Universität Freiburg und somit einer der Köpfe hinter dem neuen Medizin-Masterstu­dium in der Saanestadt. In der ganzen Schweiz gebe es nicht genug junge Ärzte, die sich für die Hausarztmedizin entscheiden würden.

Zahlreiche Kantone hätten deshalb beschlossen, Plätze für Praxisassistenten in Hausarztpraxen zu finanzieren. «Wir wissen, dass dies eine sehr positive Wirkung auf die Anzahl der Hausärzte hat, die dann im entsprechenden Kanton eine Praxis eröffnen», so Rodondi. Auch im Kanton Freiburg gebe es ein solches Programm, aber nicht genug Plätze. Der Kanton Bern biete 35 solche Plätze pro Jahr, die Waadt deren 26, Freiburg aber nur 8.

«Wir brauchen schon ab 2020 mindestens elf Plätze, wenn man die Bevölkerung von Bern und Freiburg vergleicht», sagt Rodondi. «Wahrscheinlich braucht es aber noch mehr, da wir viel weniger Hausärzte pro Einwohner haben und es durchschnittlich drei bis fünf Jahre dauert, bis ein solcher Praxisassistent auch wirklich eine eigene Praxis eröffnet.»

Das neue Medizin-Masterstudium werde zwar eine grosse Hilfe sein, wenn es darum gehe, mehr Hausärzte zu rekrutieren. Aber wenn es nicht rasch mehr Plätze für Praxisassistenten in Freiburger Hausarztpraxen gebe, werde die Uni Freiburg lediglich Hausärzte für andere Kantone ausbilden. «Ich habe im vergangenen Jahr schon mehrere Hausärzte im Kanton Freiburg besucht», sagt Rodondi. «Sie müssen sehr viel arbeiten, um ihre Patienten angemessen betreuen zu können.»

Es gibt übrigens immer wieder Menschen im Kanton, die trotz Nachfragens keinen Hausarzt im Kanton Freiburg gefunden haben und daher auf einen anderen Kanton ausweichen mussten. «Das ist leicht, wenn man jung und gesund ist», so Rodondi. «Wenn man aber alt ist oder unter einer schweren Krankheit leidet, wird es schnell kompliziert, einen Hausarzt in den Kantonen Bern oder Waadt zu besuchen.» Einige Patienten, die keinen Hausarzt finden, würden zudem bei jedem Anliegen ein Notfallzentrum besuchen, was auch nicht ideal und mit einer schweren Krankheit gar nicht möglich sei.

Kanton: «Kein Mangel»

Die stellvertretende Generalsekretärin der kantonalen Gesundheitsdirektion, Claudia Lauper, sieht das Ganze etwas anders. «Diese Zahlen, die sich auf die Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) berufen, sind uns sehr wohl bekannt», sagt sie. «Sie stimmen allerdings nicht mit unseren Zahlen überein. Nach unserer Berechnung kommen auf je 10 000 Einwohner 9,2 erstversorgende Ärzte.»

Lauper weiss nicht, worauf sich das BFS bei seiner Berechnung stütze, stellt aber klar: «Wir verwenden die Zahlen, welche wir aufgrund der Erteilung der Bewilligungen für die Berufsausübung im Kanton haben.» Demgemäss gebe es im Kanton Freiburg 292 erstversorgende Ärztinnen und Ärzte, 40  Kinderärzte und 36  Frauenärzte, davon befänden sich 56 erstversorgende Ärzte, 7 Kinderärzte und 20 Frauenärzte in der Stadt Freiburg. Eine Liste mit den Namen dieser Ärzte zu veröffentlichen, sei aus Datenschutzgründen nicht möglich.

«Möglicherweise verwendet das BFS nur die Zahlen der Schweizerischen Ärzteverbindung FMH, was Nicht-FMH-Mitglieder ausschliesst», so Lauper weiter. «Vielleicht verwendet der Bund auch eine andere Hausarztdefinition als wir.» Zudem würden die Zahlen des Kantons den heutigen Ist-Zustand wiedergeben und seien somit aktueller als jene des BFS.

