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Künstliche Intelligenz schwächt den Status von Experten 

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Der Computer hat Millionen von Menschen in niedrig qualifizierte Dienstleistungsjobs gedrängt. Die Künstliche Intelligenz könnte ein Segen sein. 

Künstliche Intelligenz (KI) wird nicht Millionen von Menschen arbeitslos machen, sondern bietet eine einzigartige Chance, sagt David Autor vom Massachusetts Institute of Technology. Der Wirtschaftsprofessor stellt in einem Essay die These auf: «KI könnte helfen, den Mittelstand wieder aufzubauen.» Blogger und Ökonom Noah Smith formuliert es zugespitzt: Der Computer habe den Durchschnittsmenschen geschadet, nun bringe KI die «Rache der Normalos».

Mit KI werde sich wiederholen, was mit der industriellen Revolution passiert sei, erklärt David Autor. Diese Revolution war, wenn auch verspätet, ein Segen für durchschnittlich ausgebildete Menschen.

Sie wurden damals in die Lage versetzt, hochqualifizierte Handwerker zu ersetzen. Denn deren komplexe Arbeit wurde für die Massenproduktion in viele kleine, oft recht einfache Schritte zerlegt. Was zuvor nur eine Elite von Handwerkern beherrschte, konnten plötzlich auch Durchschnittsmenschen erledigen.

Durch diese Arbeitsteilung konnte die Industrie immer mehr und immer billiger produzieren. Was früher Luxus für wenige war, wurde Normalität für viele: Küchen voller Geräte, Schränke voller Kleider und Wohnungen voller Möbel.

Mit der Zeit wandelte sich die Massenproduktion, Werkzeuge, Verfahren und Produkte wurden komplexer. Neue Fertigkeiten wurden gebraucht, etwa in der Montage, dem Schweissen oder in der Kalibrierung von Präzisionsinstrumenten. Abseits der Fabrikhallen, in Büros und Verwaltungen, waren Telefonisten gefragt, Schreibkräfte oder Buchhalter.

So entstand eine breite Schicht von Arbeitsplätzen für Menschen mit normaler Ausbildung. Zusammen bildeten sie eine neue Klasse von Fachleuten: Experten der Massenproduktion.

Abgedrängt in schlechter bezahlte Jobs

Für die Handwerker war es ein Fluch. Zwar wurden sie nicht unbedingt arbeitslos und profitierten auch vom neuen, nie gekannten Wohlstand. Aber ihr über Jahre aufgebautes Fachwissen wurde entwertet, ihr sozialer Status geschwächt.

Früher waren sie es gewesen, die alles in Einzelarbeit herstellten: Schneider die Kleider und Schuster die Schuhe, Uhrmacher die Uhren und Schmiede die Feuerwaffen. Nun wurde all dies in Fabriken hergestellt, von dahergelaufenen Arbeitskräften.

Handwerker waren die Verlierer, Arbeiter die Gewinner. Dann kam das Computer-Zeitalter.

In der Massenproduktion hatten Menschen mit mittlerer Ausbildung oft nur wenig Ermessensspielraum in ihrer Arbeit: Im Grunde mussten sie eine Abfolge von Befehlen ausführen, und dies schnell und zuverlässig. Diese Routinearbeit war anfällig für Automatisierung: Sie konnte von Software-Ingenieuren in Programme umgewandelt und von Computern billiger ausgeführt werden als je zuvor.

Millionen von Arbeitsplätzen wurden wegautomatisiert, Fachkräfte mit mittlerem Qualifikationsniveau aus Büros oder der Industrie verdrängt. Sie wichen in Dienstleistungsbranchen aus, in Gastronomie, Sicherheit, Reinigung oder Körperpflege. Die neue Arbeit war meist schlechter bezahlt, die Ausbildungsanforderungen minimal.

Im Dienstleistungssektor selbst konnten die einfacheren Arbeiten zwar nicht von Computern erledigt werden, weil sie Geschicklichkeit erfordern, Kommunikation und gesunden Menschenverstand. Aber das Angebot an Arbeitskräften stieg und die ohnehin niedrigen Löhne gerieten weiter unter Druck.

Göttliches Geschenk für eine Elite

In den USA mussten 60 Prozent der Erwachsenen ohne Bachelor-Abschluss auf niedrig qualifizierte und schlecht bezahlte Dienstleistungsjobs ausweichen. Zur Schweiz schreibt der Wirtschaftssoziologe Daniel Oesch von der Universität Lausanne: Die grossen Verlierer der letzten Jahrzehnte seien die Menschen der Arbeiterklasse und der unteren Mittelklasse gewesen, die ihr Geld als Bürohilfskräfte oder Industriearbeiter verdient hatten. Ihre Berufe seien am stärksten automatisiert oder ausgelagert worden.

