Autor: frank stettler
Kein TV-Sender kommt ohne sie aus, die Casting-Show, das Tummelfeld für Freaks und Selbstdarsteller. Es kann regelrecht ein neuer exhibitionistischer Sozialtypus festgestellt werden. Das Erfolgsrezept dieses Trash-Genres ist simpel: unfähige Kandidaten. Die Suggestion, dass jeder ein Star sein kann, ist der entscheidende Faktor. Aber daran glauben, dass wirklich ein neuer Robbie Williams «gecastet» werden kann, tut schon lange niemand mehr. Und besonders bitter: Können und Genialität werden immer weniger Voraussetzung für Erfolg. Dies würde die Illusion des Zuschauers, dass er einen Star aus dem Nichts erschaffen oder gar selber einer werden kann, zerstören.
Und jetzt sucht also das Schweizer Sportfernsehen (SSF) einen neuen Moderator/Kommentator. «Einer wie Beni» heisst die Sendung. Wäre «Keiner wie Beni» nicht passender? O-Ton Thurnheer: «Das irische Publikum wird von seinen Fans ausgebuht.» Ach ja, damit nicht unnötig eine Genderdiskussion entfacht wird: Bunnys dürfen natürlich auch mitmachen … Und, wie könnte es anders sein, der «Schnurri der Nation» macht einen auf Dieter Bohlen und sitzt in der Jury. «Wir wollen kein schnell verglühendes Moderationssternchen, Castingshow-Trend hin oder her», weiss Thurnheer, ganz Medienprofi, um die Problematik und verspricht in bester Politiker-Manier Nachhaltigkeit (jedenfalls bis zur nächsten Wahl, oder in diesem Fall eben «Einer wie Sascha»). Nicht weniger hehr ist auch das Ziel der Show. «Ich hoffe, dass wir es schaffen, das Niveau der Sportreportagen in der Schweiz anzuheben.» Merci Beni. Und SSF-Programmleiterin Claudia Lässer, der die Idee beim Joggen kam, rate ich: zählen Sie das nächste Mal Ihre Schritte …