«Wir können nicht von einem Mangel an Hausärzten sprechen», stellt Lauper aus ihrer Sicht klar. «Es ist uns nicht bekannt, dass Bewohner aus dem Kanton keinen Zugang zu einem Hausarzt haben.» Wohl könne es aber in manchen Regionen eine gewisse Wartezeit geben. Wenn ein Mangel festgestellt werde – wie 2017 in Merlach und Riaz bei den Kinderärzten – habe die Gesundheitsdirektion zusammen mit dem Freiburger Spital (HFR) eine Übergangslösung mit Konsultationen im Spital vorgeschlagen.

«Heute ist dies nicht mehr nötig», sagt Lauper. «Es gibt ein Konzept, welches mit den privaten Ärzten und dem Pädiatrie-Dienst entworfen wurde, um im Falle eines Mangels eine Lösung zu finden.» Seit der Wiedereinführung des Zulassungsstopps am 1.  Juli 2016 seien im Kanton Freiburg 18  Hausärztinnen und Hausärzte «ausnahmsweise zur Tätigkeit zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung zugelassen» worden, davon 13 im Rahmen von Praxisübernahmen.

Lauper glaubt überdies, dass das neue Medizin-Masterstudium ein Lösungsansatz sein könne, um Studierende in den Kanton zu locken, welche dann auch ihre Ausbildung in den Spitälern des Kantons absolvieren würden. Auch das Praxisassistenz-Programm habe sein Ziel – nämlich die Förderung der Niederlassung von ärztlichen Grundversorgern im Kanton – erreicht. Zwischen 2010 und 2017 hätten sich 17 von 25  Assistenzärztinnen und -ärzten, die am Programm teilgenommen hätten, in verschiedenen Regionen im Kanton niedergelassen.

Im Allgemeinen gehe sie aufgrund der letzten nationalen Gesundheitsbefragung sowie bezüglich der Häufigkeit von chronischen Krankheiten nicht davon aus, dass die Freiburger Bevölkerung kränker oder gesünder sei als diejenige anderer Kantone.

«15 Neue pro Jahr nötig»

«Das Bundesamt für Statistik hat für jeden Kanton die gleiche Kalkulation gemacht», entgegnet Pierre-Yves Rodondi. «Die Daten des BFS zeigen, dass es im Kanton Freiburg weniger Hausärzte als in anderen Kantonen gibt.» Es gebe Kantone, die mehr Hausärzte als Freiburg und keine grösseren Städte hätten, etwa Neuenburg und Graubünden.

Nicht zuletzt könne die Ausbildung von Hausärzten nicht nur eine Angelegenheit der Spitäler sein. «Wenn es nicht genug Plätze in Hausarztpraxen gibt, dann gehen die jungen Ärzte in andere Kantone – und werden wahrscheinlich nicht mehr in den Kanton Freiburg zurückkommen», so Rodondi. «Bern und Waadt haben das sehr gut verstanden.»

Die Ergebnisse des Praxis­assis­tenz-Programms in Freiburg seien «gut, aber nicht gut genug». Laut einer Workforce-Studie, welche die Universität Basel 2015 publiziert habe, seien bis zum Jahr 2020 schweizweit 2000 neue Vollzeit-Hausärzte nötig, nur um den zu erwartenden Verlust an Arbeitszeit der heute tätigen Hausärzte zu kompensieren. Bis 2025 seien es sogar über 4000.

Dies bedeute 150 neue Haus­ärzte für Freiburg oder «15 neue Hausärzte jedes Jahr». Rodondi denkt, dass diesbezüglich ein Monitoring nötig sei, das unter anderem das Alter der Ärzte, die Region und die Arbeitszeit berücksichtige.

«Die Daten des BFS zeigen, dass es im Kanton Freiburg weniger Hausärzte als in anderen Kantonen gibt.»

Pierre-Yves Rodondi

Institut für Hausarztmedizin der Universität Freiburg

«Es ist uns nicht bekannt, dass Bewohner aus dem Kanton keinen Zugang zu einem Hausarzt haben.»