Der Computer ist also ein Fluch für durchschnittlich oder wenig Ausgebildete. Er ist jedoch geradezu ein «göttliches Geschenk», wie David Autor schreibt, für eine schmale Schicht topausgebildeter Experten in Recht und Medizin oder Technik und Naturwissenschaften.

Diese konnten Informationen schneller beschaffen und aufbereiten, sodass mehr Zeit für die eigentliche Analyse und das abschliessende Urteil blieb. Dadurch wurde dieses Urteil genauer, gründlicher – und letztlich wertvoller. Zum Beispiel bei der Festlegung des Behandlungsplans für einen Krebspatienten, beim Verfassen eines juristischen Schriftsatzes oder bei der Entwicklung einer Software.

Der Computer habe darum zu einer Konzentration von Entscheidungs-Macht geführt, wie es sie nie zuvor gegeben habe, schreibt David Autor. In der Folge seien auch die Gehälter solcher Experten viel stärker gestiegen als die von Menschen mit durchschnittlicher Ausbildung. Ein bislang vier Jahrzehnte währender Trend wurde in Gang gesetzt, in welchem die Einkommen laufend ungleicher wurden.

Im Computerzeitalter sind die Durchschnittsmenschen die Verlierer, die Experten die Gewinner. Mit KI könnte es wieder drehen.

Denn KI kann trainiert werden, aus Erfahrungen lernen und dann Urteile fällen, wie es bisher nur menschliche Experten konnten. Diese Fähigkeit stecke zwar noch in den Kinderschuhen, sei aber die «Superkraft» der KI. Ihre Hauptaufgabe werde es daher sein, zu beraten, zu coachen und bei der Anwendung von Expertenwissen zu unterstützen.

Gesundheitskosten sinken

Heute schon helfe KI in Randbereichen des Alltags bei Entscheiden mit. Das E-Mail-Programm schlägt vor, wie man einen Satz vervollständigen könnte. Die Smartwatch fragt, ob man gestürzt sei. Das Auto stupst das Lenkrad an, um wieder in die Spur zu kommen.

Und diese Superkraft steigert zwar die Leistung aller Menschen, aber die des Durchschnittsmenschen stärker als die des intellektuellen Überfliegers. David Autor stellt fest: «KI verringert die Produktivitätslücke zwischen gering und hoch qualifizierten Arbeitnehmern.» Dieses Ergebnis kam für die Forscher überraschend, als sie wissenschaftliche Experimente mit KI durchführten – aber es zeigte sich immer und immer wieder.

Zum Beispiel, als KI in Callcentern eingesetzt wurde: Die Fähigkeiten weniger qualifizierter oder schlechter Mitarbeitenden verbesserten sich immens, die der besser Qualifizierten kaum. Ähnlich war es beim Schreiben von Texten. Und so blieb es, egal, wer da getestet wurde, ob Student oder Beraterin, ob Werber oder Managerin.

«KI bietet die einzigartige Chance, die Trends wieder zurückzudrängen, welche der Computer angestossen hat», schreibt Autor deshalb. KI werde die Arbeit hochqualifizierter Experten wieder für die Massen öffnen. So werde die Job-Qualität für Beschäftigte ohne Hochschulabschluss wieder besser und die Einkommensungleichheit etwas geringer.

Und so wie die Massenproduktion damals die Konsumgüter verbilligt habe, könne KI helfen, die heutige Herausforderung zu lösen: hohe und schnell steigende Preise für wichtige Dienstleistungen wie Gesundheit, Recht oder Hochschulbildung. Diese seien heute, so Autor, von Zünften hochqualifizierter Experten monopolisiert. KI könnte dafür sorgen, dass deren Expertise weniger knapp wird als heute und die Kosten sinken.

All dies sei nur eine mögliche, keine zwangsläufige Folge von KI. Wie alle Technologien sei auch KI bloss ein Werkzeug, das die Gesellschaft richtig einsetzen müsse. Sie sei kein vorbestimmtes Schicksal, das unweigerlich über die Menschheit hereinbrechen werde. David Autor zitiert die französische Philosophin Simone de Beauvoir: «Das Schicksal triumphiert, sobald wir an es glauben.»

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