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«Krieg für jeden von uns»

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Um dem zweiten Jahrestag des Angriffskriegs durch Russland auf die Ukraine zu gedenken, versammelten sich am 24. Februar zahlreiche Menschen auf dem Georges-Python-Platz zu einer Kundgebung. Zwei Ukrainerinnen haben vor Ort Stimmen von Teilnehmenden eingefangen.

Zum zweiten Jahrestag des Ukrainekriegs fand in Freiburg eine Kundgebung statt.
Bild: Kostyantin Tereshkov

Alla Shulga aus Odessa:

«Es tut weh, es tut weh, es tut weh. Ich bete die ganze Zeit und hoffe, dass die Ukraine überlebt. Mein Mann und mein Sohn blieben in der Ukraine, in der Stadt Odessa. Heute Nacht gab es einen weiteren Raketenangriff auf unsere Stadt. Die Rakete traf das Haus. Eine Person starb und mehrere Personen befanden sich auf der Intensivstation. Ich habe ständig Angst um meine Lieben. Ich bete für unseren Sieg.»

Alla Shulga aus Odessa

Swetlana, eine Ukrainerin, die in Freiburg lebt:

«Wir Ukrainer, egal wo wir sind, bleiben mit unserem Heimatland verbunden. Meine Eltern sind in der Ukraine, in der Stadt Sumy, geblieben, sie wollten nicht evakuiert werden. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, schaue ich ins Internet – gab es Bombenangriffe in meiner Stadt? Dann rufe ich meine Mutter oder meinen Vater an. Ich mache mir grosse Sorgen um sie. Diese Kundgebung ist eine Gelegenheit, die Bedeutung des Friedens zu betonen und zu zeigen, dass wir alle viel stärker sind, wenn wir uns vereinen.»

Natalya Davydova aus Nikolaev:

«Für mich begann der Krieg mit Sprachnachrichten meiner Verwandten und Freunde aus der Ukraine, in denen ich das Heulen einer Sirene, Explosionen und Rufe wie ‹Wir werden bombardiert!› hörte. Dann fiel ich zu Boden und weinte vor Ohnmacht, ich wusste nicht, wie ich ihnen helfen konnte. Ich bin in der Schweiz und sie sind in Nikolaev. Ein paar Tage später nahm ich meine Nichte zu mir und sechs Monate später kam meine Schwester. Aber ein Teil meiner Familie bleibt in Nikolaev. Das sind unsere alten Grosseltern, die nicht die Kraft haben zu gehen. Der Ehemann der Schwester kümmert sich um sie. In den ersten zehn Kriegsmonaten wurde Nikolaev täglich von Grad-Werfern bombardiert (die Schussreichweite der Grad beträgt 21 Kilometer). Als die ukrainische Armee die Nachbarstadt Cherson befreite und die russische Armee weit von unserer Stadt entfernte, wurde es einfacher. Und trotzdem bin ich ständig nervös, mache mir Sorgen um meine Lieben, um die Ukrainer, um unsere Soldaten.»

Natalya Davydova aus Nikolae.

Lina aus der Stadt Winniza:

«Meine gesamte Familie blieb in der Ukraine. In der Schweiz gibt es nur mich und meine Mutter. Ich mache mir grosse Sorgen um meine Familie. Ich vermisse sie wirklich. Ich vermisse ihre Unterstützung und Gespräche. Ich möchte ihnen einfach nahe sein. Omas Essen fehlt. Ich weine gleich…»

Yuri aus der Ukraine:

«Als der Krieg begann, war ich noch Schüler. Die ersten Kriegstage waren wie ein Albtraum – Angst, Unsicherheit, eine riesige Verantwortung. Aber in diesem schwierigen Moment zeigten die Ukrainer Einheit und Stärke. Mein Vater ging am ersten Tag zum Wehrdienst, um sein Land zu verteidigen, und wir bereiteten in der Schulkantine Essen für unsere Kämpfer vor. So halfen wir der Front.»

