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Luxus und Nachhaltigkeit passen nicht zusammen

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Im Goldbergbau herrschen oft prekäre Bedingungen. Grösste Abnehmerin ist die Uhren- und Schmuckindustrie. Obwohl sich Schweizer Hersteller um Nachhaltigkeit bemühen, bleibt viel zu tun.

Das Unglück ereignet sich am 6. Mai 2023 mitten in der Nacht. In einer Goldmine im peruanischen Yanaquihua bricht ein Feuer aus. Giftige Gase lassen die Gänge im Innern des Berges zu einer tödlichen Falle werden. n27 Bergleute verlieren in jener Nacht ihr Leben.

Die Mine, die den Namen «Esperanza» oder «Hoffnung» trägt, ist Teil eines Schweizer Vorzeigeprojektes – der «Swiss Better Gold Initiative». Via Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) wird sie auch mit Bundesgeldern unterstützt. Konkret mit 6 Millionen Franken über vier Jahre.

Damit sollen soziale und ökologische Prozesse im handwerklichen und kleinen Goldbergbau gefördert werden. Heisst auch: Eigentlich sollten in Minen wie der «Esperanza» besonders hohe Standards gelten. Schliesslich wird das Gold als besonders nachhaltig vermarktet.

Ein vorläufiger Untersuchungsbericht der peruanischen Behörden stellt jedoch kurz nach dem Unfall massive Sicherheitsmängel in der Mine fest. Die Bedingungen seien gefährlich gewesen: schädlicher Dampf und Staub, zu hohe Temperaturen, unzureichende Belüftung. Zudem habe es an Aufsichtspersonen, Warnsystemen und Brandschutz gemangelt. Der definitive Bericht steht noch aus.

Bundesgelder flossen an die Mine

«Das Grubenunglück hat uns alle tief erschüttert», sagt Diana Culillas, CEO von Swiss Better Gold auf Anfrage von CH Media. Selbstverständlich habe man nach dem Unfall die Vorgehensweisen angepasst. So habe man die Präsenz vor Ort verstärkt, um mehr eigene Kontrollen durchzuführen und die Sicherheitsmassnahmen zu verbessern.

Culillas verweist aber auch auf den definitiven Untersuchungsbericht, den man abwarten müsse. Die Minenbetreiberfirma habe die Ergebnisse des ersten Berichts in wichtigen Punkten widerlegt. In der Folge hätten die Behörden der Mine erlaubt, ihren Betrieb wieder aufzunehmen.

Das Unglück wirft dennoch viele Fragen auf. Wenn es sogar in vergleichsweise gut kontrollierten Minen zu derartigen Unfällen kommt, wie gefährlich ist dann der Abbau in nicht zertifizierten Minen? Ist ein nachhaltiger Goldabbau überhaupt möglich? Und welche Verantwortung tragen die Firmen, die das Edelmetall weiterverarbeiten, für die prekären Bedingungen?

Gold ist zentral für verschiedene Wirtschaftszweige: Zentralbanken bunkern es als Reserve; im Technologiesektor spielt es eine Schlüsselrolle; noch immer werden daraus Barren und Münzen gefertigt, und auch als Investmentmöglichkeit ist es gefragt. Doch weitaus der grösste Bedarf herrscht in der Schmuckindustrie. Auf sie entfällt die Hälfte des globalen Goldbedarfes, wie Zahlen des Interessenverbandes World Gold Council zeigen. Rund 2200 Tonnen Gold fliessen jährlich in Juwelierprodukte.

Das Verschwenderische kann nicht nachhaltig sein

Wie können die Uhren- und Schmuckhersteller kontrollieren, ob ihre Lieferketten nachhaltig sind? Nachgefragt beim Luxusexperten Frank Müller, Dozent an der Universität St.Gallen und Gründer des Beratungsunternehmens The Bridge to Luxury. Er benennt ein grosses Problem bei Edelmetallen wie Gold: «Sobald das Rohmetall eingeschmolzen wird, wissen wir nicht mehr, woher es stammt.»

Zwar gibt es mittlerweile Technologien wie jene des Zürcher Start-ups Haelixa, die eine vollständige Rückverfolgung ermöglichen. Dazu wird das Gold bereits in der Mine mit einem DNA-Marker besprüht. Seit 2021 haben verschiedene Banken wie die Zürcher Kantonalbank oder Raiffeisen rückverfolgbare Goldbarren im Sortiment. Doch vielerorts kommen solche Verfahren noch nicht zum Einsatz.

Durch mineralische Analysen lässt sich laut Müller zwar bestimmen, aus welcher Region das Gold stammt, aber nicht, aus welcher Mine. Es komme auch vor, dass Dokumente gefälscht würden. «Dies zu beweisen und zu ahnden, ist sehr schwer. Ausser, wenn Herkunftsnachweise zum Beispiel in einer Blockchain abgelegt werden.»

