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Loser Knopf als Hauptproblem

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Loser Knopf als Hauptproblem

Suche nach Belastungsmaterial gegen Drogenfahnder Paul Grossrieder verläuft im Nichts

Unausgesprochen stand auch am dritten Tag des «Paul-Grossrieder-Prozesses» die Frage im Raum, weshalb diese Verhandlung überhaupt durchgeführt werden müsse. Belastendes wurde jedenfalls auch bei der Einvernahme von acht Zeuginnen und Zeugen nicht zu Tage gefördert – im Gegenteil.

Von JOHANNES HOFSTETTER

Ein loser Knopf an seiner Jacke war das grösste Problem, mit dem sich Paul Grossrieder, der frühere und seit über zwei Jahren suspendierte Chef der Freiburger Drogenfahndung, am Dienstag herumzuschlagen hatte. Ansonsten konnte sich der vom Freiburger Staatsrat und von Untersuchungsrichter Patrick Lamon ausrangierte «Supercop» (wie ihn das Nachrichtenmagazin «Facts» einmal nannte) darauf beschränken, seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen zuzuhören.

Im Zeitraffer und unabhängig voneinander erzählten die Freiburger Polizeibeamten und ihre sieben Kollegen im Zeugenstand die Geschichte eines ehrgeizigen, unbestechlichen und darum überaus erfolgreichen Fahnders, dem nichts ferner gelegen haben dürfte, als ausgerechnet mit einer tatverdächtigen Prostituierten ins Bett zu gehen.

Familientreffen vor
dem Massagesalon

Dass sich Paul Grossrieder einmal in der Nähe des Massagesalons der Hauptbelastungszeugin Z. aufgehalten habe, bestätigte ein früherer Mitarbeiter Grossrieders zwar freimütig. Doch bevor Staatsanwältin Anne Colliard nachhaken konnte, schränkte der heutige Beamte der Bundesanwaltschaft ein, dass es sich dabei um ein familiäres Treffen gehandelt habe, an dem nebst ihm und dem Angeklagten auch die beiden Ehefrauen zugegen gewesen seien.

«Statt Grossrieder könnte
auch ich hier sitzen»

Weniger gut kam Patrick Lamon weg: Mehr als einer der Befragten stellte vor Gericht fest, dass sich die Zusammenarbeit mit dem Untersuchungsrichter bisweilen «sehr schwierig» gestaltet habe, beziehungsweise, dass es hin und wieder «nicht sehr angenehm» gewesen sei, mit Lamon zu kollaborieren.

«Ich danke dem lieben Gott noch heute für das Vertrauen, das mir Lamon seinerzeit entgegengebracht hatte. Ansonsten würde ich heute dort sitzen, wo sich jetzt Paul Grossrieder befindet», fasste ein hoher Freiburger Polizeibeamter zusammen.

Der Mann hatte vor einigen Monaten einen Brief mit unterschrieben, in dem Polizisten erklärten, nie mehr mit Lamon zusammenzuarbeiten, weil es sich bei ihm, dem Untersuchungsrichter, um einen notorischen Lügner handle, dem nicht zu trauen sei.

Was diverse Auskunftspersonen im Zusammenhang mit den offenbar mehr als lamontablen Untersuchungsmethoden aussagten, passte ins Bild: So habe der Untersuchungsrichter auf einmal eine polizeiliche Recherche gestoppt, in die unter anderem die Hauptbelastungszeuginnen D. und Z. involviert gewesen seien: «Lamon hat nur erwähnt, dass noch ein Fall von viel grösserer Tragweite behandelt werden müsse und mich gebeten, die Untersuchung zu bremsen», sagte eine Kripo-Beamtin aus.

Dies wurde von einem ihrer Vorgesetzten bestätigt, der seinerseits erklärte, er sei über dieses «bizarre Vorgehen» sehr erstaunt gewesen.

Dirne als Brandstifterin?

Daneben wurde gestern auch die Glaubwürdigkeit der Dirne D. eingehend geprüft. Sämtliche Polizistinnen und Polizisten gaben an, dass es mit der Kredibilität der jungen Frau nicht zum Besten bestellt sei. Unter anderem steht die mehrfach vorbestrafte Prostituierte dringend im Verdacht, das Chalet von Ex-Grossrat Moritz Boschung angezündet zu haben. Zweifel daran, dass D. im Zusammenhang mit Paul Grossrieder letzte Woche die Unwahrheit gesagt haben könnte, wurden indessen nicht laut geäussert.