Claudia Lauper

Stellvertretende Generalsekretärin der Gesundheitsdirektion

Bundesamt für Statistik

«Wir verwenden eine andere Datenquelle»

Der Grund dafür, wieso das BFS auf andere Zahlen kommt als der Kanton, ist folgender: «Wir verwenden eine andere Datenquelle», wie Erwin K. Wüest von der BFS-Sektion Gesundheit festhält. «Unsere Quelle gilt für alle Kantone, weswegen man aufgrund unserer Zahlen die verschiedenen Kantone auch miteinander vergleichen kann.» Datenquelle des BFS sei die Ärztestatistik der FMH, wobei sämtliche hauptberuflich im ambulanten Sektor tätigen Ärztinnen und Ärzte mit FMH-Titel bei dieser Statistik berücksichtigt würden. Als Allgemeinmediziner werde definiert, wer das Hauptfachgebiet «Allgemeine und Innere Medizin habe», Ärzte mit Spezialarzttiteln wie Frauen- oder Kinderärzte würden nicht da­run­ter­fallen. «Wir verwenden keine Definition der Hausarztmedizin oder der Grundversorgung», so Wüest. Gemäss dieser Statistik gab es Ende 2017 im Kanton Freiburg 451 Ärzte im ambulanten Sektor (14,3 pro 10 000 Einwohner), davon 144  Allgemeinmediziner.

jcg

 

Grosser Rat

Hubert Dafflon erkundigt sich nach Hausarztmangel

Grossrat Hubert Dafflon (CVP, Grolley) erkundigt sich in einer aktuellen Anfrage nach den Hausarztmangel. Er bezieht sich auf eine Reportage von RTS, gemäss der es «Evidenz für einen Hausarztmangel in den Randregionen der Westschweiz» gebe. In seiner Gemeinde habe der einzige Hausarzt keinen Nachfolger gefunden, als er im letzten Sommer in Pension gegangen sei – obwohl seine Praxis sehr gut gelegen sei und er zahlreiche Patienten gehabt habe. «Diese Situation ist hinsichtlich der Lebensqualität unserer Einwohner besorgniserregend», so Dafflon. Es gebe analoge Beispiele für weitere Gemeinden im Kanton.

«Das Beunruhigendste daran ist, dass Freiburg laut RTS mit 1485 Einwohnern pro Hausarzt diesbezüglich der am schlechtesten klassierte Kanton ist», sagt der CVP-Grossrat. Der Schweizer Durchschnitt betrage 1039 Einwohner pro Hausarzt. Dafflon fragt den Staatsrat, ob er diese Zahlen bestätigen und wie er diese Situation verbessern könne.

jcg

 

Apotheken

Freiburg liegt bei Pharma Suisse auf Rang acht

Bei den Apotheken sieht es laut Pharma Suisse für den Kanton Freiburg etwas besser aus als bei den Hausärzten. Gemäss dem Branchenverband gab es im Kanton Freiburg im Jahr 2016 insgesamt 71 Apotheken. Das sind 2,3 pro 10 000 Einwohner. Damit steht Freiburg in dieser Statistik auf Rang acht aller Schweizer Halbkantone und Kantone. Nur in den Kantonen Basel-Stadt, Genf, Jura, Neuenburg, Tessin, Waadt und Wallis gibt es mehr Apotheken pro Einwohner. Was die absolute Anzahl Apotheken betrifft, befindet sich Freiburg im interkantonalen Vergleich auf Rang neun. Von 349 Net-Care- Apotheken befanden sich Mitte 2018 nur fünf im Kanton Freiburg, wie es bei Pharma Suisse weiter heisst. Ausserdem gehört Freiburg zu den 19 Halbkantonen oder Kantonen, wo eine Impfung in der Apotheke auch ohne Rezept möglich ist, und zu jenen neun Halbkantonen oder Kantonen, in denen rezeptpflichtige Medikamente nur in den Apotheken abgegeben werden dürfen.

jcg

 

 

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