Der Luxusexperte weist auch darauf hin, welche Herausforderungen die schwierige Rückverfolgung für die Schmuckhersteller mit sich bringt. Die Firmen würden moralisch auch für Verstösse verantwortlich gemacht, für die sie rechtlich nicht haftbar seien. Zudem habe nachhaltiges Gold seinen Preis: «Wenn man die ganze Lieferkette nachhaltig gestalten will, verteuert das die Produkte um den Faktor zwei bis drei.» Da stelle sich die Frage, ob die Kundschaft bereit sei, die höheren Preise zu bezahlen.

Und ganz grundsätzlich stehe die Branche vor einem schwer lösbaren Konflikt. «Ein Luxusartikel definiert sich über das Unnötige, das Verschwenderische, das Überdurchschnittliche – und über das Rare und Exklusive.» Sich etwas zu leisten, das man eigentlich nicht benötige und das dazu noch viele Ressourcen verbrauche, laufe der Idee von Nachhaltigkeit genau zuwider.

Müller sieht in der Branche zwei Strategien, mit diesem Widerspruch umzugehen. Entweder versuchten die Marken trotzdem, möglichst sozial gerechte und umweltfreundliche Produkte anzubieten. Oder sie würden sich mit sehr hochpreisigen Angeboten auf eine Nische spezialisieren, wo sie gewissermassen unter dem kritischen öffentlichen Radar fliegen könnten.

Firmen geben ungern oder gar keine Auskunft

Die Branche hält sich bedeckt. Mehrere der bekannten Uhren- und Schmuckmarken, die CH Media um eine Stellungnahme gebeten hat, geben äusserst zurückhaltend oder gar keine Auskunft. Darunter auch Unternehmen, die Mitglied bei Swiss Better Gold sind und wohl in Verbindung zur Unfallmine stehen.

So etwa Chopard. Zwei Mitglieder des Managements traten 2021 gemeinsam mit der Mitbesitzerin der peruanischen Unfallmine an einem Event des Verbandes auf.

Der Genfer Uhren- und Schmuckhersteller produziert unter anderem seit 25 Jahren die goldene Palme für das Filmfestival von Cannes. Auf der Website rühmt er sich damit, zu 100 Prozent ethisches Gold zu verwenden. Konkrete Fragen dazu wollte die Firma aber nicht beantworten. Auf wiederholte Anfragen von CH Media hat sie nicht einmal reagiert.

Zu den Abnehmern des Goldes aus der Yanaquihua-Mine gehört auch die UBS. Zumindest erklärte dies der Chef der Raffinerie Metalor, in der das Gold verfeinert wird, gegenüber Swissinfo. Auf Anfrage will die Grossbank dies aber weder dementieren noch bestätigen. Sie antwortet sehr allgemein: UBS sei seit 2014 Mitglied bei Swiss Better Gold und unterstütze die Initiative, um eine nachhaltige Goldwertschöpfungskette von handwerklichen und kleinen Minen bis zur Vermarktung zu schaffen.

Auch der Luzerner Uhren- und Schmuckhersteller Bucherer, der jüngst von Rolex gekauft wurde, will sich nicht zur eigenen Lieferkette und zur Verwendung von zertifiziertem Gold äussern.

Der Waadtländer Uhrenhersteller Audemars Piguet antwortet mit einem Satz auf den Fragenkatalog: «Die Herkunft des Goldes verdient unsere ganze Aufmerksamkeit. Das Gold, das wir kaufen, stammt ausschliesslich von Schweizer Raffinerien.»

Der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont, der Marken wie IWC, Cartier und Van Cleef & Arpels beherbergt, teilt mit: Über 95 Prozent seines Goldes kaufe man bei Varinor, der konzerneigenen Raffinerie. Dieses Gold sei komplett recycelt und nach den Standards des Responsible Jewelry Councils zertifiziert. Das Label ist anerkannt, wird aber teilweise als Selbstzertifizierung der Branche kritisiert.

Am auskunftsfreudigsten zeigt sich der Uhrenhersteller Breitling mit Sitz in Grenchen. Man habe die Wertschöpfungsketten in den vergangenen Jahren «grundlegend verändert», insbesondere bei der Beschaffung von rückverfolgbarem Gold aus handwerklicher und kleiner Produktion. Man habe dies mit dem Ziel getan, vollständige Transparenz zu gewährleisten. Im vergangenen Jahr habe Breitling den gesamten Goldbedarf von gut 900 Kilogramm über Swiss Better Gold bezogen.

Für eine nachhaltige Lieferkette sei es entscheidend, «über mehrere Kontrollfunktionen und ein Netzwerk von Spezialisten zu verfügen, die unabhängige Beurteilungen vornehmen». Zudem besuche man die Partnerbetriebe persönlich. Für Breitling ist auch klar: «Die Bemühungen um Transparenz im Kleinbergbau und in der Uhrenindustrie müssen weiter ausgebaut werden.»

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