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Kinder gehen mit dem Tod anders um als Erwachsene

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Der Tod und die Trauer gehören zum Leben, trotzdem ist der richtige Umgang damit nicht einfach – vor allem für Berufstätige, die mit Kindern zu tun haben. Darüber haben die FN mit der Familienmediatorin Monica Loup gesprochen.

Ein elfjähriger Bub verliert seine Mutter bei einem Verkehrsunfall. Eine solche Situation überfordert nicht nur Betroffene. Wie sollen sich Lehrpersonen, Jugendarbeiter, Sozialarbeiter, Mediatoren und Schulpädagogen verhalten? Wie können sie die Kinder oder Jugendlichen in dieser schweren Situation unterstützen?

Auf diese und weitere Fragen geht der Verein Paar- und Familienberatung Freiburg (Office familial Fribourg) in seinen Sensibilisierungsmodulen für Berufstätige ein. Seit rund sechs Jahren bietet der Verein solche Module auf Deutsch und Französisch an: einmal im Jahr einen halben Tag lang. Die Nachfrage danach nehme stetig zu. «Wir nehmen bis zu 15 Personen pro Modul auf», sagt die Familienmediatorin Monica Loup. Zu viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer möchte der Verein nicht, denn es gehe darum, über Emotionen zu sprechen – dafür brauche es Zeit und Platz. Aber nicht nur für beruflich mit Kindern und Jugendlichen Tätige bietet die Paar- und Familienberatung Freiburg solche Module an, auch für Kinder, Jugendliche und Eltern bietet der Verein Begleitung in unterschiedlichen Formen an. 

Zum Verein

Ein Verein für alle

Seit 1913 gibt es den gemeinnützigen Verein Paar- und Familienberatung Freiburg bereits. Der Verein bietet Paaren, Familien, Kindern und Einzelpersonen aus dem Kanton Freiburg Begleitung und Beratung bei unterschiedlichen Herausforderungen in den verschiedenen Lebensabschnitten an. Die Sensibilisierungsmodule zu den Themen Trauer, Krankheit und Trennung sowie die Unterstützung von Kindern in diesen Bereichen werden von As’trame, einem Sektor des Vereins, seit 2018 angeboten. Die Angebote und Leistungen werden über Subventionen des Staats und der Gemeinden sowie mit Spenden von Privatpersonen finanziert. km

Werkzeuge für den Umgang mit den Kindern

Familienmediatorin Monica Loup hat den Kurs bereits mehrmals geleitet. «Das Ziel solcher Module ist es, dass Personen, die beruflich mit Kindern zu tun haben, sensibilisiert werden auf das, was das Kind erlebt hat.» Sie sollen aufmerksamer werden, sich wohler fühlen in solchen Situationen und sich getrauen, auf die Kinder zuzugehen und darüber zu sprechen. Denn der Tod sei ein unangenehmes Thema, über das sogar Erwachsene nicht unbedingt sprechen möchten. Er gehöre jedoch zum Leben und müsse wahrgenommen werden. «Oft haben sie Angst vor der Reaktion der Kinder und sprechen das Thema gar nicht an», sagt Loup. Das sei jedoch falsch.

Wir möchten ihnen die Werkzeuge für einen besseren Umgang mit den Kindern geben.

Familienmediatorin Monica Loup.
Charles Ellena

Jede Trauer ist anders

«Trauer ist abhängig von der Beziehung zu der verstorbenen Person und davon, was diese einem bedeutet hat», sagt Loup. Es löse nicht bei allen dieselbe Emotion aus. Einige Kinder weinen und zeigen ihre Trauer nach aussen. Andere wiederum bleiben verschlossen und zeigen ihre Emotionen nicht. 

Jede Trauer ist anders, und jede Person drückt sich anders aus.

Trauer tue immer weh und brauche Zeit – das Wissen, nicht allein zu sein, helfe.

Konzept des Sterbens verstehen

«Kinder verstehen erst ab acht Jahren das Konzept rund um den Tod so richtig», sagt Loup. Das heisst, erst dann begreifen sie, dass eine Person, die verstorben ist, niemals zurückkehrt:

Vorher ist das zum Teil zu schwierig und abstrakt. Sie spüren die Trauer, aber können sie nicht richtig einordnen.

Sie könnten sich den Tod auch nicht vorstellen. Es sei wichtig, stets klar zu kommunizieren, dass die verstorbene Person nie zurückkehren wird, und keine falschen Hoffnungen zu geben. «Dabei ist es wichtig, dass Eltern und Berufstätige die richtigen Wörter benutzen und nicht in Bildersprache sprechen.» 

Zitate aus den Sitzungen mit Kindern: Wie lang ist man tot?

Zitate aus den Sitzungen mit Kindern: Aber wohin geht man, wenn man tot ist? 

Zitate aus den Sitzungen mit Kindern: Glaubst du, dass es wehtut, wenn man tot ist? 

Informationsfluss

«Ganz allgemein ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche früh informiert und miteinbezogen werden», sagt Loup – beispielsweise an der Beerdigung teilnehmen und Abschied nehmen. Sonst hätten sie das Gefühl, kein Teil der Familie zu sein und gar etwas zu verpassen. «Eltern wollen die Kinder so oft beschützen, aber dadurch können die Kinder nicht richtig trauern.» Teilweise hätten sie auch Angst, selbst zu sterben oder dass andere Familienmitglieder nun auch sterben. «Da muss man den Kindern ganz genau erklären, was geschehen ist, um ihnen die Angst zu nehmen.»

Zitate aus den Sitzungen mit Kindern: Ich habe Angst, dass ich auch sterbe.

Zitate aus den Sitzungen mit Kindern: Ich frage mich, ob meine Eltern traurig sind, wenn ich sterbe.