Darüber, dass D.’s früherer Kollegin Z. kein Wort geglaubt werden könne, waren sich die Zeuginnen und Zeugen hingegen einig. Z. – ebenfalls eine Prostituierte – gilt zusammen mit D. als Hauptbelastungszeugin im Fall Grossrieder. Sie beschuldigt den Ex-Drogenfahnder, mit ihr Gratissex gehabt zu haben, nachdem er ihr im Gegenzug Straffreiheit versprochen habe. Z. verzichtete letzte Woche darauf, vor Gericht auszusagen.

Polizeikommandant
sagt heute aus

Die Stunde der Wahrheit schlägt – wenn überhaupt je – heute Mittwoch: Um 10 Uhr wird Peter Baeriswyl, der ehemalige Chef der Freiburger Kriminalpolizei, vor dem Strafgericht des Saanebezirks aussagen. Um 14.45 Uhr ist Polizeikommandant Pierre Nidegger als Zeuge aufgeboten.

Der Parteivortrag der Staatsanwaltschaft ist für Mittwoch, 28. Juni, vorgesehen. Einen Tag später wird sich Grossrieders Verteidiger äussern, und am 4. Juli hat der Angeklagte die Gelegenheit, zu «seiner» Affäre Stellung zu nehmen. Die Urteilsberatung und die -eröffnung ist ebenfalls für den 4. Juli vorgesehen.

«Vertrauen
verloren»

Unter den rund drei Dutzend Prozessbeobachtern, die am Dienstag den dritten «Grossrieder»-Verhandlungstag mitverfolgten, war auch Albert Perler, der Chef der Hundebrigade der Freiburger Kantonspolizei. Er wurde von Untersuchungsrichter Patrick Lamon beschuldigt, im Zusammenhang mit einem Brand im Freiburger Schönbergquartier einen Versicherungsbetrug gedeckt zu haben. Nach einer Jahre dauernden Untersuchung wurde er freigesprochen.

Mit ALBERT PERLER sprach
JOHANNES HOFSTETTER

Nach einer massiven Vorverurteilung und einer jahrelangen Untersuchung wurden Sie vor wenigen Monaten vom Vorwurf des Versicherungsbetrugs entlastet. Was halten Sie nach «Ihrer» Affäre vom Freiburger Justizsystem?

Eigentlich nach wie vor viel. Nur habe ich das Vertrauen in gewisse Untersuchungsrichter schon lange verloren.

Empfinden Sie Hass auf die für Ihren Fall verantwortlichen Ermittler Patrick Lamon und Jacques Reyroud?

(Überlegt lange). Irgendwie schon (Pause). Aber ich besuche jetzt einen Kurs, in dem ich lerne, mit meinen Aggressionen umzugehen.

Was sagen Sie zum «Grossrieder-Prozess»?

Sehen Sie: Diese ganze Geschichte wäre zum Lachen, wenn sie nicht einen so tragischen Hintergrund hätte. Wenn die Untersuchungsrichter oder der Staatsrat ein Problem mit einem Polizeibeamten haben, sollen sie das doch um Gotteswillen erst unter vier oder sechs Augen ausmachen. Falls das nichts bringt, kann man ja immer noch an die Öffentlichkeit gehen. Aber was seit zwei Jahren mit Paul Grossrieder passiert, ist meiner Ansicht nach alles andere als korrekt.

«Ich bin niemanden verplichtet»

Staatsanwältin Anne Colliard Arnaud wieder zurück in der «Arena»

Obwohl sich André Clerc, der Anwalt des Freiburger Ex-Chef-Drogenfahnders Paul Grossrieder, dagegen wehrte, verteidigt Anne Colliard Arnaud seit Dienstagmorgen wieder die Interessen des Staates im Freiburger «Prozess des Jahres». Und zwar auf eigenen Wunsch und nicht etwa auf Druck der Kantonsregierung, wie sie behauptet.

Von JOHANNES HOFSTETTER

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