Iryna Kucherenko, Organisatorin der Kundgebung in Freiburg:

«In dieser Nacht wurde ich durch den Anruf eines Freundes geweckt: ‹Steh auf! Sie schiessen!› Unsere Stadt Kiew schlief noch, aber Russland schoss bereits. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich anfing, Nachrichten im Internet zu lesen. Und dann begann der wahre Surrealismus – ich hetzte durch die Wohnung und packte ganz schnell Sachen, mein kleiner Sohn und ich standen im Flur und haben uns umarmt, während wir Sirenen und Bomben, die in Kiew einschlugen, hörten. Zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben fuhr ich durch die Stadt mit einer Geschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde. Als Nächstes waren wir im Keller meiner Mutter in der Stadt Wosnessensk. Auch dort wurde geschossen. Wir entkommen noch einmal. Wir sind neun Tage lang durch Europa gewandert und sind 2500 Kilometer gefahren. Die wunderbare Familie Berger aus Freiburg, die uns Unterschlupf gewährte, verstand nicht, warum wir solche Angst hatten, warum wir weinten, als wir das Geräusch von Feuerwerkskörpern hörten, und warum wir uns duckten, als Flugzeuge über das Haus flogen. Ich bin der Schweiz und den Schweizern für unsere Rettung sehr dankbar. Vielen Dank für die Gelegenheit, zu leben. Obwohl ich manchmal nicht verstehe, wie…»

Iryna Kucherenko, die Organisatorin der Kundgebung.

David, Swetlana, Hiulnara und Bogdan aus der Ukraine:

«Wir sind der Schweiz und den Schweizern sehr dankbar, dass sie uns die Möglichkeit zum Studium gegeben haben. Als wir hier ankamen, beherrschten wir drei Sprachen – Ukrainisch, Russisch und Englisch. Hier lernen wir Deutsch und Französisch. Da wir viele Sprachen beherrschen, werden wir in Zukunft daran arbeiten können, die Beziehungen zwischen unseren Ländern zu verbessern und Geschäftsprojekte zu schaffen, die für alle – Schweizer, Europäer, Ukrainer – von Nutzen sein werden.»

David, Swetlana, Hiulnara und Bogdan.

Vyugina Tamara aus der Ukraine:

«Für mich begann dieser Krieg bereits im Jahr 2014, als russische Truppen ohne Erkennungszeichen in meine Heimat, die Krim, einmarschierten. Unter militärischem Druck wurde ein illegales Referendum abgehalten und Russland übernahm illegal die ukrainische Halbinsel. Die russische Führung hat mehrfach erklärt, dass diese Operation ohne Blutvergiessen durchgeführt wurde und dass die Bewohner der Krim selbst darum gebeten haben, sich Russland anzuschliessen. Das ist nicht wahr. Russische Soldaten stellten Frauen und Kinder vor sie und zwangen das ukrainische Militär, das Territorium zu verlassen, indem sie sie als Deckung nutzten. Und dann haben sie ihnen in den Rücken geschossen. Dann erlaubte die ganze Welt Russland, eine solche Politik zu verfolgen. Die Reaktion auf das Vorgehen Russlands bestand lediglich in geringfügigen Sanktionen.»

Alexander Lapshin, Rentner aus Charkow:

«Der Krieg begann für mich gleich wie für alle. Granaten und Raketen begannen in unsere Stadt einzuschlagen. Um mich herum starben Menschen. Wir versteckten uns in Kellern ohne Licht und Wasser. Ich kam zu den Soldaten der Territorialverteidigung und bat sie, mir Waffen zu geben und mir zu erlauben, damit Menschen zu verteidigen. Sie sahen mich an – ich bin ein alter Mann, ich bin siebzig Jahre alt – und sie sagten, dass sie mich nicht als Soldaten nehmen könnten.»

Alexander Lapshin aus Charkow.

Natalya aus Vishnevy:

«Mein Mann dient in der ukrainischen Armee. Ich bin sehr nervös, ich verfolge ständig die Nachrichten. Ich warte immer auf einen Anruf oder eine Nachricht von meinem Mann. Ich mache mir ständig Sorgen um sein Leben. Es gab Zeiten, in denen er mich lange nicht anrief und ich vor Aufregung verrückt wurde. Mein Mann sagt, es gebe nur sehr wenige Waffen und Munition. Aus diesem Grund sterben viele Soldaten. Sie sind gezwungen, jede Granate und Patrone aufzubewahren. Und mit der Munition haben die russischen Truppen keine Probleme. Es tut mir wirklich weh, darüber zu reden.»

Natalya aus Vishnevy.

Gastbeitrag

Über die Autorinnen

Die Interviews mit den Menschen an der Kundgebung in der Stadt Freiburg wurden von den beiden Frauen Olena Tereshkova und Liudmyla Bohun geführt und aufgeschrieben. Olena Tereshkova ist Drehbuchautorin und lehrte an der Universität, vor zwei Jahren ist sie aus der Ukraine in die Schweiz geflüchtet. Liudmyla Bohun ist eine ukrainische Journalistin, die mit ihren beiden Söhnen vor dem Krieg in ihrem Heimatland nach Freiburg geflohen ist.

Liudmyla Bohun (links) und Olena Tereshkova.
Foto: Charles Ellena/zvg


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