Umgang in der Schule

Für Lehrpersonen, Jugendarbeiter und Schulpädagoginnen sei es wichtig, in einem stetigen Kontakt mit den Eltern oder dem Vormund zu sein. «Die Berufstätigen müssen über die Sorgen der Kinder Bescheid wissen, um so besser darauf reagieren zu können.» Es sollten auch Rahmenbedingungen gesetzt werden. «Die Familie soll sich respektiert fühlen. Den anderen Schulkameraden soll nur so viel über den Todesfall erzählt werden, wie die Familie möchte.» Was Lehrpersonen machen können, sei, mit der Klasse allgemein über das Thema Tod und Verlust zu sprechen sowie Rituale, wie Gedichte lesen, in den Unterricht zu integrieren. 

Es sei auch wichtig, dass die Berufstätigen das Gespräch zu den betroffenen Kindern und Jugendlichen suchen. «Sie sollten nachfragen und schauen, wie es ihnen geht», sagt Loup. Nur weil Kinder lachen, heisse dies nicht, dass sie nicht mehr traurig sind:

Die Trauer ist etwas, was man nicht immer sieht. Dabei ist wichtig, dass Kinder lachen und weiterleben dürfen und sie kein schlechtes Gefühl dabei haben.

Den Kindern soll auch vertraut werden: «Wenn das Kind sagt, es gehe ihm gut, dann soll das respektiert werden.» Kinder könnten in solchen Situationen gut mitteilen, was sie benötigen und was nicht. Berufstätige sollen zudem Signale erkennen können: «Was ist noch ein normales Trauerverhalten und welches Verhalten bereitet mir Sorgen? Darauf sollen sie reagieren können.»

Niemand ist schuld

Kleinkinder hätten oftmals das Gefühl, sie seien am Tod einer geliebten Person schuld, sei es wegen eines Streits oder anderer Kleinigkeiten. «Sie brauchen dann die Bestätigung der Erzieher oder Eltern, dass sie nicht schuld sind. Daran müssen sie regelmässig erinnert werden», sagt Loup.

Zitate aus den Sitzungen mit Kindern: Es ist ein bisschen meine Schuld, dass meine kleine Schwester gestorben ist, weil ich ihr nie meine Spielsachen leihen wollte. 

Auch bei Jugendlichen würde sich das zeigen. «Sie brauchen Eltern, um erwachsen zu werden. Wenn dann die Mutter oder der Vater stirbt, löst das eine grosse Unsicherheit aus.» Die Jugendlichen würden sich verlassen fühlen. «Sie können auch wütend werden. Wütend gegenüber dem Tod und weil die geliebte Person verstorben ist», sagt Loup. Emotionen zu zeigen, sei wichtig, und diesen sollten sie freien Lauf lassen können. Die Beziehung zu der toten Person sollte dabei positiv bleiben. Bei Jugendlichen sei zudem die Trauer um Freunde sehr gross. «In diesem Alter sind Freunde sehr wichtig, fast so wichtig wie die eigene Familie», sagt Loup. 

Trauer als ständiger Begleiter

Wenn Kinder und Jugendliche eine geliebte Person verlieren, dann begleitet sie die Trauer ihr Leben lang.

«Sie sind nicht ein Leben lang traurig, aber an wichtigen Ereignissen wie dem ersten Schultag, der Konfirmation oder Hochzeit kehrt die Trauer immer wieder zurück.» Das hänge damit zusammen, dass Kinder viel weniger Erinnerungen an die verstorbene Person sammeln konnten als Erwachsene. Eine wichtige Rolle würden da andere Familienmitglieder einnehmen, die durch ihre Geschichten den Kindern die verstorbene Person näherbringen können. Deshalb würden sie öfter an Erinnerungsstücken wie Fotos, Schmuckstücken oder anderen Gegenständen hängen. «Kinder wachsen quasi mit der Trauer auf.»

Bildungsstätten

Ein Konzept für Todesfälle

In den Schulen sind es vor allem die Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, die sich um die Sorgen der Schülerinnen und Schüler kümmern. «Wir sind quasi eine Entlastung für die Lehrpersonen. Kinder können zu uns kommen, um über alles zu sprechen», sagt die Schulsozialarbeiterin Dominique de Diesbach, die an drei Schulen im Kanton Freiburg arbeitet.

Schulsozialarbeiterin Dominique de Diesbach.
zvg

Noch haben nicht alle Schulen im Kanton Schulsozialarbeiter engagiert. Ab 2024 soll sich das ändern. «Rund sieben Prozent der Schülerinnen und Schüler kommen zu mir», sagt die Schulsozialarbeiterin. Pro Jahr habe sie drei bis vier Fälle, die mit Tod und Verlust zu tun hätten.

«Trauer ist ein grosses Spektrum und ein Thema, das überfordern kann», so de Diesbach. In der Ausbildung werde dieses Thema jedoch weder bei Lehrpersonen noch bei Sozialarbeitern konkret angesprochen. «Weiterbildungen zum Thema Trauer bei Schülern gibt es, aber die werden auf freiwilliger Basis besucht», sagt de Diesbach. Sie findet solche Weiterbildungen und Module gut und wichtig für Berufstätige, die mit Kindern arbeiten. 

«Jede Schule hat ein Krisenkonzept, das die unterschiedlichsten Themen abdeckt, unter anderem Todesfälle», so de Diesbach. Darin sei festgelegt, welche Personen informiert werden müssen, wann Kontakt mit den Eltern der Kinder aufgenommen wird, wie Todesfälle kommuniziert werden und welche weiteren Schritte eingeleitet werden. «Dabei ist jeder Todesfall unterschiedlich und damit auch die Trauer bei den Kindern und Jugendlichen.» Das Konzept sei ein Wegweiser. km

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