
Aldo Ellena
Sie kennen mich als Kolumnist, der über Sportthemen schreibt. Eine Woche nach dem enttäuschenden Ausscheiden von Gottéron im Playoff-Viertelfinal läge es eigentlich auf der Hand, über unsere tief gefallenen Hockeygladiatoren zu schreiben.
Es gibt aber momentan ein anderes Team, das eine Erwähnung in dieser Kolumne verdient hat: die Düdinger Volleyballerinnen, die im Meisterrennen erst im Final vom übermächtigen Neuenburg gestoppt wurden. Die Power Cats gehören seit Jahren zur nationalen Elite und schaffen es regelmässig, ihre hochgesteckten Ziele zu erreichen oder zu übertreffen. Gründe für diese Erfolgsgeschichte sind für mich Attribute wie Demut, Leidenschaft und Teamgedanke – auf wie neben dem Platz.
Bitte entschuldigen Sie, aber beim Schreiben der letzten Zeile musste ich nun trotzdem an Gottéron denken. Demut, Leidenschaft und Teamgedanke sind Eigenschaften, welche in extremen Situationen den Unterschied machen können. Im Profisport sind Playoffs Extremsituationen. Leider sind die Drachen in Playoff-Spielen generell und gegen Genf im Speziellen nur selten über sich hinausgewachsen… Vor diesem Hintergrund wird der Betreuerstab von Gottéron wahrscheinlich versucht haben, die Psyche der Spieler nicht unnötig zu strapazieren. In solch entscheidenden Phasen der Meisterschaft entscheidet nämlich zu mindestens 80 Prozent die mentale Stärke über Sieg und Niederlage. Wenn nun also kurz vor dem Start der Viertelfinal-Serie der oberste Drache öffentlich vom Titel zu träumen beginnt, dann kann dieses fragile Organ zwischen den Ohren schon mal aus dem Gleichgewicht geraten.
Sorry für diesen kurzen Exkurs… Ich war beim Freiburger Team des Jahres, dem TS Volley Düdingen – wie die Mannschaft offiziell heisst – mit ihrem scheidenden Baumeister und Präsidenten Christian Marbach. Ich ziehe meinen Hut vor ihm und seinem hoch engagierten Vorstand! Was dieser Verein erreicht hat, verdient höchsten Respekt! Sie haben mit viel Weitsicht das Projekt «Power Cats» aufgebaut und waren wegen ihrer eingeschränkten Mittel gezwungen, sich immer wieder zu hinterfragen und kreativ zu sein. Als ehemaliger Diskuswerfer kenne ich das bestens… Auch ich hatte nie das «Problem», an mir selber beobachten zu müssen, ob 600’000 Franken Jahressalär einen Einfluss auf meine Eigenmotivation und meine Demut haben.
Aber wie gesagt, heute schreibe ich nicht über Gottéron…
Patrick Buchs kennt die Schweizer Sportszene bestens. Der diplomierte Sportmanager und Swiss-Olympic-Trainer Spitzensport war zwischen 2003 und 2017 für verschiedene nationale Sportverbände tätig. Der ehemalige Düdinger Diskuswerfer war 2008 und 2012 als Trainer und Funktionär an den Olympischen Spielen dabei. Seit 2018 arbeitet er für Mercuri Urval im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung.
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