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Klarsichtkino, kunstvoll

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Mit «Saudade do Futuro» nach São Paolo

Einverstanden – damit beginnt man nach einer Woche Filmberichterstattung eigentlich keinen Artikel mehr: «Das Festival ist ein Fenster in den Süden». Aber was ist, wenn der Gehalt des Gleichnisses noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft worden ist? Wenn man immer an die neuen Welten hinter dem Fensterglas denkt – nicht aber an die Beschaffenheit der Scheibe, die mal rosarot, mal aschgrau, hier unregelmässig verzerrend, da halb verspiegelt oder dort kristallklar sein kann.

«Last minute»-Lieferung

Das Fenster, das der Mittvierziger Cesar Paes aus Brasilien mitgebracht hat, ist von letztgenannter Beschaffenheit: kristallklar. Geliefert hat er in letzter Minute. «Saudade do Futuro» ist erst in den letzten Tagen fertig geworden. Der 94-minütige Film, der sich etwa mit «Sehnsucht nach der Zukunft» übersetzen liesse, porträtiert die Millionenstadt São Paulo und ihre armen Zuwanderer aus dem Nordosten, die in ihrer neuen Heimat dazu verurteilt sind, wohl ewig fremd zu bleiben: die «Nordestinos».

Die grosse Gabe von Paes ist es, aus dem vordergründig rein Dokumentarischen, in welchem er São Paulos Alltagsrealität festhält, subtil und jenseits eigentlicher Handlungsstränge ein poetisch komponiertes Ganzes zu machen. «Kristallklar» ist der Blick durchs Kameraobjektiv, ehrlich das Interesse am echten Menschen. An Menschen, welchen kein Drehbuch vorschreiben muss, was sie zu sagen haben. Ihr Alltagsleben, ihre Freizeit, ihre Feste erzählen. Und ihre Lieder.
Cesar Paes begleitet singende Nordestinos, mit Tambourin und Akkordeon ausgestattete «Cantadores», die in mitreissenden Rhythmen und frechen Reimen («Repentes») alles kommentieren, was sie beschäftigt. Improvisationen voller Spott und Humor – auf der Strasse, im Park, im Hinterhofcafé. «Repentes» sind so etwas wie die brasilianische Alternative zu den trögen TV-Talkshows. Gesprächstherapie durch das öffentliche Ausbreiten seiner Gefühle, Sorgen und Ängste.

Lange Einstellungen: eine
Frage der Einstellung

«Saudade do Futuro» ist ein kunstvolles wie anspruchsvolles Stück Dokumentarfilm. Es setzt aber eine gute Portion unverklärten, beinahe völkerkundlichen Interesses und Wissensdurstes voraus, damit wirksam lange Einstellungen nicht als mühsam überlange erlebt werden. Das ist der Preis des kristallklaren Kinos. Das Problem: Was den lateinamerikanischen Film seit Jahren beim Freiburger Publikum äusserst beliebt macht, sind doch eher die grell-pastell getönten Fensterscheiben.

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